Deutsche und internationale Acts in China
Ein Konzert in China darf in der Karriere vieler westlicher Topstars nicht fehlen. Die Scorpions haben es jetzt geschafft - was nicht selbstverständlich ist. Denn erst mal müssen die Künstler an den Behörden vorbei.
Jetzt auch die Scorpions
Zum 50-jährigen Bandjubiläum gaben sich die deutschen Rock-Dauerbrenner die Ehre: Am 1. Mai spielten sie auf dem Chang Jiang Music Festival - wohl einer der Höhepunkte ihrer Abschiedstournee. Bevor sie die Genehmigung für den Gig bekommen hatten, mussten sie einen langen Weg durch die Institutionen gehen. Wie viele andere vor ihnen auch.
1985: Premiere mit Wham!
China öffnet sich gerade vorsichtig dem Rest der Welt. Genau richtig kommt da die Anfrage des britischen Popduos Wham! - als Botschafter für einen künftigen kulturellen Austausch werden George Michael und Andrew Ridgeley für zwei Gigs eingeladen. Nur wenige Chinesen kennen die Band, daher ist ihr Aussehen und ihre sexy Performance etwas völlig Neues - und ein Meilenstein für die Popmusik in China.
Die erste deutsche Band singt auf Kölsch
1987 kommt die Kölschrock-Band BAP auf Initiative der Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft nach China. Und damit ausgerechnet eine Band, die das "rebellische Lebensgefühl der Rock-Generation" (BAP-Chef Niedecken) nach China tragen will. Die Konzerte haben aber eher wenig von Rock'n'Roll: Der Beifall ist der Band zu kurz, die Musik dem Publikum zu laut.
Sonderzug ins Reich der Mitte
Udo Lindenberg holt den chinesischen Rockmusiker Cui Jian 2003 für ein paar Auftritte nach Deutschland. Ein Jahr später tritt Udo mit seiner Rock-Revue "Atlantic Affairs" in Peking und Shanghai auf. Cui Jian, der als Chinas "Father of Rock'n'Roll" gilt, ist wieder mit dabei. Die Konzerte sind ein voller Erfolg, auch die Medien schwärmen in den höchsten Tönen.
2004: Britney Spears ganz brav
Auch die für ihre sexy Auftritte bekannte Pop-Prinzessin darf in Shanghai und Peking auf die Bühne. Es gibt nur eine behördliche Auflage: Sie soll etwas mehr Stoff am Körper tragen als sonst. In den Texten sehen die Offiziellen allerdings keinen Grund zur Beanstandung. Sie sind zwar mit erotischen Anspielungen gespickt, jedoch sieht niemand eine politische Botschaft in den Songs.
2006: Die Rolling Stones handzahm
Konzerte von westlichen Top-Bands finden in China üblicherweise nicht in Stadien statt - sondern eher vor erlesenem Publikum. Eine Karte ist für Einheimische kaum zu bezahlen, nicht selten kostet sie 300 bis 500 US-Dollar. So spielen auch die Stones vor übersichtlichen 8.500 Zuhörern. "Anstößige" Nummern wie etwa "Let's Spend The Night Together" sind im Vorfeld von der Setliste gestrichen worden.
Björk hätte es fast versaut
China lässt immer mehr westliche Acts ins Land. Die meisten sind auch brav und halten sich an die behördlichen Auflagen. Die exzentrische isländische Sängerin Björk lässt es sich 2008 dennoch nicht nehmen, am Ende ihres Songs "Declare Independence" lautstark "Tibet! Tibet! Tibet!" zu singen. Das finden die Behörden nicht so lustig und wollen erst mal gar keine westlichen Künstler mehr einladen.
Der unpolitische Protestsänger
2010 will Bob Dylan in China auftreten. Doch die Sache mit Björk ist den Behörden noch zu frisch. Da Dylan nun mal als Protestsänger bekannt ist, soll er besser draußen bleiben. Ein Jahr später darf er dann doch kommen und verzichtet freiwillig auf seine berühmtesten Protestsongs "Blowing In The Wind" und "Times They Are A-Changin'". Die Fans sind über diese Selbstzensur bitter enttäuscht.
Metallica mit einem Trick
Bevor westliche Künstler in China auf die Bühne dürfen, werden die Setlisten überprüft. Songs mit vermeintlich anstößigem oder politisch nicht konformem Inhalt dürfen nicht gespielt werden. So ergeht es Metallica 2013 mit ihrem Hit "Master Of Puppets". Gitarrist Kirk Hammett (rechts) lässt sich nicht beeindrucken und spielt das typische Gitarrenriff live. Die chinesischen Fans feiern - ohne Text.
Kein Einlass für Kraftwerk
Die Solidarität westlicher Künstler mit den Unabhängigkeitsbestrebungen Tibets gefällt den Chinesen nicht. Diese Acts sind in China nicht willkommen. Selbst Kraftwerk nicht, die 2013 auf einem Pekinger Elektronikfestival auftreten sollten und wieder ausgeladen wurden. Die Begründung: 1998 hätten sie fast auf einem Free-Tibet-Konzert in den USA gespielt. Das Konzert war wegen Regen ausgefallen.