Deutscher Filmpreis: Ehrenpreis für Hark Bohm
Der Schauspieler, Regisseur und Autor Hark Bohm bekommt bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises am kommenden Freitag (27.4.) die Auszeichnung fürs Lebenswerk. Ein Rückblick auf eine sehr vielfältige Karriere.
Vielseitig: Hark Bohm
Auch wenn seine wichtigsten Regiearbeiten schon etwas länger zurückliegen und nicht jeder etwas mit dem Namen Hark Bohm als Regisseur anfangen kann - sein Gesicht dürften die meisten Zuschauer kennen. Bohm trat in rund 90 Filmen als Schauspieler auf, oft in kurzen prägnanten Nebenrollen.
Meister des Jugendfilms - Debüt mit Indianerfilm
Seinen ersten langen Spielfilm als Regisseur drehte Hark Bohm bereits 1973, einen in Bayern inszenierten Western, der Ende des 19. Jahrhunderts im US-Bundesstaat Montana spielt. Für einen deutschen Regisseur war das ein erstaunliches Debüt. Schon hier fielen Bohms Themen auf, die er auch später immer wieder aufgriff: Jugend und Außenseitertum, Individuum und Gruppe, Toleranz und Vorurteil.
Erfolg mit "Nordsee ist Mordsee"
Drei Jahre später feierte Bohm mit seinem dritten Film einen großen Erfolg an den deutschen Kinokassen und bei der Kritik. Die Geschichte eines heranwachsenden Deutschen aus einer Hamburger Sozialsiedlung und dessen Auseinandersetzungen mit einem Jungen aus Asien rührte die Zuschauer. "Nordsee ist Mordsee" war eine Mischung aus Sozialdrama und Melodrama - ein Jugendfilm, auch für Erwachsene.
Pubertätsdrama "Moritz, lieber Moritz"
Mit seinem folgenden Film "Moritz, lieber Moritz" festigte Hark Bohm seinen Ruf als sensibler Chronist jugendlicher Sehnsüchte. Es ist die Geschichte einer Pubertät: Der 15-jährige Moritz wächst bei seinen Eltern in der vornehmen Hamburger Elbchaussee auf. Doch die Eltern sind pleite und haben kaum Zeit für den Jungen. Moritz sucht den Kontakt zu seiner Oma, die in einem Pflegeheim wohnt.
Justiz- und Rachedrama "Der Fall Bachmeier"
Der studierte Jurist Hark Bohm, der seine berufliche Herkunft zugunsten des Kinos kappte, kam in späteren Filmen immer wieder auf Gerichtsthemen zurück. 1984 verfilmte er in "Der Fall Bachmeier - Keine Zeit für Tränen" - einen der aufsehenerregendsten Prozesse der Nachkriegsgeschichte. Marianne Bachmeier hatte 1981 den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter im Gerichtsaal erschossen.
Migrationsdrama "Yasemin"
Viele Jahre bevor in Deutschland über Parallelwelten und Migrationsprobleme diskutiert wurde, bewies Hark Bohm mit seinem Film "Yasemin" erneut Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen und daraus resultierende Probleme. In "Yasemin" erzählt Bohm von der Schwierigkeit einer Freundschaft zwischen der Tochter eines in Hamburg lebenden türkischen Migranten und einem deutschen Studenten.
Gerichtsdrama "Vera Brühne"
Auch in dem TV-Film "Vera Brühne", den Hark Bohm für den Produzenten Bernd Eichinger im Jahre 2001 inszenierte, griff der Regisseur auf einen spektakulären Strafprozess zurück. Der Fall "Vera Brühne" hatte Anfang der 1960er Jahre die Republik erschüttert. Man warf der geschiedenen Frau vor, gemeinsam mit einem Komplizen ihren Ex-Mann und dessen Geliebte ermordet zu haben.
Zusammenarbeit mit Fatih Akin: "Tschick"
In jüngster Zeit hat Hark Bohm vor allem als Drehbuchautor auf sich aufmerksam gemacht. Gemeinsam mit Akin, wie Bohm gebürtiger Hamburger, schrieb er den erfolgreichen Roman "Tschick" zu einem Filmdrehbuch um. Bohms Handschrift ist auffällig: Der Stoff - die Freundschaft zwischen zwei scheinbar ungleichen Jungen unterschiedlicher Herkunft - war geradezu gemacht für den Regisseur und Autor.
Justizdrama "Aus Dem Nichts"
Und auch Fatih Akins letztem Film "Aus Dem Nichts" war anzumerken, dass Hark Bohm am Drehbuch beteiligt war. Gesellschaftliche Spannungen, die sich in Gewalt entladen, der Versuch von Gerichten, dies aufzuarbeiten, das Ganze emotional verdichtet: Hark Bohms Gespür für starke Kinogeschichten mit sozialer Grundierung und melodramatischer Kraft wurde in "Aus dem Nichts" deutlich.
Der Schauspieler, Regisseur und Autor Hark Bohm bekommt bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises am kommenden Freitag (27.4.) die Auszeichnung fürs Lebenswerk. Ein Rückblick auf eine sehr vielfältige Karriere.