Deutschlands mahnender Zeigefinger
Helmut Schmidt, der zweite SPD-Kanzler der Bundesrepublik. Schon früh erwirbt er sich den Ruf eines Krisenmanagers. Bis zu seinem Tod blieb er einer der profiliertesten deutschen Staatsmänner.
Herr der Flut
Im Februar 1962 bricht eine gewaltige Sturmflut auf Hamburg ein: Die erste Bewährungsprobe für den erst 42-jährigen Innensenator Helmut Schmidt. Er entscheidet sich unbürokratisch dafür, Soldaten der Bundeswehr zur Rettung einzusetzen. In Deutschland erwirbt er sich dadurch den Ruf eines "Machers" und erhält Beifall aus aller Welt.
Karriere in der Bundespolitik
Seinen ersten Posten in der Bundesregierung erhält er am 22. Oktober 1969: Er wird Verteidigungsminister der neuen sozialliberalen Koalition. Unter anderem verkürzt er den Wehrdienst von 18 auf 15 Monate. Als Bundesfinanzminister arbeitet er ab 1972 eng mit SPD-Kanzler Willy Brandt und dem damaligen Außenminister Walter Scheel zusammen: Er ist im Zentrum der Macht angekommen.
Beginn seiner Kanzlerschaft
1974 tritt Willy Brandt als Bundeskanzler zurück, und Helmut Schmidt wird sein Nachfolger. Er gilt als fähiger Wirtschaftslenker, gerät aber innerhalb der SPD immer wieder in die Kritik. Besonders der linke Parteiflügel ist mit seiner pragmatischen Politik oft nicht einverstanden.
Die Frau an seiner Seite
Seine langjährige Ehefrau Hannelore "Loki" Schmidt steht im Mittelpunkt seines Lebens außerhalb der Politik. Die beiden heiraten 1942 und bekommen zwei Kinder. Der Sohn stirbt aber noch vor seinem ersten Geburtstag. Loki und Helmut Schmidt bleiben bis zu ihrem Tod 2010 ein Paar, das viele durch Toleranz und gegenseitigen Respekt beeindruckt.
Helmut Schmidt und der "Deutsche Herbst"
Beleidsbekundung für die Witwe des ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer 1977: einer der schwersten Momente in der Regierungszeit Schmidts. Der linksextremistische Terror der "Rote Armee Fraktion" wird zur Bewährungsprobe für den Krisenmanager Schmidt. Als das Flugzeug "Landshut" nach Mogadischu entführt wird, lässt er es durch eine Anti-Terror-Einheit stürmen.
An der Seite Frankreichs
Außenpolitisch pflegt Helmut Schmidt enge Kontakte zum westlichen Nachbarn Frankreich, wie bei diesem Treffen mit Staatspräsident mit Valéry Giscard d’Estaing 1978. Die beiden verbindet eine langjährige Freundschaft, gemeinsam setzen sie das europäische Währungssystem EWS um. Gleichzeitig setzt Schmidt aber auch die enge Bindung an den Partner USA fort.
Gesellschaftspolitischer Gegenwind
In den späten 1970- und frühen 1980er-Jahren wird die Umwelt- und Friedensbewegung immer wichtiger. Helmut Schmidt bekennt sich nach wie vor zur Atomkraft und setzt damit andere Akzente. Er erntet dafür viel Kritik inner- und außerhalb der SPD. Besonders der so genannte "NATO-Doppelbeschluss" zur atomaren Nachrüstung sorgt für Streit.
Vom Macher zum Altkanzler
1982 zerbricht die Regierungskoalition mit der FDP: Damit endet auch die Kanzlerschaft Helmut Schmidts. Mit den Glückwünschen an seinen Nachfolger Helmut Kohl (CDU) beginnen für die SPD 16 Jahre in der Opposition. Schmidt zieht sich aus der aktiven Politik zurück, wird unter anderem Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit". International ist er ein gefragter Redner.
Stratege im Ruhestand
Bis zuletzt mischt sich Helmut Schmidt in innen- und außenpolitische Diskussionen ein. 2005 kürt ihn eine Umfrage zum beliebtesten deutschen Politiker. Auch innerhalb der SPD bleibt er ein wichtiger Ratgeber. Bei der Suche nach einem geeigneten Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2013 spricht er sich früh für seinen langjährigen Schachpartner Peer Steinbrück aus.