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Auch ohne Kohle eine Zukunft

Klaus Deuse13. September 2013

2018 endet der subventionierte Steinkohlenbergbau. Rohstoffe wie Salz und Kali und auch Industriemineralien werden weiterhin abgebaut - mit über 40.000 Arbeitsplätzen im Untertage-Bergbau.

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Kalisalzabbau im Bergwerk Heilbronn Continous Quelle: Südsalz
Bild: Südsalz

Das Ende des subventionierten deutschen Steinkohlenbergbaus ist längst besiegelt. 2018 stellen die letzten drei Schachtanlagen unter dem Dach der Deutschen Steinkohle AG (DSK) den Förderbetrieb ein. Doch damit endet keineswegs das letzte Kapitel des Bergbaus. Auch nach dem Aus für die Steinkohle werden in Deutschland weiter Kohle und Rohstoffe in erheblichem Umfang abgebaut. Nicht nur bei der Braunkohle im Übertagebau, sondern auch unter Tage. Zum Beispiel im Kali- und Salzbergbau. Angesichts steigender Rohstoffpreise hat darüber hinaus bereits die Erschließung von neuen Erzbergwerken vor allem in den neuen Bundesländern begonnen.

Über elf Millionen Steinkohle haben die Kumpel der Deutschen Steinkohle AG im vergangenen Jahr abgebaut. Der Großteil wurde zur Stromerzeugung genutzt. Doch für die verbliebenen knapp 18.000 Mitarbeiter ist 2018 endgültig Schicht im Schacht. Nicht so für die fast 20.000 Beschäftigten im Braunkohlebergbau. Im vergangenen Jahr stieg sogar die Förderung auf insgesamt 185 Millionen Tonnen. Dieser Anstieg resultiert nach den Worten von Martin Wedig, Geschäftsführer der Vereinigung Rohstoffe und Bergbau (VRB), vor allem aus der Energiewende in Deutschland.

Abgebaut wird Braunkohle in vier großen Revieren im Rheinland, in der Lausitz und in Mitteldeutschland. Außerdem gibt es noch ein förderndes Bergwerk in Helmstedt.

Bergbausanierung Geiseltalsee (Sachsen-Anhalt) Quelle: LMBV
Die schönere Seite des Bergbaus: Der Geiseltalsee in Sachsen-Anhalt, entstanden durch Renaturierung eines TagebausBild: LMBV

Abbautiefen bis 900 Meter

Neben der Steinkohle werden in Deutschland aber noch andere Rohstoffe unter Tage abgebaut. Zum Beispiel Kali in ergiebigen Lagerstätten, die sich vor allem in Hessen und Thüringen befinden. Die Fördertiefen liegen zwischen 500 und 900 Metern. Dabei handelt es sich um einen wirtschaftlich ausgesprochen einträglichen Bereich des heimischen Bergbaus. Im Unterschied zur Steinkohle fließt kein Cent an Subventionen.

Pro Jahr, sagt Martin Wedig, werden sieben Millionen Tonnen Kali und Magnesiumprodukte abgebaut. Marktführer ist die börsennotierte K&S (Kali- und Salzgruppe), die sechs Bergwerke betreibt. Die abgebauten Rohstoffe enthalten Kalium, Magnesium und Schwefel, die überwiegend zu hochwertigen Mineraldüngern verarbeitet werden. K&S gehört weltweit zu den vier größten Anbietern dieser Produkte.

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40.000 Arbeitsplätze unter Bergaufsicht

Nach Angaben der Vereinigung Rohstoffe und Bergbau gibt es in Deutschland neben dem auslaufenden Steinkohlenbergbau noch etwa 40.000 Arbeitsplätze, die unter sogenannter Bergaufsicht stehen. Das heißt also in Untertagebau-Betrieben. Dazu zählt auch der Salzbergbau, wobei K&S mit der zugehörenden ESCO-Gruppe als Weltmarkführer firmiert. Die Produktionsmenge beträgt jährlich über 30 Millionen Tonnen.

Allerdings wird nur ein Drittel davon in Deutschland gewonnen. Die anderen zwei Drittel, die K&S als Global Player vermarktet, stammen aus Abbaugebieten in den USA und Chile. Gefördert werden in Deutschland nach den Worten von Martin Redig außerdem auch künftig keramische Rohstoffe und Industrieminerale, und zwar in beträchtlicher Größenordnung. "Fast sechzig Millionen Tonnen werden hier jedes Jahr gewonnen. Dabei handelt es sich um Quarzsande, Spezialtone, Feldspate und Kaolin."

Deutsches Bergbau-Museum, Bochum, Nordrhein-Westfalen, Deutschland / Foerderturm
Typisch für das Ruhrgebiet: Förderturm eines Steinkohle-BergwerkesBild: picture alliance / Arco Images G

Planung für neue Erzbergwerke

Bewegung ist darüber hinaus seit ein paar Jahren in die Erschließung von Erzlagerstätten gekommen. Aus ökonomischen Erwägungen, merkt Martin Wedig an. Getrieben durch internationale Nachfrage, insbesondere aus China, seien die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt förmlich explodiert sind. Etwa für Zinn und Kupfer. "Und das hat eben dazu geführt, bei bestimmten Erzen, die wir in Deutschland haben, über einen Abbau nachzudenken." Die Erschließungsprojekte befinden sich vor allem in den neuen Bundesländern. Wedig nennt vor allem das Zinnvorkommen in Gottesberg. "Das ist ein Explorationsprojekt, das von der Deutschen Rohstoff AG vorangetrieben wird. Es liegen auch schon erste metallurgische Tests vor, die positiv sind."

Bei einem aktuellen Stand von 25.000 US-Dollar für eine Tonne Zinn rückt der Abbau allmählich in lohnenswerte Nähe. So sind in Sachsen die Planungen für ein Kupferbergwerk bereits weit fortgeschritten. "Das Bergwerk selbst", erläutert der VRB-Geschäftsführer, "soll für eine Teufungslage von zwischen 1000 und 1400 Metern errichtet werden auf dem sogenannten Kupfergürtel, der sich von Polen kommend her bis nach Deutschland reinzieht." Fazit: Auch nach dem Ende der subventionierten Steinkohlenförderung gibt es in Deutschland weiter einen vitalen Bergbau.