Deutschlands schönste Touristenziele so leer wie nie
Ohne Gedränge durch das Schloss Neuschwanstein streifen, minutenlang in das ebenmäßige Gesicht von Nofretete blicken: So entspannt ist der Besuch von Deutschlands beliebtesten Sehenswürdigkeiten in der Corona-Zeit.
Schloss Neuschwanstein
Bayern-König Ludwig II. war menschenscheu und suchte in Schloss Neuschwanstein die Einsamkeit. Nach seinem Tod 1886 kehrte Leben in sein Refugium ein: Es wurde für Besucher geöffnet. In den vergangenen Jahren spazierten während der Hochsaison 6000 Menschen pro Tag durch Allgäuer Schloss des "Märchenkönigs". In Zeiten von Corona sind es noch 1080 pro Tag. So viel Ruhe war noch nie.
Kölner Dom
Nur noch 300 Besucher gleichzeitig dürfen bis auf weiteres in den Dom. Dies führt vor allem am Wochenende zu langen Warteschlangen. Ist man einmal drinnen, ist das Erlebnis um so überwältigender. Man hat den größten Kirchenraum Deutschlands nahezu für sich allein. Auch bei der Turmbesteigung müssen sich die Touristen auf längere Wartezeiten einstellen. Aber auch da gilt: Es lohnt sich!
Heidelberger Schloss
Auch auf der romantischen Ruine hoch über dem Neckar ist es in diesem Sommer ruhiger als sonst. Statt 4000 Besuchern am Tag sind es nur die Hälfte, die den Kaisersaal, das Große Fass oder den Schlossgarten besichtigen. "Man kann das Schloss ein Stückchen individueller erleben", sagt der Leiter der Schlossverwaltung Michael Bös.
Hamburg: Elbphilharmonie Plaza
Von der öffentlichen Aussichtsplattform in 37 Metern Höhe haben Gäste einen sensationellen Blick auf Hamburg und den Hafen. Zur Zeit gibt es sogar Tickets für Kurzentschlossene an der Kasse. Die Elbphilharmonie empfiehlt dennoch, Eintrittskarten besser online zu reservieren. Wegen der Abstandsregeln dürfen sich auch hier nicht so viele Menschen wie sonst gleichzeitig aufhalten.
Berlin: Reichstagskuppel
Von der Dachterrasse des Reichstagsgebäudes das Brandenburger Tor oder das Regierungsviertel sehen und durch das gläserne Dach in den Plenarsaal schauen - das ist zur Zeit nur für Einzelpersonen mit Anmeldung möglich. Die von Architekt Norman Foster entworfene Reichstagskuppel ist bis Ende September für Besuchergruppen von Politikern nicht zugänglich. Auch Hausführungen finden nicht statt.
Berliner Museumsinsel
Auch der Zugang zu den Staatlichen Museen in Berlin ist begrenzt und nur mit reservierten Zeitfenstern möglich ist, etwa für das Panorama des Pergamonmuseums und das Neue Museum. Endlich einmal Attraktionen wie die Büste der Nofretete in aller Ruhe betrachten! 2019 besuchten 4,2 Millionen Menschen die Staatlichen Museen in Berlin, aktuell wird mit 30 Prozent des Vorjahres gerechnet.
Blumeninsel Mainau
Mit ihren jahreszeitlichen Blumenarrangements ist die Insel ein Touristenhotspot. Eigentlich. Normalerweise bevölkern bis zu 8000 Tagesgäste die Insel Mainau im Bodensee. Dieses Jahr fehlen die Besucher aus dem Ausland ebenso wie die meisten Busreisenden. Für die Gäste ist es ein Privileg, den wunderschönen Garten ganz in Ruhe zu genießen.
Dresdner Frauenkirche
Das weltberühmte, am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörte und nach 1990 originalgetreu wiederaufgebaute Gotteshaus aus dem 18. Jahrhundert ist ein Besuchermagnet. Aber derzeit können sich auf der Kuppel der Dresdner Frauenkirche nur 50 Menschen gleichzeitig aufhalten, in der Kirche nur 40 Besucher. Und bei Konzerten dürfen nur etwa 350 der rund 1660 Plätze belegt werden.
Rothenburg ob der Tauber
Die mittelalterliche Kleinstadt in Bayern zieht jährlich 1,9 Millionen Besucher an - bei gut 10.000 Einwohnern. Ein großer Teil kommt aus Asien und den USA. Diese Gäste fehlen in diesem Jahr. Dafür entdecken umso mehr einheimische Gäste die romantische Fachwerkstadt. Wie schon Goethe schrieb: "Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!"