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Deutscher Buchpreis für Lutz Seiler

Silke Bartlick7. Oktober 2014

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den besten deutschsprachigen Roman des Jahres ausgezeichnet. Der Gewinner ist ein bekannter Autor, allerdings ein Roman-Neuling.

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Shortlist Deutscher Buchpreis 2014 Gertrud Leutenegger gratuliert Lutz Seiler
Bild: picture-alliance/dpa/Arne Dedert

Donnernder Applaus und Jubelrufe im festlichen Kaisersaal des Frankfurter Römers als Heinrich Riethmüller, der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, den Gewinner des Deutschen Buchpreises 2014 verkündet. Und Lutz Seiler strahlt. Er hat sich durchgesetzt, mit "Kruso" (Suhrkamp Verlag), seinem ersten Roman überhaupt.

Seiler, so heißt es in der Begründung der Jury, "beschreibt in einer lyrischen, sinnlichen, ins Magische spielenden Sprache den Sommer des Jahres 1989 auf der Insel Hiddensee - einem 'Vorhof des Verschwindens'". Hier sammelten sich Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher, Menschen, die aus der DDR fliehen wollten. Man dürfe die packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar als wortgewaltige Geschichte eines persönlichen und historischen Schiffbruchs lesen - und als Entwicklungsroman eines Dichters. Der Text entwickle eine ganz eigene Dringlichkeit und sei nicht zuletzt ein Requiem für die Ostseeflüchtlinge, die bei ihrer Flucht ums Leben kamen. "Lutz Seilers erster Roman überzeugt durch seine vollkommen eigenständige poetische Sprache, seine sinnliche Intensität und Welthaltigkeit."

Viel Lesestoff für die Jury

Die siebenköpfige Buchpreis-Jury aus Buchhändlern und Kritikern hat in den vergangenen fünf Monaten insgesamt 176 Titel gelesen und diskutiert. Alle sind zwischen Oktober 2013 und dem 10. September 2014 in Deutschland, Österreich oder der Schweiz erschienen. Aus ihrer im August veröffentlichten Longlist mit 20 Romanen haben die Juroren dann im September sechs Titel für die Shortlist ausgewählt. Bereits zu diesem Zeitpunkt galt Seilers "Kruso" als ein Favorit für den Preis - neben Thomas Hettches historischem Roman "Pfaueninsel" (Kiepenheuer & Witsch).

Außerdem waren nominiert: "April" von Angelika Klüssendorf (Kiepenheer & Witsch), "Panischer Frühling" von Gertrud Leutenegger (Suhrkamp), "3000 Euro" von Thomas Melle (Rowohlt Berlin) und "Der Allesforscher" von Heinrich Steinfest (Piper). Lutz Seiler erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro, die fünf Finalisten bekommen jeweils 2500 Euro.

Aufmerksamkeit für die Literatur

Wichtiger als das Preisgeld dürfte Autoren und Verlagen indes das große Interesse sein, das Publikum und Medien am Deutschen Buchpreis zeigen. Zehn Jahre nach der Erstausgabe habe er, so Heinrich Riethmüller im Frankfurter Römer, "Geschichte geschrieben, Literaturgeschichte und Mediengeschichte". Sowohl Leser und Leserinnen als auch Buchhändler, Journalisten und Kritiker diskutieren die Listen nämlich lebhaft. Immer hat jemand etwas auszusetzen, immer gibt es Titel, die fehlen. Für eine ungewöhnlich lange Weile erhält die Buchbranche so eine hohe Aufmerksamkeit.

Auch wenn es natürlich, kokettierte der Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich Riehtmüller, während der Preisverleihung fast nicht zumutbar sei, aus der Literatur eines ganzen Jahren den einen Roman auszuwählen. Aber: "Man kann sich entscheiden, wen man es muss." Die Jury hat sich nun entschieden. Für "Kruso", diesen erstaunlichen Erstling des Lyrikers Lutz Seiler. Heinrich Riethmüller empfiehlt freilich nicht nur seine, sondern die Lektüre aller nominierten Romane. Auf dass sich die Leser und Leserinnen ein eigenes Urteil bilden. Schließlich soll der Deutsche Buchpreis ja das Interesse an der deutschsprachigen Literatur wecken. In den vergangenen Jahren ist das immer vortrefflich gelungen.