Jahrhundertprinzessin?
31. August 2007"Sie war eine Jahrhundertprinzessin“, schwärmt Evelyn Marie Seidel, Gründerin des "Lady Di Gedächtnisclubs in Hameln. "Das wird es in den nächsten hundert Jahren nicht wieder geben!“ Der Lady-Di-Gedächtnisclub besteht seit neun Jahren. Aus der damaligen Betroffenheit der Mütter im Dorf sei er entstanden. "Da war das Bedürfnis über die Prinzessin zu reden“, erinnert sich Evelyn. Die zwölf festen Clubmitglieder kommen aus den verschiedensten Ecken.
Aus Baden-Baden, Hamburg, Furtwangen, Berlin und Hannover reisen sie einmal im Monat nach Hameln im Weserbergland. Denn der Club sei der einzige deutschlandweit. Ihr Wohnzimmer machte Evelyn zum Diana-Zimmer, ganz im englischen Stil. Blümchengardinen, ein großer hölzerner Tisch und Dianas Lächeln von allen Wänden. Auch Briefmarken, Bücher und ein Fingerhut aus Russland auf dem Diana abgebildet ist, gehören zur der Clubsammlung.
Kaffee trinken, Zeitungsartikel tauschen und die neusten Diana-Bücher besprechen: Wenn es um Diana geht, kommt bei ihren Verehrern keine Langeweile auf. Doch ein Gedächtnisclub einer britischen Prinzessin wäre keiner ohne das Reisen in ihre Heimat nach England. Jedes Jahr fahren sie zum Geburtstag und Todestag nach London, unterwegs auf den Spuren ihrer Prinzessin.
Das Phänomen Diana
"Prinzessin Diana ist zur Idealisierung geworden“, meint der Hamburger Psychologe Eckhard Winderl. Jung, reich und schön und dann noch ihr karitativer Einsatz. Das seien alles Ideale nach denen Menschen streben und die sie bewundern. Eine märchenhafte Glamourwelt im Rampenlicht - eine Welt, in der viele gerne leben würden. Doch Diana war eben nicht Princess Perfect! Magersüchtig, unglücklich verliebt und betrogen, eine Frau mit deren Leiden sich viele identifizieren konnten. Sie habe ihre menschlichen Schwächen gekannt und präsentiert, erklärt Psychologe Winderl.
Ein Star zum Anfassen, die Prinzessin der Herzen. "Sie war jemand im Königshaus, der keine Handschuhe getragen hat“, erzählt Fan Evelyn begeistert. "Das ist mal eine besondere Prinzessin!“ dachte sie sich schon damals. "Sie ist immer zuerst Mutter gewesen und dann Prinzessin.“ Zum Schluss hatte sie ihre große Liebe Dodi Al-Fayed gefunden, aber dann geschah der Unfall. Ihr Tod habe für viele etwas Geheimnisvolles, was auch die Verschwörungstheorie, dass sie ermordet worden sei, begründe, erklärt Psychologe Winderl.
Mit dem Thema hat sich die Berliner Kommunikationswissenschaftlerin Katrin Döveling ausführlich beschäftigt. Für sie ist es Dianas Tod, der sie endgültig zum Mythos gemacht habe. "Die Welt hielt kurz den Atem an.“ Durch die Medien sei die ganze Welt in Trauerstimmung gewesen. Nicht nur die Regenbogenpresse, es sei konstant überall darüber berichtet worden. "Diana verkörperte alle Elemente eines Dramas zum Mitleben“, meint Döveling. Durch diese Identifikation mit der modernen Frau und mit ihren Problemen, trauerten Menschen als hätten sie einen Freund verloren.
Fanclub auch zehn Jahre nach ihrem Tod
Vor dem Abflug zum zehnten Todestag nach London ist die 49-jährige Evelyn aufgeregt und gespannt zugleich. Der bewegendste Moment für sie werde der Gottesdienst vor dem Kensington Palace sein. Ein Blumenherzgesteck mit einem Engel werde der Gedächtnisclub aus Deutschland mitbringen. Dianas Andenken aufrechterhalten, dass sei es, was ihre Fans wollen, betont Evelyn.
Ist es psychologisch erklärbar, warum sich Menschen einen Teil ihres Lebens Diana widmen? "Durch den Gegenstand der Verehrung werden sie selbst geadelt“, erklärt Psychologe Winderl. Der Fan bekommt eine besondere Wertigkeit, weil er sich für etwas engagiert. Und weil Fansein verbindet, sind unter den Verehrern der ewigen Prinzessin, die sich jährlich zur Trauerfeier in London treffen, internationale Freundschaften entstanden. "Wir sind wie eine Großfamilie“, betont Evelyn glücklich.