Deutschland ringt Algerien nieder
30. Juni 2014Was für eine Dramatik! Deutschland gewann gegen Algerien knapp mit 2:1 (1:0, 0:0, 0:0) nach Verlängerung. Vor 42.000 Zuschauern im Estadio Beira-Rio in Porto Alegre gelang Andre Schürrle der erlösende Führungstreffer erst in der 92. Minute, ehe Mesut Özil mit dem 2:0 die Partie endgültig entscheiden konnte (120. Minute). Für Algerien reichte es nur zum Anschlusstreffer durch Abdelmoumene Djabou (120.+1). "Ein Sieg des Willens und der Willenskraft. In der ersten Halbzeit waren wir schlecht. Es wurde in der zweiten besser, und wir hätten das Spiel da schon entscheiden müssen", beurteilte Bundestrainer Joachim Löw die Partie im ZDF. Die deutsche Elf zeigte über weite Strecken eine enttäuschende Leistung. Gegen starke Algerier agierte die Löw-Elf oft konzeptlos. Am Freitag (04.07.2014, 22:00 Uhr MESZ) kommt es nun zum Duell gegen Frankreich, das Nigeria mit 2:0 aus dem Turnier geworfen hatte.
Algerien spielt mutig
Bundestrainer Joachim Löw musste vor der Partie seine Verteidigung umbauen - Mats Hummels fiel grippegeschwächt aus. Für ihn spielte Shkodran Mustafi auf der rechten Seite. Den verletzten Lukas Podolski ersetze Mario Götze in der Offensive. Bei kühlen 14 Grad begann die DFB-Elf zögerlich, die Algerier dagegen versteckten sich keineswegs und trauten sich regelmäßig in die Hälfte der Deutschen. In der neunten Minute blockte der aus seinem Tor geeilte Manuel Neuer nach einem langen Pass mit einer riskanten Grätsche einen Schuss von Islam Slimani ab. Die erste Chance der Löw-Elf hatte Bastian Schweinsteiger, der erneut für Sami Khedira in der Startelf stand. Sein Schuss aus 20 Metern konnte aber von Algeriens Schlussmann Rais M'Bohli pariert werden.
Die "Wüstenfüchse" kamen immer besser in Fahrt und erspielten sich gute Gelegenheiten. Faouzi Ghoulam kam am linken Strafraumeck frei zum Schuss, der Ball flog aber knapp am Tor von Neuer vorbei - Glück für Deutschland. Die folgenden Minuten gehörten weiter den Nordafrikanern. Die Löw-Elf wirkte verunsichert, leistete sich viele Fehlpässe und agierte ideenlos. Besser machten es die Algerier: Mehdi Mostefas wuchtiger Fernschuss wurde von Jerome Boateng gefährlich abgefälscht, landete aber neben dem Tor. Im Gegenzug schaffte es Deutschland dann auch vor das gegnerische Gehäuse: Kroos' Versuch ließ M'Bohli vor die Füße von Götze abprallen, er war dann aber wieder zur Stelle.
Schürrle bringt frischen Wind
Nach dem Seitenwechsel reagierte Löw und brachte Andre Schürrle für den enttäuschenden Götze. Deutschland spielte konzentrierter und kam zu ersten guten Chancen. Mustafis Kopfball landete aber in den Händen von M'Bohli und der Schuss von Kapitän Philipp Lahm flog knapp am algerischen Tor vorbei. Deutschland setzte Algerien nun immer mehr unter Druck, vor allem der eingewechselte Schürrle belebte das Offensivspiel. In der 69. Minute verletzte sich Mustafi und musste ausgewechselt werden.
Khedira kam in die Partie und Lahm wechselte auf die Außenverteidigerposition. Eine Viertelstunde vor Schluss erkämpfte sich das Team von Trainer Vahid Halilhodzic ebenfalls wieder Möglichkeiten, scheiterte aber immer am guten Neuer. Auf der anderen Seite hatte Thomas Müller zweimal die Möglichkeit zur Führung - erst per Kopf, dann mit dem Fuß. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch ohne Sieger in der regulären Spielzeit.
Führung in der Verlängerung
Gerade einmal zwei Minuten waren in der Verlängerung gespielt, als Schürrle eine Müller-Flanke mit der Hacke zum 1:0 nutzte. Algerien warf nun alles nach vorne, verpasste es aber, trotz guter Chancen, den notwendigen Ausgleich zu erzielen. Özil gelang kurz vor Schluss der entscheidende 2:0-Treffer - die Entscheidung. Wenige Sekunden später kam Algerien durch Djabou doch noch zum verdienten Treffer, allerdings zu spät, um das Ruder noch herumzureißen.
"Völlig egal wie, Hauptsache wir sind im Viertelfinale. Die letzten 16 Teams sind keine Karnevalstruppen. Algerien hat es uns sehr schwer gemacht und wir haben am Ende verdient gewonnen", sagte Per Mertesacker im ZDF-Interview und kündigte an sich "erstmal drei Tage in die Eistonne" zu legen. Torschütze Schürrle analysierte: "Algerien hat das gut gemacht. Sie haben uns von Anfang an gestört. Wir haben in der ersten Halbzeit überhaupt nicht ins Spiel gefunden und dann hätten wir in den letzten zehn Minuten des Spiels einige Tore machen können. Aber uns ist es egal wie, wir sind im Viertelfinale."