Deutscher entführt
12. Februar 2008Das Auswärtige Amt bestätigte, dass seit Dienstag (12.2.2008) ein deutscher Staatsbürger vermisst und dass mit allen relevanten Stellen die Aufklärung betrieben werde. Die Deutsche Welthungerhilfe in Bonn bestätigte die Entführung eines ihrer Projektleiter in der für Menschenhandel berüchtigten Region Somalias, in der Kriegsclans das Sagen haben.
Wie die Hilfsorganisation mitteilte, lag zunächst keine Forderung der Kidnapper vor. Die Welthungerhilfe bemühe sich in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden um die Freilassung des Projektleiters, sagte die Sprecherin der Hilfsorganisation, Simone Pott.
Mitarbeiter unversehrt
Der Deutsche wurde bei einer Autofahrt im Nordwesten des Landes, in der Region Somaliland, verschleppt. Er war nach Angaben der Welthungerhilfe auf dem Weg von Erigavo an die Küste, um an einem Treffen mit einheimischen Fischern teilzunehmen. Das Auto, in dem außerdem eine weitere deutsche Mitarbeiterin, ein lokaler Mitarbeiter sowie der Fahrer saßen, sei 64 Kilometer nördlich von Erigavo angehalten worden, berichtet Mohamud Said Nor, der Gouverneur der Region. Die Leibwachen der Reisenden hätten sich einen Schusswechsel mit zehn Angreifern geliefert, die es auf das Fahrzeug abgesehen hätten. Als das Feuer heftiger geworden sei, habe der Fahrer angehalten und sei geflohen. Die Angreifer hätten dann den Deutschen aus dem Wagen gezerrt und zu Fuß in die nahen Berge verschleppt. "Wir haben Polizei und Militär in die Region entsandt. Wir hoffen, ihn bald zu finden", erklärte der Gouverneur.
Der Entführte arbeitet laut Welthungerhilfe seit fast zwei Jahren für die Organisation in Somalia. Zuvor war er in Afghanistan eingesetzt. Er betreut ein großes Ernährungssicherungsprojekt. Die Welthungerhilfe sei eine der wenigen internationalen Organisationen, die in Somaliland mit entsandten Mitarbeitern tätig seien.
Seit 2001 arbeite die Organisation mit den Schwerpunkten ländliche Entwicklung, Ressourcenschutz, Ernährungssicherung und Trinkwasserversorgung. In Somaliland, das bisher völkerrechtlich nicht als eigener Staat anerkannt ist, gilt die Ernährungs- und Gesundheitssituation der Menschen als eine der schlechtesten der Welt.
Organisationen zogen ab
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen war zuletzt im Januar angegriffen worden und verließ wie andere Hilfsorganisationen das Land. Im Dezember war ein spanischer Arzt und eine argentinische Krankenschwester für eine Woche festgehalten worden. Ebenfalls für eine Woche wurde im Dezember ein französischer Kameramann festgehalten. Im Januar starben drei ausländische Ärzte und ein Somalier, als das Fahrzeug der Mediziner in der südsomalischen Stadt Kismayo auf eine Mine fuhr.
Somalia verfügt seit dem Sturz des Autokraten Mohammed Siad Barre 1991 durch Kriegsclans, die seither gegeneinander kämpfen, über keine zentralstaatliche Gewalt mehr. Deutschland unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Somalia, das von der deutschen Botschaft in Kenia aus mitbetreut wird.(sams)