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Deutschlands Unternehmen müssen eurofähig werden

Karl Zawadzky16. November 2001

Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland haben sich noch nicht ausreichend auf den Abschied von der Mark und auf die Einführung des Euro vorbereitet.

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Die Computerwirtschaft ist Vorreiter bei der Euro-Umstellung.Bild: APTN

Dabei drängt die Zeit, denn vom 1. Januar kommenden Jahres gilt in Deutschland wie in den anderen zehn Ländern des europäischen Währungsverbunds der Euro als das alleinige gesetzliche Zahlungsmittel. In vier Monaten müssen die Unternehmen ihre Geschäfte komplett in Euro abwickeln. Geschieht das nicht, drohen ihnen Geschäftsausfälle und Gewinneinbußen. Die Konjunktur könnte einen weiteren Dämpfer erhalten, erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung von IBM Deutschland, Erwin Staudt, am Donnerstag in Berlin.

Der Computerkonzern ist bereits komplett eurofähig. 400 Mitarbeiter in Deutschland waren seit Anfang vorigen Jahres mit der Umstellung aller Geschäftsprozesse, Datenverarbeitungssysteme, Verträge und Formulare auf den Euro befaßt. Die Umstellung ist vollzogen. Als Buchwährung, zum Beispiel bei Kalkulationen und Überweisungen, wird bereits der Euro eingesetzt. Staudt sagt: "Die Umstellung ist komplex, aber sie ist machbar. Sie muß strategisch angegangen werden, sie muß geplant sein. Und sie muß akribisch in allen Unternehmensbereichen und -prozessen durchgeführt werden."

Auch 70 Prozent der IBM-Kunden wickeln ihre Überweisungen bereits auch in Euro ab, doch 30 Prozent ausschließlich in D-Mark. Die Unternehmen in anderen Ländern sind weiter. Zum Beispiel in Portugal haben 98 Prozent der dortigen IBM-Kunden auf Euro umgestellt, in Spanien 93 Prozent und in Irland 95 Prozent.

Vor allem der deutsche Mittelstand tut sich mit der Umstellung auf die Gemeinschaftswährung schwer, was angesichts der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung des Mittelstandes für die deutsche Wirtschaft zu einem großen Problem werden kann.

Erwin Staudt erklärt: "Wir haben 3,3 Millionen kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland, die eine riesige wirtschaftliche Kraft darstellen. Sie beschäftigen rund zwanzig Millionen Menschen, haben im vergangenen und diesem Jahr rund eine Million neue Arbeitsplätze geschaffen. Sie wickeln 60 Prozent aller deutschen Umsätze ab und erbringen etwa 40 Prozent der gesamten Bruttoinvestitionen mit einer Einkaufsmacht von 258 Milliarden D-Mark. Und sie stellen übrigens auch die größte innovative Kraft in Deutschland dar, denn von den 60 wichtigsten Erfindungen des letzten Jahrzehnts stammen 49 aus Familienunternehmen und nur elf aus Großkonzernen. Von diesen 3,3 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen sind 60 bis 70 Prozent noch nicht eurofähig."

Die Umstellung auf den Euro erfordere eine Analyse aller Geschäftsprozesse, erklärte Marcus Schulz, Mitglied der Geschäftsführung beim Personaldienstleister Manpower. Dieses Unternehmen beschäftigt pro Jahr rund 30.000 Arbeitnehmer mehr oder weniger lang als Leiharbeitnehmer bei anderen Firmen. Die Umstellung auf den Euro hat Manpower 1,3 Millionen Euro gekostet; allerdings sind bei der Analyse aller Geschäftsprozesse erhebliche Rationalisierungsreserven entdeckt und genutzt worden.

Doch wenig erfolgreich war Manpower bei seinen 30.000 Beschäftigten damit, bereits jetzt die Monatsabrechnungen in Euro auszudrucken, wie Marcus Schulz erklärt: "Das Thema Euro ist bei diesen Kollegen so weit weg, das ist erschreckend. Und deswegen könnten wir durchaus beginnen, unsere Abrechnungssysteme für die Entgeltzahlungen unserer Zeitarbeitnehmer auf Euro umzustellen. Wir sind fertig. Nur wenn wir das tun, dann brennt uns die Hütte. Wir sehen es heute schon. Wir haben Versuche gemacht. Fast jeder Arbeitnehmer kommt dann mit seinem Entgeltnachweis und sagt 'Ich krieg nur noch die Hälfte, was ist denn hier los'."