Deutsche Verbraucher zuversichtlich
23. April 2015Die Aussicht auf steigende Einkommen beflügelt die Kauflaune in Deutschland. Das Barometer für das Konsumklima im Mai steigt um 0,1 auf 10,1 Zähler – das ist der höchste Stand seit Oktober 2001, wie die Nürnberger Marktforscher der GfK am Donnerstag zu ihrer Umfrage unter 2000 Verbrauchern mitteilten. Für bessere Stimmung sorgt insbesondere die Hoffnung auf spürbare Lohnzuwächse: Das Barometer für die Einkommenserwartung stieg um zwei auf 55,1 Zähler. Das ist der höchste jemals von der GfK ermittelte Wert seit der Wiedervereinigung.
Dabei spiele die niedrige Inflation eine Schlüsselrolle, betont GfK-Experte Rolf Bürkl: "Es bleibt real mehr in den Geldbeuteln." Dies erwarten auch die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten - insbesondere wegen des Ölpreisverfalls. Günstigeres Heizen und Tanken lässt den Deutschen in diesem Jahr demnach etwa acht Milliarden Euro mehr in den Portemonnaies. Der gesunkene Ölpreis dämpft die Inflation: 2015 dürfte die Teuerungsrate bei lediglich 0,5 Prozent liegen. Dadurch legt die Kaufkraft spürbar zu, da der Lohnzuwachs deutlich über der Teuerungsrate liegen dürfte. Auch die Bundesbank spricht von einem außergewöhnlich guten Konsumklima, das noch einige Zeit anhalten dürfte.
Die Griechen drücken die Stimmung
Die Erwartungen der Verbraucher an die Entwicklung der deutschen Konjunktur sind im April allerdings leicht zurückgegangen - anders als bei der Bundesregierung und Wirtschaftsexperten. Wie aus der GfK-Konsumklimastudie hervorgeht, ging im April neben der Konjunkturerwartung aber auch die Kauflaune leicht zurück - erstmals seit einem halben Jahr. So ließ die Neigung der Verbraucher nach, Autos, Möbel oder andere teure Sachen zu kaufen. Das GfK-Barometer für die Anschaffungsneigung sank um 4,7 auf 58,3 Zähler. Dennoch konstatieren die Forscher eine weiterhin hohe Konsumneigung. Zum Vergleich: Die 2006 erreichte Höchstmarke liegt bei 64,4 Punkten und damit in Sichtweite.
Insgesamt habe sich die Stimmung der Verbraucher im April uneinheitlich entwickelt: "Die Entwicklung der Verbraucherstimmung ist nicht so eindeutig wie in den Vormonaten", so Rolf Bürkl von der GfK heute in Nürnberg. Warum die Bürger die künftige Wirtschaftsentwicklung diesmal weniger positiv einschätzten, sei nicht ganz klar, sagte er: "Rationale Gründe sind aus meiner Sicht nicht zu erkennen. An der Entwicklung oder den Rahmenbedingungen im Inland kann es nicht liegen." Der Konsumexperte vermutet daher, dass das Gezerre um die Situation in Griechenland die Verbraucher verunsichere.
Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hatten in der vergangenen Woche ihre Wachstumsprognose für 2015 deutlich nach oben korrigiert auf 2,1 Prozent, nachdem sie im Herbst nur mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,2 Prozent gerechnet hatten. Die Bundesregierung erhöhte ihre Prognose am Mittwoch für 2015 und 2016 auf jeweils 1,8 Prozent.
dk/zdh (afp/dpa/rtr)