Die Baustellen der Bundeswehr
Zu wenig, zu alt - oder einfach untauglich: Seit Jahren reißen die Klagen über die unzureichende Ausstattung der Bundeswehr nicht ab. Eine Herausforderung für die neue Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer.
Kampfpanzer "Leopard 2"
Der Wehrbeauftrage des Bundestags, Hans-Peter Bartels, schrieb in seinem Ende Januar vorgestellten Jahresbericht: "Von einer materiellen Vollausstattung ist die Truppe weit entfernt. In allen Bereichen mangelt es an Material." Auch beim Kampfpanzer "Leopard 2" herrscht seit Jahren Mangel. Nur ein geringer Teil ist einsatzfähig.
Schützenpanzer "Puma"
Nicht besser sieht es beim Schützenpanzer "Puma" aus: Im Februar waren von 244 ausgelieferten Fahrzeugen nur 60 einsatzbereit. Das Verteidigungsministerium beklagte die Qualität bei der Auslieferung der fabrikneuen Geräte. Eigentlich handelt es sich nur um eine Testversion: Die volle Einsatzreife der Puma-Panzer wird nicht vor 2024 erwartet.
Reparieren, reparieren, reparieren...
Die Reparatur-Einheiten sind im Dauereinsatz. Aber auch das läuft nicht ohne Probleme ab: Teilweise fehlen wichtige Ersatzteile und - so beklagt es der Wehrbeauftragte - seien bei den Industrie-Instandsetzungen "viel zu lange Wartezeiten" mittlerweile die Regel.
Transportflugzeug A400M
Flugzeuge, die am Boden bleiben: Beim Transportflugzeug Airbus A400M ist das ein Dauerzustand. Lange galt der A400M als "Pannenflieger": Er war teurer als kalkuliert, kam später als geplant und konnte weniger als vereinbart. Weil zu wenige Maschinen einsatzbereit sind, fliegt die Bundeswehr weiter mit der 50 Jahre alten Transall.
Kampfhubschrauber "Tiger"
Nach einem internen Bericht ist auch nur ein kleiner Teil der Bundeswehr-Hubschrauber tatsächlich einsatzbereit: Danach verfügen etwa die Heeresflieger über 53 Kampfhubschrauber des Modells "Tiger". Davon waren im vergangenen Jahr durchschnittlich aber nur 11,6 einsatzbereit. Bei den Transporthubschraubern des Typs NH90 und CH-53 sind die Zahlen ähnlich desaströs.
Segelschulschiff "Gorch Fock"
Die Sanierung des Segelschulschiffs "Gorch Fock" sollte zunächst nur zehn Millionen Euro kosten. Inzwischen ist dieser Betrag förmlich explodiert - auf 135 Millionen Euro, wovon bisher knapp 70 Millionen Euro gezahlt wurden. Die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen räumte ein, dass es bei der ersten Kostenschätzung der Bundeswehr schwere Fehler gegeben habe.
U-Boot U-212A
Generalinspekteur Eberhard Zorn beklagte im März in einem internen Bericht die Lage. Besonders prekär sei sie bei der Marine: Im vergangenen Jahr habe über einen Zeitraum von fünf Monaten kein einziges U-Boot der Klasse U-212A für Einsätze zur Verfügung gestanden. Der Bericht hatte Konsequenzen: Künftig, so Ursula von der Leyen, sollten solche Zahlen geheim bleiben.
Sturmgewehr G36
Die Soldaten mochten es, die Ministerin aber nicht: Weil das Sturmgewehr G36 bei Laborversuchen unter extremen Temperaturbedingungen ungenau schoss, wurde es aussortiert. Der Vergabe-Prozess für die Beschaffung eines Nachfolgemodells war aber von Pleiten, Pech und Pannen gekennzeichnet. Der Bundesrechnungshof kritisierte "schwerwiegende" Mängel in der Ausschreibung,
Ausrüstung mangelhaft
Doch nicht nur bei Großgeräten drückt der Schuh: Der Wehrbeauftragte Bartels beklagte auch, dass immer noch viel zu wenige Ausrüstungsgegenstände wie Schutzwesten, Stiefel, Bekleidung, Helme oder Nachtsichtgeräte vorhanden seien. Als Haupthindernis erlebten die Bundeswehrangehörigen die "Überorganisation von allem und jedem"; sie sprächen vom "Bürokratiemonster Bundeswehr".