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"Die Armen bleiben zurück"

24. Dezember 2012

Deutschland geht es gut - doch Arm und Reich driften auseinander: So die Botschaft von Bundespräsident Gauck zu Weihnachten. Auch die Kirchen beleuchten zum Fest die soziale Lage.

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Ein phantasievoll geschmücktes Dach eines Standes auf dem Striezelmarkt in Dresden (Foto: DW)
Bildergalerie Dresdner Striezelmarkt ist fast 600 Jahre altBild: DW

Die großen christlichen Kirchen in Deutschland haben zu Weihnachten vor einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft gewarnt und Solidarität mit Schwächeren angemahnt. So beklagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch: "Die Armen bleiben zurück, und der Reichtum in der Hand einiger weniger nimmt weiter zu. Das ist eine gefährliche Entwicklung."

Wenn die soziale Schere so auseinandergehe, führe das zu Unruhe. "Wir sind der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. Jeder Mensch braucht die Chance zu einem menschenwürdigen Einkommen", betonte Zollitsch. Seine offizielle Weihnachtspredigt hält der Freiburger Erzbischof an diesem Dienstag.

Herzenswünsche zum Weihnachtsfest

Armut im Alter

Er wies auch auf das Problem drohender Armut im Alter hin. Dieser Zustand bereite ihm Sorge, so Zollitsch. "Es erscheint mir angebracht, diejenigen stärker in die Pflicht zu nehmen, die über hohe Einkommen verfügen. Steuererhöhungen und Abgaben für Vermögende dürfen kein Tabu sein, wenn es gilt, gesellschaftlich wichtige Aufgaben zu finanzieren."

Der oberste Repräsentant der protestantischen Christen in Deutschland, der EKD-Vorsitzende Nikolaus Schneider, wies darauf hin, auch hierzulande gerieten zunehmend Menschen ins Abseits und drohten dauerhaft abgehängt zu werden. "Die Weihnachtsbotschaft fordert uns heraus, für diese Menschen die Stimme zu erheben und nach sozialer Gerechtigkeit zu suchen", sagte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland in Hannover.

Solidarität auch mit den Griechen

Schneider rief in seiner Botschaft zum diesjährigen Weihnachtsfest zu Solidarität mit dem durch die Schuldenkrise gebeutelten Griechenland und auch mit anderen europäischen Ländern auf. Er betonte: "Europa ist mehr als ein Wirtschaftsraum. Europa ist ein Friedensprojekt." Auch Nationen dürften nicht allein auf ihren materiellen Vorteil bedacht sein.

Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki rief dazu auf, sich aktiv für Frieden und soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Die Menschen dürften nicht die Hände in den Schoß legen und auf den Frieden warten, sagte Woelki in seiner Predigt zum Heiligen Abend.

Bundespräsident will ein solidarisches Land

Auch Bundespräsident Joachim Gauck rief die Deutschen angesichts wachsender sozialer Unterschiede zu Solidarität auf. "Ja wir wollen ein solidarisches Land", sagte Gauck in seiner ersten Weihnachtsansprache, die am Dienstag im Deutschen Fernsehen ausgestrahlt wird.

"Ein Land, das den Jungen Wege in ein gutes Leben eröffnet und den Alten Raum in unserer Mitte belässt. Ein Land, das jene, die seit Generationen hier leben, mit jenen verbindet, die sich erst vor kurzem hier beheimatet haben." Das Staatsoberhaupt erklärte weiter: "Wer keine Zuwendung erfährt und keine schenkt, kann nicht wachsen, nicht blühen." In der Sprache der Politik heiße das Solidarität, in der Sprache des Glaubens Nächstenliebe und in den Gefühlen der Menschen Liebe.

Mit Blick auf seinen kürzlichen Besuch in einem brandenburgischen Flüchtlingswohnheim sagte Gauck: "Zwar werden wir nie alle Menschen aufnehmen können, die kommen. Aber: Verfolgten wollen wir mit offenem Herzen Asyl gewähren und wohlwollend Zuwanderern begegnen, die unser Land braucht."

se/GD (KNA, epd, dapd, dpa, afp)