Deutschland, die Fracking-freie Zone
11. Februar 2017Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat stets klar gemacht: Vom umstrittenen Fracking, also der Methode, Gas und Öl unter enormem Aufwand aus tiefen Erdschichten zu fördern, hält sie gar nichts. Gerade in einem so dicht besiedelten Land wie hier. "Fracking wird in Deutschland keine wichtige Rolle spielen. Wir haben es geschafft, weitreichende Verbote im Sinne der Bürgerinnen und Bürger durchzusetzen. Der Schutz unseres Trinkwassers und unserer Naturlandschaft steht nun klar über den wirtschaftlichen Interessen."
Fracking ab jetzt weitgehend verboten
Von diesem Samstag an steht das mehr oder weniger so auch im Gesetz: Das sogenannte unkonventionelle Fracking wird ganz verboten, lediglich vier Probebohrungen zu wissenschaftlichen Zwecken sind erlaubt. Das in Deutschland und in vielen anderen Ländern schon genutzte konventionelle Fracking bleibt zwar erlaubt, aber unter sehr strengen Auflagen.
Ohnehin dreht sich beim heftigen Streit um diese Fördermethode fast alles um das unkonventionelle Fracking: Dabei wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und nicht genannten Chemikalien unter hohem Druck in die Erde gepresst, um Gas oder ÖL aus tiefen Schichten zu fördern.
Dieses Verfahren ist notwendig, weil Gas und Öl so tief unter der Erde nicht frei fließen, sondern im Gestein gebunden sind. Nach einer Bohrung in die Tiefe erstreckt sich das Fracking ("Aufbrechen") oft über viele Kilometer horizontal. In den USA hat die Methode in den letzten Jahren nicht nur einen Boom erlebt, sondern auch zu heftigen Protesten von Umweltschützern geführt.
Angst vor Umweltfolgen
Die befürchten vor allem Auswirkungen auf das Grundwasser, wenn es mit dem Fracking-Gemisch in Berührung kommen sollte. Nachdem die Technik in den USA immer mehr angewandt wurde und den Ölpreis weltweit nach unten drückte, entwickelte sich auch in Deutschland eine Debatte um die Risiken und Chancen. Branchenexperten vermuten, dass sich das deutsche Potenzial fast um den Faktor 20 erhöhen könnte, würde man auch hierzulande fracken. Aber nach langen Debatten im Bundestag und in den Ländern waren doch die meisten Politiker der Ansicht: Die Risiken sind zu hoch.
Neben dem konventionellen Fracking, bei dem der Wasser-Chemie-Cocktail etwa genutzt wird, um zur Neige gehende Gasvorkommen auszubeuten, ist auch das Fracken von tiefen und dichten Erdgasvorkommen ("Tight-Gas") erlaubt. Aber auch hier gelten strenge Auflagen.
Tür zu für Fracking wie in den USA
Das geht deutschen Umweltgruppen dennoch zu weit: "Um die in Paris vereinbarten Klimaziele zu erreichen, braucht es ein klares Verbot jeder Art des Erdöl- und Erdgasfrackings. Statt durch Tight-Gas-Fracking weiter auf vergangene Zeitalter zu setzen und fossile Energieträger zu erschließen, muss die Bundesregierung ihren internationalen Versprechen gerecht werden und die Energiewende beschleunigen", erklärte der Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Kai Niebert. Viele Umweltexperten halten die Unterscheidung zwischen konventionellem und unkonventionellem Fracking ohnehin für künstlich. Sie fordern ein Komplettverbot.
Immerhin: Für das unkonventionelle Fracking macht Deutschland jetzt die Türen zu. Anders die USA: Gerade hat Präsident Trump eine Pipeline genehmigt, die Fracking-Öl von North Dakota nach Illinois bringen soll.