Deutsche Wirtschaft wächst moderat
13. November 2015Deutschlands kauflustige Verbraucher halten die Konjunktur auf Kurs. Insgesamt ist die deutsche Wirtschaft im Sommer allerdings etwas weniger schwungvoll gewachsen als zuletzt: weil Unternehmen weniger investierten und weil vom Außenhandel keine Impulse kamen.
Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2015 im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent. Im Frühjahr war die Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich noch um 0,4 Prozent gewachsen, zu Jahresbeginn um 0,3 Prozent.
Wachstumstreiber war erneut vor allem die Binnennachfrage. Sowohl die privaten als auch die staatlichen Konsumausgaben konnten weiter zulegen, berichteten die Statistiker.
Schwächelnde Weltkonjunktur
Hingegen hat die schwächelnde Weltkonjunktur das Wachstum etwas gebremst. Die Anlageinvestitionen waren leicht rückläufig, und auch der Außenhandel bremste nach vorläufigen Berechnungen das Wachstum: Zwar bewegen sich die Ausfuhren auf Rekordkurs, aber die Importe stiegen deutlich stärker als die Exporte.
Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe, nannte die Wachstumsrate "in Anbetracht der globalen Widrigkeiten akzeptabel". Aus Sicht von ING-DiBa-Chefökonom Carsten Brzeski bringen die BIP-Zahlen jedoch keine Erleichterung: "Sie zeigen nur, dass der von niedrigen Zinsen, einem starken Arbeitsmarkt mit steigenden Löhnen und der Mini-Inflation getriebene Konsum die Schwäche von Industrie und Außenhandel noch kompensieren kann."
Sommerschwäche scheinbar mehr als eine Delle
Doch die Sommerschwäche der deutschen Industrie scheine mehr zu sein als eine ferienbedingte Delle, sagte Brzeski: "Die Turbulenzen in den Schwellenländern und die Verlangsamung des chinesischen Wachstums haben jetzt auch Spuren in der deutschen Wirtschaft hinterlassen."
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Wirtschaftswachstum allerdings leicht beschleunigt: Das preisbereinigte BIP stieg im dritten Quartal auf Jahressicht um 1,8 Prozent - nach 1,6 Prozent im zweiten und 1,2 Prozent im ersten Vierteljahr 2015.
ul/wen/stu (destatis, rtr, dpa)