"Die 68er": Fotografien von Ludwig Binder und Jim Rakete in der Kulturbrauerei
Der Schahbesuch, das Attentat auf Rudi Dutschke, die Studentenrevolte in Berlin - der Pressefotograf Ludwig Binder machte diese Fotos zu Ikonen der 68-Bewegung. Damals mit dabei als Assistent: Jim Rakete.
Demo gegen den Schah
Die Revolte von 1968 nahm schon ein Jahr zuvor ihren Anfang. Beim Staatsbesuch des Schah von Persien entlud sich der aufgestaute Protest der Berliner Studenten. Der persische Geheimdienst hatte sogenannte "Jubel-Perser" nach Berlin gekarrt, die mit Dachlatten auf die protestierenden Studenten losgingen. Am Abend fiel der Schuss auf Benno Ohnesorg. Pressefotograf Ludwig Binder war ganz nah dran.
Attentat auf Dutschke
Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke war Binder mit der Kamera sofort vor Ort. Er hörte Polizeifunk ab, erzählt Jim Rakete, der dem Pressefotografen als Praktikant zur Hand ging. Hier der Blick auf den Tatort: am 11. April 1968 schoss der Rechtsradikale Josef Bachmann dreimal auf den Studentenführer, der den Mordanschlag nur knapp überlebte. Am Abend zogen Demonstranten vors Springer-Hochhaus.
Polizei-Staat
Die studentischen Protestaktionen wurden von Polizeiseite sytematisch niedergeknüppelt, viele wurden verhaftet. Die Infiltration des Polizeiapparates mit ehemaligen Nazis wurde von den Demonstranten angeprangert. Filmemacher Roman Brodmann nannte seinen anlässlich des Schah-Besuches gedrehten Film bewusst "Der Polizeistaatsbesuch". Im Hintergrund der Tonspur fällt der Schuss auf Benno Ohnesorg.
Spuren der Gewalt
Der Mordanschlag auf Rudi Dutschke setzte die Studentenunruhen 1968 endgültig in Gang. Die Ereignisse in Berlin hatten Signalwirkung für die BRD: Überall in den westdeutschen Universitätsstädten kam es zu lautstarken Demos und radikalen Protestaktionen - gegen die Springer-Presse und gegen den "Muff von 1000 Jahren unter den Talaren". Hier dokumentierte Binder die "Schlacht am Tegeler Weg".
Die Zeitzeugin
Parallel zu den Fotos von Binder beschäftigte sich Fotograf Jim Rakete noch einmal mit den Protagonisten der 68er Revolte. Er besuchte diejenigen, die bei den Protestaktionen der Studenten dabei waren. Friederike Hausmann geriet am 2. Juni 1967 zufällig in die Demo. Sie legte den schwer verletzten Benno Ohnesorg auf ihre Handtasche und versuchte zu helfen - vergeblich. Das Foto ging um die Welt.
Der Kommunarde
Er ist so etwas wie ein "Guru der freien Liebe" geworden: Rainer Langhans gehörte zur berühmten "Kommune I" in West-Berlin, in der junge Leute und Studenten neue alternative Lebensformen ausprobierten. Die Kommunarden Fritz Teufel, Dieter Kunzelmann und Rainer Langhans mischten da fröhlich anarchisch mit: "Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment" war das Motto 1968.
Die Feministin
Auch politisch aktive Frauen waren 1968 alles andere als gleichberechtigt und beklagten, weiterhin "Objekte" der Männer zu sein. Die Kinderfrage war Frauensache. Der "Weiberrat" stellte den Kommunarden in einer feministischen Protestaktion schmutziges Geschirr in die Betten. Die spätere Filmemacherin Helke Sander ging mit ihrem Tomatenwurf auf die "Herren der Apo" in die Geschichte ein.
Die Ausstellung
"Die 68er" gingen nach den Ereignissen in Berlin und West-Deutschland unterschiedliche Wege. Otto Schily und Joschka Fischer wählten wie viele den berühmten "Marsch durch die Institutionen", der die Revolution von innen in Gang bringen sollte. Andere wählte das Private, das ebenso politisch sein konnte. Die Ausstellung vom Haus der Geschichte in der Kulturbrauerei geht noch bis zum 7.10.2018.