DFB-Pokal: Finale endet mit Sensation
20. Mai 2018Dass Frankfurts Trainer Niko Kovac seine Mannschaft in einer eher defensiven Grundordnung aufstellen würde, war keine Überraschung. Der Torhunger der Bayern in der zurückliegenden Bundesliga-Saison (92 Treffer) und auch die 1:4-Niederlage im Bundesliga-Spiel vor drei Wochen schrieben das fast zwingend vor. Überraschend waren andere Dinge in diesem Spiel.
Nämlich, wie flexibel die Frankfurter, die in Anspielung auf ihr Maskottchen und auf ihr zweites Pokalfinale nacheinander unter dem Motto "die Rückkehr der Adler" nach Berlin gereist waren, ihr Defensivkonzept umsetzten. Einerseits verengten sie ab der Mittellinie konsequent die Spielräume für die Münchener, andererseits setzten sie immer wieder Nadelstiche. Den ersten erfolgreichen bereits nach elf Minuten durch Ante Rebic. Der Kroate nutzte einen Fehler von James zur 1:0-Führung.
Spiel nimmt unerwarteten Verlauf
Eher negativ überraschend war, dass die Münchner gegen die Frankfurter Spielstrategie keine Mittel fanden. Dem Spiel des Favoriten fehlten Ideen, Tempo und auch die Präzision beim Zuspiel. Torgefahr erreichten die Bayern vorwiegend nach ruhenden Bällen. 75 Prozent Ballbesitz und 59 gewonnene Zweikämpfe blieben so nur Werte für die Spielstatistik.
Der Ausgleichstreffer in einer Drangphase kurz nach der Pause (Robert Lewandowski, 53.) schien die erwartete Wende einzuleiten. Der Druck, der nun endlich temporeich spielenden Bayern mündete in mehreren guten Gelegenheiten. Die Schüsse und Kopfbälle verfehlten jedoch entweder das Tor, landeten am Gebälk des Frankfurter Gehäuses oder wurden von Torhüter Lukas Hradecky weggefischt.
Frankfurt behält die Übersicht
Unübersehbar war jedoch gleichzeitig, dass Kovac seine Mannschaft offenbar genau auf solche Phasen eingestellt hatte. Frankfurt verlor am und im Strafraum nie die Übersicht. Die Bälle wurden selten hektisch aus der Gefahrenzone geschlagen. Im Gegenteil, immer versuchte die Eintracht, nach dem Ballgewinn Konter einzuleiten. Vorbildlich gelang das in der 82. Minute, als der super-schnelle Rebic zum 2:1 einschoss. Dass der Balleroberung vor dem Treffer kein strafwürdiges Handspiel vorausging, überprüfte Schiedsrichter Felix Zwayer durch persönliche Ansicht am Videogerät ebenso wie ein vermeintliches Foulspiel an Javi Martinez in der Nachspielzeit. Als die Bayern in dieser Phase mit Mann und Maus und Torwart Sven Ullreich stürmten, hatte der eingewechselte Mijat Gacinovic keine Mühe, den Ball zum 3:1 (90.+6) ins leere Tor zu schießen.
Bayern fehlt der letzte Biss
Die Saison endet damit für die Bayern mit einem Negativerlebnis. Nur einer von drei anvisierten Titeln - das ist unter dem Anspruch der Münchner und auch unter ihren Möglichkeiten. Besonders tragisch jedoch ist es für Trainer Jupp Heynckes, der, in der Not gerufen, den Klub zu einem souveränen Meistertitel führte. Eine Wiederholung seines Triple-Triumphes aus dem Jahr 2013 jedoch blieb ihm versagt.
In entscheidenden Spielen - erst im Champions-League-Halbfinale, und jetzt auch im Pokalfinale - sind die Bayern aber offenbar nicht mehr in der Lage, dominant aufzutreten. Der 73-jährige Trainer trug die Niederlage mit Fassung. "Zum Sportlerleben gehören Siege und Niederlagen. Wir haben heute gravierende Fehler gemacht", sagte Heynckes. "Am Ende braucht man sich bei so vielen vergebenen Chancen nicht zu wundern, dass man den Pokal nicht gewinnt."
Kovac kommt mit Titel nach München
Niko Kovac dagegen hat sein Meisterstück geliefert. Mit dem Pokalsieg krönt der 46-Jährige seine rund zweijährige Trainerarbeit in Frankfurt. Im ersten Jahr gelang es ihm in der Relegation, den Bundesliga-Verbleib der Eintracht zu sichern. Im zweiten Jahr führte er seine Mannschaft ins Pokalfinale - und verlor es gegen Dortmund. Zum Abschluss nun der 3:1-Triumph gegen die Bayern. Damit dürfte er vielleicht auch die letzten Zweifler überzeugt haben, dass er der richtige Trainer für die Bayern ist. Mit Beginn der neuen Saison warten in München spannende Aufgaben auf ihn.