Die Behörde und der Filmstar
8. August 2015"Herr Schweiger muss gut mit den Behörden arbeiten, auf dem Gelände muss zum Beispiel auch Platz für die Dienststelle des BAMF sein", sagte der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Manfred Schmidt, der Zeitung "Die Welt". Auch müssten Büros für die Wohlfahrtsverbände oder die Rückkehrberatung vorhanden sein: "Eine Unterkunft hinsetzen und dann läuft es - ganz so einfach ist es dann doch nicht."
"Tatort"-Kommissar Til Schweiger hatte vor einer Woche angekündigt, er wolle in Osterode am Harz in einer alten Bundeswehrkaserne zusammen mit Freunden ein "Vorzeige-Flüchtlingsheim" mit Freizeitangeboten für Kinder, einer Sportanlage, Werkstätten und einer Näherei schaffen.
"Wenn jemand behauptet, dass er es besser kann, ist die erste Reaktion einer Verwaltung immer zunächst zurückhaltend", räumt BAMF-Präsident Schmidt ein. Zumal es bereits Vorzeigeunterkünfte gebe. In Ellwangen habe er eine Einrichtung besucht, die er als "Musterunterkunft" bezeichnen würde. "Die Verwaltung kann das also auch", sagte der Behördenchef.
Andererseits habe es ein Privatmann bei ein paar Dingen wesentlich leichter als die öffentliche Verwaltung. So müsse Schweiger bei der Suche nach einem Betreiber keine europaweite Ausschreibung starten. "Verwaltungen sind an die strikten Vergabestrukturen gebunden."
Treffen mit dem Vizekanzler
Er wünsche dem Schauspieler das Beste für sein Vorhaben, sagte Schmidt. "Das Gute ist, dass ein Prominenter wie Til Schweiger der Bevölkerung zeigt: Ich kümmere mich um Flüchtlinge. Das ermuntert viele, sich in dem für sie möglichen Maße einzubringen." Es bleibe aber das Bild: "Der Staat kann's nicht." Und an dieses Bild glaube er nicht.
Am Freitag hatte sich Schweiger mit SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel getroffen. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung ist es bei dem Gespräch um "gemeinsame Aktionen für Flüchtlingsfamilien und gegen rechtsradikale Hetzer" gegangen.
rb/se (afp, dpa, kna)