Goretzka - so wertvoll ist er für den FC Bayern

Das Lob schallte durch das ganze Stadion. Manuel Neuer rief von ganz hinten aus seinem Tor heraus: "Super, Leon." Der Torhüter weiß offenbar zu schätzen, was Leon Goretzka für sein Team gegen Eintracht Frankfurt im Halbfinale des DFB-Pokals geleistet hat. Der 25-Jährige Nationalspieler rackerte, erkämpfte sich immer wieder Bälle, war immer da, wo er eigentlich nicht schon wieder sein konnte. Die Frankfurter schienen gerade im ersten Durchgang ratlos angesichts der Omnipräsenz des zentralen Mittelfeldspielers der Bayern. Nicht zuletzt durch die Arbeit Goretzkas an diesem Mittwochabend zogen die Münchner mit einem 2:1 (1:0) erneut ins Pokalfinale ein.

Wer Goretzka das letzte Mal vor der Corona-Pause in einem Spiel der Münchner gesehen hatte, der musste an diesem Pokal-Abend sicherlich zweimal hinschauen. Goretzka ist kaum wiederzuerkennen. Es scheint, als stünden eineinhalb Goretzkas auf dem Feld. Der Nationalspieler hat die Zwangspause augenscheinlich dazu genutzt, Muskelmasse aufzubauen. Die Arme stärker, das Kreuz breiter, der Oberkörper voluminöser.

Talentiert, aber auch ehrgeizig

Wer die sozialen Medien regelmäßig verfolgt und den Instagram-Account Goretzkas dabei unter Beobachtung hat, der dürfte von dieser physischen Entwicklung allerdings kaum überrascht sein. Denn dort postete er Bilder von anstrengenden Workouts. Diese zusätzliche Arbeit war sicher nicht allein der Liebe zu einem gestählten Körper geschuldet. Goretzka ist ein hochtalentierter, aber auch überaus ehrgeiziger Spieler, der seine Chance bei den Bayern beim Schopfe packen will.

Die Konkurrenz ist schließlich groß beim Rekordmeister. Mit Thiago hat er einen Haupt-Konkurrenten, der ihm technisch und wohl auch strategisch überlegen ist. Allerdings ist die Dynamik, auch mit der jetzt deutlich größeren Muskelmasse, die große Stärke Goretzkas. Hinzu kommen sein Teamgeist und seine Torgefahr. In den jüngsten beiden Bundesligaspielen gegen Düsseldorf und Leverkusen traf Goretzka jeweils.

Mit 18 Führungsspieler in Bochum 

Einst, als er beim VfL Bochum in der 2. Bundesliga seine Profi-Karriere begann, war er bereits mit 18 Jahren der entscheidende Spieler, obwohl er weit von dem Erscheinungsbild von heute entfernt war und eher als ein Hänfling daherkam, dem man ein reichhaltiges Mittagessen wünschte. Sein einstiger Coach beim VfL, Peter Neururer, schwärmte schon damals vom "vielleicht größten deutsche Talent seit 50 Jahren". Dass Neururer nicht gerade für verbale Zurückhaltung steht, ist bekannt. Doch an seiner Fußball-Expertise lässt sich mit Blick auf Goretzka nicht zweifeln. Beim FC Schalke 04 wirkte Goretzka nach seinem Wechsel zwar schon deutlich gereifter, aber seine Leistungen in Gelsenkirchen schwankten noch häufig, auch wenn seine überdurchschnittlichen Fähigkeiten auch dort nie zu übersehen waren. 

Mittlerweile ist er eine feste Größe im Nationalteam bei Bundestrainer Joachim Löw. Bildet auch dort, wie bei seinem Klub, mit Joshua Kimmich ein schwer zu überspielendes Duo. Gegen Frankfurt kam er aber - wie das gesamte Team - in der zweiten Hälfte ins Schwimmen. In dieser Phase der Partie hätte es gerade auch von Goretzka mehr Souveränität, mehr Ruhe gebraucht. Daran wird der Mittelfeld-Mann in Zukunft aber sicher auch noch intensiv arbeiten.