1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Geldwäsche-Affäre der Deutschen Bank weitet sich aus

22. Dezember 2015

Die verdächtigen Transaktionen der Russland-Tochter der Deutschen Bank sollen sich auf bis zu 10 Milliarden Euro belaufen. Von dieser Summe gehen Insiderangaben zufolge die Ermittler in Moskau mittlerweile aus.

https://p.dw.com/p/1HRmZ
Geld auf Wäscheleine Symbolbild
Bild: Fotolia/Zbyszek Nowak

Die Geldwäsche-Affäre der Deutschen Bank in Russland weitet sich aus: Dort dürften Kunden nach neuesten Erkenntnissen der Ermittler Rubel-Schwarzgeld in Höhe von insgesamt zehn Milliarden Dollar gewaschen haben, wie eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag sagte. Bislang war von sechs Milliarden Dollar die Rede gewesen.

Nun wurden bei internen Untersuchungen weitere verdächtige Transaktionen aufgedeckt. Diese Ergebnisse habe die Bank im September an internationale Behörden weitergeleitet, die sich ebenfalls mit den Fall beschäftigen. Dazu gehören unter anderem das US-Justizministerium und die Finanzbehörde von New York (DFS).

Die Deutsche Bank wollte sich nicht im Detail zu den neuen Entwicklungen äußern, über die auch die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet hatte. Eine Sprecherin verwies auf die bisherige Stellungnahme des Instituts, wonach Aktienhandelsgeschäfte in Moskau und London untersucht würden, deren Gesamtvolumen "erheblich" seien.

Gegen einzelne Personen seien disziplinarische Maßnahmen eingeleitet worden. Dem Insider zufolge hat bislang lediglich die Russische Zentralbank eine Mini-Strafe von 5000 Dollar gegen das Frankfurter Institut verhängt - wegen mangelhafter Kontrollen, mit wem sie eigentlich Geschäfte gemacht hat.

"Das kann Libor-Dimensionen annehmen"

Unabhängig davon könnte die Russland-Affäre die Deutsche Bank aber viel Geld kosten, weil die US-Behörden ermitteln. Das tun sie immer dann, wenn der Dollar involviert ist. Inzwischen geht es aber auch um die Frage, ob Sanktionsverstöße vorliegen, weil eventuell Geschäfte mit Vertrauten von Russlands Präsident Wladimir Putin gemacht wurden. Dessen Umfeld ist seit der Krim-Krise mit Strafmaßnahmen belegt.

Der neue Deutsche-Bank-Chef John Cryan, der die Skandale des Hauses aufarbeiten will, hatte Ende Oktober gesagt, die Bank habe zwar Rückstellungen für die Affäre gebildet. Sie könnten aber möglicherweise nicht ausreichen, das Institut sei hier "verwundbar". Details hatte er nicht genannt.

In Finanzkreisen heißt es, die Bank habe für Russland bislang weniger als eine Milliarde Euro zur Seite gelegt, weil es keine Vergleichsfälle in der Branche gebe und es schwer sei, drohende Strafen abzuschätzen. Nach oben sei aber alles offen, betonte eine Person, die mit den Beratungen im Führungszirkel vertraut ist und von großer Nervosität berichtet: "Das kann Libor-Dimensionen annehmen", sagte der Insider mit Blick auf den Zinsskandal. Hier hatten die Behörden in Großbritannien und den USA der Bank eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar aufgebrummt - die EU-Kommission kassierte zusätzlich 725 Millionen Euro.

Intern zählt Russland bei der Aufarbeitung der milliardenschweren Rechtsstreitigkeiten neben US-Hypothekenklagen und Vorwürfen der Günstlingswirtschaft in Asien derzeit zu jenen drei Fällen, die der Bank am meisten auf den Nägeln brennen. Große Teile des Russland-Geschäfts, insbesondere im Investmentbanking, gibt die Deutsche Bank als Konsequenz aus den Unregelmäßigkeiten auf.

tko/dk (rtr)