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Deutsche Wirtschaft erlebt Stimmungsumschwung

25. Januar 2019

Nach Einschätzung des Ifo-Instituts befindet sich die deutsche Wirtschaft in einem Abschwung. In fast allen Industriezweigen verschlechtere sich das Geschäftsklima. Auch die Bundesregierung ist pessimistischer geworden.

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Deutschland Stahlproduktion in Salzgitter
Ein Stahlarbeiter der Salzgitter AGBild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Für den Stimmungsumschwung sorgen dem Ifo-Institut zufolge unter anderem der Brexit, die US-Haushaltssperre und internationale Handelskonflikte wie der Streit zwischen den USA und China. Das Barometer für das Geschäftsklima ging überraschend stark um 1,9 auf 99,1 Punkte zurück, wie das Münchner Institut am Freitag mitteilte. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem Abschwung", fasste Ifo-Präsident Clemens Fuest die monatliche Umfrage unter 9000 Führungskräften zusammen. Eine Rezession erwarten die meisten Experten zwar nicht, aber auch keine deutliche Trendwende zum Besseren.

"Bei den Geschäftserwartungen überwiegt zum ersten Mal die Zahl der Pessimisten", sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe bei der Vorstellung des Geschäftsklima-Index. Mehr als sieben Jahre lang hätten hier die Optimisten die Oberhand gehabt. Dies kehre nun ins Negative um. Bereits im Dezember hatten die Wirtschaftswissenschaftler aus München ihre Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft auf 1,1 Prozent für 2019 gesenkt. "Der aktuelle Geschäftsklima-Index bestätigt unsere Wachstumsprognose vom Dezember", so Wohlrabe.

Die Bundesregierung ist pessimistischer als die Institute

Auch andere Institutionen wie der Internationale Währungsfonds und laut Insidern auch die Bundesregierung haben ihre Einschätzungen zurückgenommen. Die Bundesregierung soll ihre Wachstumsprognose für Europas größte Volkswirtschaft nahezu halbiert haben. Im laufenden Jahr soll es nur noch zu einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 1,0 Prozent reichen, wie aus dem Entwurf zum Jahreswirtschaftsberichts hervorgeht, der kommende Woche vorgestellt werden soll. Bislang war Berlin von 1,8 Prozent ausgegangen. Die Regierung ist somit pessimistischer als alle führenden Institute. 2020 soll es dann zu 1,6 Prozent reichen. Zum Vergleich: 2018 hatte es noch ein Plus von 1,5 Prozent gegeben, 2016 und 2017 betrug die Wachstumsrate jeweils 2,2 Prozent.

Der Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts gilt als Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Er basiert auf einer monatlichen Befragung deutscher Unternehmen zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage. Demnach trübt sich aktuell die Stimmung in fast allen großen Branchen ein - im Handel ebenso wie bei den Dienstleistern, in der Bauwirtschaft und in der Industrie. "In allen wichtigen Industriezweigen, außer der chemischen Industrie, verschlechterte sich das Geschäftsklima", sagte Ifo-Präsident Fuest.

Viele Experten sehen die Regierung angesichts der eingetrübten Aussichten unter Zugzwang. "Sie sollte sich dies zu Herzen nehmen", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Wichtiger als Steuersenkungen sind der Bürokratieabbau und Investitionen in das schnelle Internet. Auch die Verkehrsinfrastruktur hätte eine Runderneuerung verdient." Bei der LBBW wird das ähnlich gesehen. "Es wird Zeit, dass auch die Politik ihre Handlungsfähigkeit wieder unter Beweis stellt und sich der Risiken stärker annimmt", sagte deren Chefvolkswirt Uwe Burkert. "Sonst werden wir die realwirtschaftlichen Folgen bald deutlicher spüren." 

djo/as/zdh (afp, rtr)