Deutschland und Ukraine wollen engere Gesundheitskooperation
2. Februar 2024Deutschland hat der von Russland angegriffenen Ukraine weitere Hilfe bei der Gesundheitsversorgung zugesichert und will die Zusammenarbeit noch vertiefen. Dieser Krieg sei auch ein Krieg gegen Zivilisten, Gesundheitseinrichtungen und Kinder, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nach einer deutsch-ukrainischen Konferenz in Berlin. Mehr als 1500 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Personal seien seit Beginn des Krieges in der Ukraine dokumentiert. Der SPD-Politiker unterzeichnete mit seinem Kollegen Viktor Ljaschko eine Erklärung für eine engere Kooperation.
Diese solle etwa in den Bereichen Gesundheitsvorsorge, der Bekämpfung von Krankheiten, Rehabilitation und psychische Gesundheit ausgebaut werden, heißt es in dem Papier. Geplant sind unter anderem der Austausch von Expertinnen und Experten sowie Fachkräften im Rahmen von Schulungsmaßnahmen und der Wissensaustausch zu Organisationsstrukturen. Parallel zum Wiederaufbau plant die Ukraine weitreichende Reformen im Gesundheitswesen.
Der Bundesgesundheitsminister verwies darauf, dass Deutschland der Ukraine seit Beginn des Krieges Unterstützung in Höhe von 28 Milliarden Euro hat zukommen lassen, auch für das Gesundheitswesen. Es gehe bei der Kooperation zudem um Schritte für einen EU-Beitritt der Ukraine. Auf keinen Fall dürfe der "mörderische" Krieg Russlands die Ukraine beim Erfüllen dafür nötiger Voraussetzungen behindern.
1600 medizinische Einrichtungen zerstört oder beschädigt
Der ukrainische Gesundheitsminister dankte für die große deutsche Unterstützung während des Kriegs und mit Blick auf einen Wiederaufbau. Rund 1000 Schwerverletzte seien bereits zu Behandlungen nach Deutschland gebracht worden, teilte Ljaschko mit. Mehr als 1600 medizinische Einrichtungen seien zerstört oder beschädigt, 140 davon könnten nicht mehr aufgebaut werden. Schwierig sei es unter anderem auch, Medikamente im Land zu transportieren.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze sagte bei dem Treffen in Berlin, seit Kriegsbeginn seien mehr als drei Millionen Menschen vor Ort mit deutscher Hilfe medizinisch unterstützt worden. Diese Hilfe sei insbesondere Kindern und Jugendlichen, Binnenflüchtlingen und Veteranen zugutegekommen. Sie umfasse etwa Operationen, Arztbehandlungen, Schulungen, medizinische Ausstattung und psychosoziale Betreuung.
Netzwerk aus Kliniken beider Länder
"Die Ukraine braucht mehr als nur Waffen, um sich zu verteidigen", erklärte Schulze. "Ihre Widerstandskraft hängt auch von der körperlichen und seelischen Gesundheit der Ukrainerinnen und Ukrainer ab." Deutschland stehe "auch beim Thema Gesundheit solidarisch an der Seite der Ukraine". Schulzes Ministerium hat bereits ein Kliniknetzwerk aus 30 deutschen und 50 ukrainischen Krankenhäusern sowie medizinischen Einrichtungen eingerichtet. Es soll auch zur langfristigen Stärkung des ukrainischen Gesundheitswesens beitragen.
Im Fokus des Berliner Treffens standen nicht zuletzt die schwerwiegenden Folgen des Krieges für die seelische Gesundheit besonders bei Kindern. An der Konferenz nahmen auch die Präsidentengattinnen der Ukraine und Deutschlands teil. Olena Selenska, die Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, verwies insbesondere auf traumatische Erfahrungen, die der Krieg bei den Menschen verursache. Elke Büdenbender, die Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, hob besonders die Behandlung von Kindern hervor. Diese Hilfe sei eine Investition in die Zukunft.
Die Konferenz an diesem Freitag bildete den Auftakt zu weiteren Veranstaltungen auf dem Weg zur Ukraine-Wiederaufbaukonferenz, die Deutschland und die Ukraine im Juni in Berlin ausrichten wollen. Neben der Mobilisierung des Privatsektors, dem Wiederaufbau von Gemeinden und Regionen, dem EU-Beitrittsprozess und den damit verbundenen Reformen soll es nach Angaben der Bundesregierung dann auch um den sozialen Wiederaufbau gehen, um die gesellschaftlichen Folgen des Krieges abzumildern.
kle/jj (kna, dpa, afp)