Am großen Strom Brahmaputra, hier Jamuna genannt, lässt sich das Auftauchen und Verschwinden der sogenannten Chars beobachten. Die auf ihnen lebenden Menschen, die Chauras genannt werden, arrangieren sich auf beeindruckende Weise mit der Naturgewalt Wasser. So gehen sie ihrer landwirtschaftlichen Arbeit nach und leben in kleinen Gemeinschaften, stets in dem Wissen, dass alles, was sie sich aufgebaut haben, mit dem nächsten Jahreswechsel vernichtet werden kann. Es ist Trockenzeit, der Fluss Jamuna hat sich zurückgezogen und lange weiße Sandbetten und neue Inseln mit fruchtbaren Böden hinterlassen. Der Chaura Rahim Shorkar hat jetzt viel zu tun und hofft, die Ernte rechtzeitig vor dem nächsten Hochwasser einfahren zu können. Rahim möchte sein Leben nicht gegen eines auf dem Festland eintauschen. Seine Frau Alea sieht das kritisch. Welche Zukunft haben sie hier und vor allem ihr sechsjähriger Sohn Ashik? Stets kann ihnen das gleiche Schicksal wie dem Nachbarn Shuruz Saman drohen: Den hat es zum sechsten Mal in seinem Leben erwischt. Sämtliche seiner Felder und Grundstücke hat das Wasser geschluckt. Wieder müssen seine gesamten Ersparnisse für einen Neuanfang herhalten. Alle Chauras kennen dieses Leid, alle helfen einander, packen mit an, wenn die Wellblechwände ihrer Häuser wieder auf Wanderschaft gehen, weil ein neuer Platz gefunden werden muss, wo das Wasser nicht ist. Das Leben hier ist nicht einfach und wird auch nicht einfacher. Im Gegenteil, der Klimawandel wird die Extreme von Monsun- und Trockenzeit noch verstärken.