DFB-Elf ohne Khedira in die Zukunft
29. August 2018Mit einem Mix aus altbekannten und neuen Namen geht Joachim Löw die anstehenden Aufgaben der deutschen Fußball-Nationalmannschaft an. Der Bundestrainer berief bei seiner Nominierung für die Partien gegen Weltmeister Frankreich (am 6. September in München) und Peru (am 9. September in Sinsheim) immerhin noch 17 Spieler, die auch beim blamablen WM-Aus in Russland dabei waren.
Löw will in seiner Mannschaft ein "Jetzt-erst-recht-Gefühl" auslösen: "Dass eine ganz andere Freude, eine ganz andere Begeisterung und eine ganz andere Leidenschaft herrschen wird, und dass wir auch taktisch variabler sein werden, dessen bin ich mir sicher."
Mit Havertz, Schulz und Max, aber ohne Khedira
Neu dabei im DFB-Kader ist neben dem Ex-Schalker Thilo Kehrer und Hoffenheims Nico Schulz der Leverkusener Mittelfeldspieler Kai Havertz. Der 19-Jährige ist seit seinem Bundesliga-Debüt im Oktober 2016 im Spiel der Werkself zu einer wichtigen Stütze geworden. Havertz, der seit der U16 alle DFB-Jugendnationalteams durchlaufen hat, kann im Mittelfeld zentral und auf außen alle Positionen spielen und ist bei Bayer auch schon als Stürmer eingesetzt worden.
Überraschend nicht dabei ist der Augsburger Linksverteidiger Philipp Max, der in den vergangenen Bundesliga-Saison mit 13 Torvorlagen auf sich aufmerksam gemacht hatte und schon vor der WM von vielen Experten und Fans gefordert worden war.
Löw: "Raum und Platz schaffen"
Ebenfalls nicht berücksichtigt wurde Sami Khedira. Der 105-malige Nationalspieler und Weltmeister von 2014 galt bereits im Vorfeld als einer der Streichkandidaten. "Ich habe Sami gesagt, dass ich Raum und Platz schaffen möchte gerade auf seiner Position und dass ich den einen oder andere jungen Spieler im Kopf habe", sagte Löw, der ein langes Gespräch mit Khedira hatte. "Er hat sich klare Ziele gesetzt und wird alles tun, um demnächst wieder zur Verfügung zu stehen."
Neben Khedira sind auch die WM-Fahrer Kevin Trapp, Marvin Plattenhardt und Sebastian Rudy nicht im Kader. Die vor der Weltmeisterschaft aussortierten Jonathan Tah, Leroy Sane und Nils Petersen sind wieder dabei. Mesut Özil und Mario Gomez waren nach der WM zurückgetreten. Sandro Wagner hatte sich bereits vor dem Turnier nach seiner Nichtberücksichtigung schmollend aus der Nationalelf zurückgezogen.
Gegen Frankreich unter Druck
Die Kadernominierung stand im Fokus, weil Löw der Öffentlichkeit gleichzeitig seine Erkenntnisse aus der Analyse des Scheiterns bei der WM in Russland präsentierte, das Löw als "absoluten Tiefschlag" bezeichnete. Löw sagte unter anderem, man wolle die Spielweise adaptieren, um zukünftig stabiler und variabler zu sein. "Eine Mannschaft, die ich trainiere, wird niemals nur defensiv spielen, aber wir müssen die richtige Balance finden."
Viel Zeit, sich zu finden, bleibt den Nationalspielern nicht, denn besonders das nächste Spiel gegen die Franzosen wird mit Spannung erwartet, da es zur neu eingeführten UEFA Nations League gehört und demnach ein Pflichtspiel ist. "Wir nehmen die Nations League sehr, sehr ernst", sagte Löw. Bei einer Niederlage stünden die Deutschen im zweiten Nations-League-Spiel in Amsterdam gegen die Niederlande (13. Oktober) bereits gehörig unter Erfolgsdruck. Über die Nations League werden einzelne EM-Startplätze für 2020 vergeben. Sollte Deutschland die Gruppe als Letzter beenden, würde das DFB-Team aus der A-Gruppe absteigen und bei der nächsten Ausgabe in der B-Gruppe antreten.
Der gesamte Kader für die Spiele gegen Frankreich und Peru im Überblick:
Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona)
Abwehr: Jerome Boateng (Bayern München), Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach), Jonas Hector (1. FC Köln), Mats Hummels (Bayern München), Thilo Kehrer (Paris St. Germain), Joshua Kimmich (Bayern München), Antonio Rüdiger (FC Chelsea), Nico Schulz (TSG Hoffenheim), Niklas Süle (Bayern München), Jonathan Tah (Bayer Leverkusen)
Mittelfeld/Angriff: Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Julian Draxler (Paris St. Germain), Leon Goretzka (Bayern München), Ilkay Gündogan (Manchester City), Kai Havertz (Bayer Leverkusen), Toni Kroos (Real Madrid), Thomas Müller (Bayern München), Nils Petersen (SC Freiburg), Marco Reus (Borussia Dortmund), Leroy Sane (Manchester City), Timo Werner (RB Leipzig)