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"Deutschland von oben sieht aus wie ein Gemälde"

Daniela Späth1. September 2016

André Götzmann filmt für die neue tägliche Webvideoreihe #DailyDrone Deutschland von oben. Im DW-Interview erklärt der Kameramann und Kopterpilot, warum unser Land aus der Vogelperspektive besonders fasziniert.

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Deutschland - Zeche Zollverein Essen
Bild: picture-alliance/dpa/M. Balk

#DailyDrone: Deutschland von oben

Deutsche Welle: Jeden Tag stellt DW-Reise auf diese Weise einen anderen Ort in Deutschland vor. Wie sind Sie auf das Filmen mit einer Drohne gekommen?

ANDRÉ GÖTZMANN: Als Kameramann ist die oberste Prämisse, immer eine spannende Perspektive zu finden. Man möchte dem Zuschauer etwas Ungewohntes zeigen. Und meistens kann ich von unten nie die Schönheit einer Landschaft einfangen, weil die Tiefe fehlt, die erst durch die Perspektive entsteht. Dann kamen die ersten Kopter auf, also kleine, kameratragende Hubschrauber, die vom Boden aus gesteuert werden. Sie sind eine ideale Ergänzung zur gewöhnlichen Kamera, weil sie Horizonte eröffnen, die man als Kameramann sonst nicht hat. Durch den Blick von oben bekomme ich eine Ästhetik in den Bildern, die ich vom Boden aus nie erzielen kann.

Daily Drone Götzmann Profilbild Andre Götzmann
André Götzmann ist als Kameramann für Dokumentationen weltweit unterwegs.Bild: DW/D.Späth

Für die DW bereisen Sie ganz Deutschland, um das Land von oben zu filmen. Wie wirkt für Sie Deutschland aus der Drohnenperspektive?

Ich bin überrascht, wie vielfältig unser Land ist und was für unfassbar schöne und spannenden Gegenden es gibt. Auch Bauwerke, an denen ich manchmal lieblos vorbei gefahren bin, die es aber mit den Bauten weltweit aufnehmen können. Und gemeinsam mit der Umgebung ergibt sich eine Harmonie, die sich erst durch meine Flüge erschließt. Da kommt eine Schönheit und manchmal etwas sehr Erhabenes heraus, das ich so in diesem Land noch nicht bemerkt habe.

Daily Drone Götzmann am Völkerschlachtdenkmal Leipzig mit seinem Equipment
Die Drohne inklusive Equipment wiegt rund acht Kilogramm.Bild: DW/D. Späth

Was hat Sie während Ihrer bisherigen Reise durch Deutschland überrascht oder verwundert, als Sie sich die Aufnahmen ansahen?

Es sind vor allem kleine Entdeckungen abseits: Ich war zum Beispiel in der Bodenseeregion. Dort ist mir aufgefallen, was für eine christliche, ursprünglich barocke Gegend das ist. Dort steht in fast jedem dritten Dorf ein Kloster von einer immensen Größe, was wirklich imposant ist. Da kann man sich auch die Historie von damals vorstellen. Darüber war ich sehr erstaunt, obwohl ich dachte, die Gegend sehr gut zu kennen.

Welche Region Deutschlands hat Ihnen besonders gefallen und warum?

Für mich sind weniger die einzelnen Orte ein Highlight, sondern welche Überraschungen ich dort erlebe. Wenn ich die Kamera senkrecht nach unten halte, bekomme ich manchmal grafische Strukturen, die teilweise an Gemälde erinnern. Wenn ich zum Beispiel über ein Kornfeld fliege, das gerade gemäht wird, dann sind da Streifen von den Maschinen, die da durchgezogen sind. Oder irgendwo bin ich mal geflogen, da waren plötzlich Container im Bild, die verschiedene Farben hatten und dann aussahen wie Spielzeugwürfel. Und das sind diese Überraschungen, mit denen ich nicht gerechnet habe.

Welchen Herausforderungen müssen Sie sich stellen, wenn Sie einen Drohnenflug planen?

Das Wetter ist die größte Herausforderung. Wenn die Sonne scheint und es windstill ist, dann ist es einfach. Bei starkem Wind muss man dann schon gut steuern können. Die Maschine fliegt teilweise über das Meer, da sind manchmal 80 Stundenkilometer Wind. Dann ist es schwierig, den Kopter wieder zurück an Land zu bringen. Und Regen mag die Maschine überhaupt nicht. Aber mittlerweile sind Kopter mit sehr vielen Sicherheitssystemen ausgestattet. Sie fliegen zurück, wenn sie das Signal verlieren oder der Akku leer wird. Es wird die Höhe, die Entfernung und die Fluggeschwindigkeit angezeigt. Das sind sehr viele Hilfsmittel, mit denen man einen Überblick hat.

#DailyDrone: Deutschland von oben

Was genau benötigt man für einen Flug und wie legt man damit los?

Als professioneller Kopterpilot braucht man diverse Genehmigungen: Man braucht von jedem Bundesland eine allgemeine Aufstiegsgenehmigung. Dann muss man auch den Eigentümer des Grundstücks fragen. Und wenn Menschen in der Umgebung sind, sollte man vorher kurz die Polizei informieren. Bevor man den Kopter fliegen lässt, sollte man also über die örtlichen Beschränkungen Bescheid wissen. Zum Üben ist es am besten aufs weite Feld zu gehen, wo man 500 Meter in jede Richtung hat. Dort stört man niemanden und handelt sich keinen Ärger ein.

In welche Richtung wird sich das Filmen aus der Vogelperspektive Ihrer Meinung nach entwickeln?

Die Technik wird immer besser und bezahlbarer und vor allem wird es immer einfacher zu fliegen. Deshalb fände ich es gut, wenn ein bundesweiter oder gar europaweiter Führerschein eingeführt würde.

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