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Deutschlands größter Sprachwettbewerb: die Deutscholympiade

Cristina Burack
16. Juli 2024

Die jugendlichen Teilnehmer der Internationalen Deutscholympiade kommen aus aller Welt, haben aber eine gemeinsame Leidenschaft: die deutsche Sprache. Doch es geht bei dem Wettbewerb um mehr als Vokabeln und Grammatik.

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Drei Mädchen mit Zertifikaten stehen lächelnd nebeneinander und halten Goldmedaillen hoch
Die Gewinnerinnen der IDO 2022 kamen aus der Türkei, Armenien und RumänienBild: Christian Charisius/dpa/picture alliance

Die Internationale Deutscholympiade (IDO) findet vom 15. bis 22. Juli 2024 in Göttingen statt, einer kleinen Universitätsstadt im Herzen Deutschlands. Die Veranstaltung gilt als der weltweit größte deutschsprachige Wettbewerb und findet alle zwei Jahre statt. 105 jugendliche Olympioniken aus weltweit 61 Ländern reisen diesmal an, um eine Woche lang ihre Deutschkenntnisse unter Beweis zu stellen. Aber es geht nicht nur um Leistung, auch kulturelle Veranstaltungen und Ausflüge stehen auf dem Programm. 

Eine neue Generation von Deutschsprechenden fördern

Zwei Hauptziele hat die IDO, die 2008 vom Goethe-Institut und dem Internationalen Deutschlehrerinnen- und Deutschlehrerverband (IDV) ins Leben gerufen wurde: Zum einen soll das Interesse an der deutschen Sprache gestärkt werden, zum anderen will man junge Deutschlernende fördern.

Applaudierende Jugendliche im Publikum
Die letzte IDO fand 2022 in Hamburg statt Bild: Andreas Dahn/Goethe-Instiut

Weltweit lernen rund 15,4 Millionen Menschen aller Altersgruppen Deutsch, so das Auswärtige Amt in einer Studie zu "Deutsch als Fremdsprache" aus dem Jahr 2020; die meisten von ihnen stammen aus Europa.

Im Vergleich dazu lernten nach Angaben der Internationalen Organisation der Frankophonie (OIF) im Jahr 2022 weltweit etwa 50 Millionen Menschen Französisch, während die aktuellen Schätzungen für Englischlernende weltweit zwischen 300 Millionen und 1,5 Milliarden liegen.

Mit der IDO könne man das Interesse am Deutschlernen steigern, es attraktiver und sichtbarer machen, sagt Seyna Dirani, IDO-Projektleiterin am Goethe-Institut.

Knapp 106.000 weiterführende Schulen weltweit bieten laut dem Auswärtigen Amt das Fach Deutsch an. Für die Schülerinnen und Schüler, die die Sprache lernen, bietet die Teilnahme an der IDO die Möglichkeit, Jugendliche aus der ganzen Welt zu treffen, die genauso begeistert von der deutschen Sprache sind wie sie selbst. Die Teilnehmenden werden von Lehrkräften aus ihren Heimatländern begleitet, die beim Aufenthalt in Göttingen pädagogische Workshops belegen.

Eine gemeinsame Leidenschaft: Deutsch

Die Sprachkenntnisse der Schülerinnen und Schüler gehen weit über "Hallo" und "Danke" hinaus: Sie alle mussten sich bereits in ihren Heimatländern bei nationalen Deutschwettbewerben gegen viele Mitschülerinnen und Mitschüler durchsetzen, um sich einen Platz in Göttingen zu sichern.

Vor einem Backsteinhaus hängt ein Schild mit der Aufschrift "Goethe Institut"
Die IDO wurde 2008 vom Goethe-Institut ins Leben gerufenBild: Swen Pförtner/dpa/picture alliance

"Das Schöne ist, dass die deutsche Sprache so viele junge Menschen auf der ganzen Welt miteinander verbindet. Es ist eine große Gemeinsamkeit, die sie in Deutschland, beim Finale in Göttingen, zusammenbringt", erklärt Dirani.  

Dennoch haben die Schüler unterschiedliche Beweggründe, die Sprache zu lernen; diese haben sie dem Goethe-Institut bereits im Vorfeld des Wettbewerbs per Fragebogen mitgeteilt.

Die 16-jährige Rayyona Ibrokhimova aus Usbekistan zum Beispiel träumt davon, in Zukunft eine deutsche Universität zu besuchen. "Ich lerne Deutsch, weil ich Germanistik in Deutschland studieren möchte", schrieb sie.

Und in der Tat ist es ein Ziel der IDO, für Deutschland als Ort der Weiterbildung oder des Studiums zu werben. "Wir freuen uns natürlich, dass die jungen Menschen sich für die deutsche Sprache interessieren, viele auch für eine Ausbildung und eine zukünftige Arbeitsmöglichkeit in Deutschland", sagt Projektleiterin Dirani der DW.

Göttingen | Gänselieselbrunnen Ziel von Aktivisten
Göttingen in Niedersachsen empfängt die IDO-Teilnehmer in diesem Jahr Bild: Swen Pförtner/dpa/picture alliance

Der 17-jährige Mexikaner Robert Perez Castillo möchte ebenfalls sein Deutsch perfektionieren und ein Sprachzertifikat auf höchster Stufe erwerben. "Das bedeutet aber nicht, dass ich mein Heimatland verlassen will", schreibt er.

Tatsächlich haben die Zukunftsziele der IDO-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer nicht immer unbedingt etwas mit der deutschen Sprache zu tun: Sie wollen Ärztin oder Arzt werden, Ingenieurin oder Ingenieur, reich werden, Marathon laufen, Familie haben. Die 14-jährige Jaryna Schewtschuk aus der Ukraine hofft auf ein Ende des Krieges in ihrer Heimat.

Die 16-jährige Aryee Gilberta Akuvi Yesulom aus Ghana hat allerdings ein konkretes Ziel, wofür sie auf jeden Fall gut Deutsch lernen will: Sie plant, eines Tages für ihr Heimatland Botschafterin in Deutschland zu werden.

Sprachkenntnisse, Teamfähigkeit und Kreativität

Projektleiterin Seyna Dirani engagiert sich seit 2022 für die IDO und hat festgestellt, wie die Schülerinnen und Schüler trotz aller Unterschiede im Laufe der Woche als Gruppe zusammenwachsen. "Ich war sehr beeindruckt von diesen jungen Menschen, die einander voller Freude, Motivation und mit Offenheit begegnet sind", sagt sie und erinnert sich an ihre früheren IDO-Erfahrungen.

In Göttingen werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kreativ-Workshops auf den Wettbewerb vorbereitet, der aus drei Teilen besteht: einer schriftlichen Einzelprüfung, einer mündlichen Teampräsentation und einer kreativen Gruppenarbeit. Eine mehrköpfige Jury bewertet nicht nur die Sprachkenntnisse der Schülerinnen und Schüler, sondern auch ihre Kreativität und ihren Teamgeist. Und am Ende kehren die Teilnehmenden um viele Erfahrungen reicher nach Hause zurück.

"Ich glaube, dass die Jugendlichen viel für sich persönlich mitnehmen können", so Seyna Dinari. "Ich denke, die IDO trägt zu einem stärkeren Selbstbewusstsein der jungen Menschen bei. Sie nehmen Freundschaften mit, sie lernen Menschen auf der ganzen Welt kennen und sie vernetzen sich untereinander. Und ich glaube, sie nehmen auch eine offene Sicht auf andere Kulturen und Länder mit."

Adaption aus dem Englischen: Suzanne Cords