Deutschland gewinnt Confed Cup
2. Juli 2017An deutschen Fußball-Nationalmannschaften führt derzeit kein Weg vorbei. Nach dem sensationellen EM-Sieg der U21 am Freitag holt nun auch das Perspektivteam des DFB überraschend den Confed-Cup. Im hitzigen Finale der Mini-WM hielt die erstaunlich reife deutsche Mannschaft dem Ansturm der Chilenen in einer Abwehrschlacht stand und triumphierte durch das goldene Tor von Lars Stindl mit 1:0 (1:0).
Kapitän Julian Draxler fasste die Bedeutung dieses Triumphes nach dem Spiel so zusammen: "Unglaublich. Dafür, dass der Confed-Cup vorher belächelt wurde, war heute ganz schön Feuer drin. Wir haben super gefightet und diesen Sieg auch verdient. Schließlich haben wir so noch nie zusammengespielt, deshalb ist es umso höher zu bewerten."
Über weite Strecken unterlegen und doch in Führung: So lässt sich die erste Halbzeit des Spiels zusammenfassen. Als das 1:0 durch Lars Stindl (20.) fiel, hatten die Deutschen überhaupt erst zweimal aufs Tor geschossen. Die Chilenen dagegen hatten zu dem Zeitpunkt schon elfmal den Abschluss gesucht. Tatsächlich hatte es die DFB-Elf mit Dauerdruck seitens der Chilenen zu tun, denn wie beim 1:1 im Gruppenspiel elf Tage zuvor setzte Chile auf seine Überfalltaktik.
Die erste Chance saß
In der fünften Minute musste Torhüter Marc-André ter Stegen mit dem Fuß gegen Vidal retten, Antonio Rüdiger war zuvor gegen Charles Aranguiz zu spät gekommen. Chile machte enormen Druck auf die Ballführenden und spielte nach Ballgewinnen sofort steil in die Spitze. Die deutsche Abwehr, diesmal von Weltmeister Shkodran Mustafi angeführt, wankte heftig: Der Aufbau bestand unter dem Weltklasse-Pressing des Gegners aus langen Schlägen ins Nichts. Bezeichnend: Nach einer halben Stunde hatte ter Stegen die meisten Ballkontakte aller Spieler.
"Auf geht's! Holt euch den Cup!", schrieb Weltmeister Thomas Müller aus der Heimat aufmunternd. Es half fast sofort: Die erste deutsche Chance saß. Der frühere Hamburger Marcelo Diaz träumte am Strafraum und ließ sich den Ball von Timo Werner abluchsen, der quer auf Stindl legte - 1:0. Eine Minute zuvor hatte ter Stegen Kopf und Kragen riskieren müssen, um das 0:1 zu verhindern (19.). Kurz nach dem Rückstand vergab Aranguiz (24.). Ab der 30 Minute befreite sich die DFB-Elf allmählich aus der Umklammerung. Die besten deutschen Chancen hatten danach Leon Goretzka (36./45.) und Julian Draxler (40.).
Hitzige zweite Halbzeit
Nach der Pause stemmte sich das DFB-Team erfolgreicher als zu Beginn gegen den Versuch der Chilenen, Druck aufzubauen. Kapitän Julian Draxler, wie im gesamten Turnier nicht völlig überzeugend, hatte nach feinem Solo Pech, dass sein Schuss noch abgefälscht wurde (55.). Kurz darauf zofften sich die Bayern-Profis Vidal und Joshua Kimmich, beide sahen Gelb und verzichteten danach auf einen versöhnlichen Handschlag. Dabei hatten sich die beiden Münchner nach dem Gruppenspiel noch zum Wiedersehen im Finale verabredet.
Und es blieb hitzig. Nach Gonzalo Jaras Ellbogenschlag gegen Werner griff der Videoschiedsrichter ein, doch der serbische Referee Milorad Mazic beließ es nach dem Studium der Bilder bei Gelb – eine fragwürdige Entscheidung. Mit Wut im Bauch warfen die Chilenen nun noch einmal alles nach vorn. Rudy rettete gegen Alexis Sanchez (73.), dann parierte ter Stegen einen Schuss von Eduardo Vargas (74.). Löw sah, dass sein junges Team immer mehr in Bedrängnis geriet und brachte Can als Stabilisator anstelle von Werner (79.). Noch einmal musste ter Stegen sich bei Aranguiz' Schuss strecken (80.). Angelo Sagal schoss kurz darauf über das leere Tor (84.), ehe wieder ter Stegen einen Freistoß von Sanchez hielt (90.+5). Dann war es für völlig entkräftete DFB-Auswahl geschafft.
Claudio Bravo, der Torwart Chiles zeigte sich nach der Partie als fairer Sportsmann: "Wir haben viel gelernt. Wir haben alles gegeben. Wir haben gegen eine Mannschaft von Weltniveau verloren. Wir sind sehr traurig, können aber trotzdem stolz auf uns sein. Wir haben nie nachgelassen."
Deutschland holt also zum ersten Mal den Titel des Confed-Cups. Nur eins gibt im Jubel um den Premierentitel beim WM-Testlauf zu denken: Noch nie wurde ein Confed-Cup-Sieger direkt danach auch Weltmeister. "Abergläubisch sind wir nicht, zumindest ich nicht", hatte Joachim Löw aber vorher schon gesagt.
Den dritten Platz des Turnier hatte sich am Nachmittag Portugal mit einem 2:1 (0:0) nach Verlängerung gegen den deutschen Halbfinalgegner Mexiko gesichert. Sehen sie hier alle Ergebnisse des Confed-Cups im Überblick.