Die Banken fürchten den Strafzins
5. September 2019Zweieinhalb Milliarden Euro zahlen allein deutsche Geldhäuser im Jahr an Strafzinsen, wenn sie über Nacht Gelder bei der Notenbank parken. Inzwischen liegt der sogenannte Einlagensatz bei minus 0,4 Prozent. Die meisten Analysten gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EBZ) in der kommenden Woche den Einlagensatz weiter ins Minus senkt, um die Kreditvergabe und so die Wirtschaft im Euroraum anzukurbeln. Das sehen die Banken mit Sorge.
Denn so würden Europas Banken kontinuierlich geschwächt, kritisiert der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Hans-Walter Peters, bei einer Tagung in Frankfurt. Für die Geschäftsbanken im Euroraum würde die Zinslast nach seinen Angaben von 7,5 Milliarden auf 9,5 Milliarden Euro steigen, für die deutschen Banken von derzeit 2,5 auf 2,9 Milliarden Euro.
Bafin hält nichts von Zinsverboten
Viele Banken und Sparkassen geben die Negativzinsen mittlerweile an Unternehmen und reiche Privatkunden mit hohen Einlagen weiter. Einfache Sparer blieben bisher verschont, doch inzwischen schließen Banken und Sparkassen auch für sie Strafzinsen nicht mehr aus. Das soll möglicherweise politisch verhindert werden.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte vor zwei Wochen einen Vorstoß des Freistaats im Bundesrat angekündigt, um Negativzinsen für einen Großteil der Sparer zu verbieten. Einlagen bis 100.000 Euro sollten grundsätzlich von solchen Strafzinsen ausgenommen werden, sagte der CSU-Chef. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) will prüfen lassen, ob dies rechtlich überhaupt möglich ist.
Doch Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling hatte sich bereits klar gegen ein generelles Verbot von Negativzinsen für Sparer ausgesprochen. Und die Finanzaufsicht Bafin schlägt nun in dieselbe Kerbe: "Ich würde der Politik nicht empfehlen, dieses Instrument in Erwägung zu ziehen", sagte Bafin-Chef Felix Hufeld bei der Frankfurter Bankenkonferenz.
rb/sti (dpa, rtr)