Alarm in Bengasi
24. Januar 2013Über Details und zur spezifischen Art der Gefahren für die westlichen Staatsbürger wollten sich die zuständigen Ministerien in London und Berlin noch nicht äußern. Wenige Stunden nach dem Foreign Office gab aber auch das Auswärtige Amt eine Reisewarnung heraus: "Der Bundesregierung liegen Hinweise auf eine unmittelbare Bedrohung in Bengasi vor". Bundesaußenminister Guido Westerwelle sprach bei seinem Besuch in Portugal von einer "ernsten und delikaten Lage". Konkreter wurde auch er nicht.
Von britischer Seite hieß es, wer sich entgegen aller Anweisungen weiter in der Hafenstadt Bengasi aufhalte, solle sofort abreisen. Das Londoner Außenministerium warnte außerdem vor Reisen in andere Städte der Küstenregion wie beispielsweise Misrata.
Schon im Herbst gab es erste Warnungen
Das britische Außenministerium hatte seit vergangenen September vor Reisen in den größten Teil des nordafrikanischen Landes gewarnt. Jetzt wurde die Warnung auf die vierte von insgesamt fünf Stufen erhöht.
Die libysche Regierung zeigte sich zunächst überrascht über die Reaktionen aus Europa. Man sei "erstaunt" über die "sehr starke Warnung" aus London, sagte etwa der stellvertretende Innenminister Abdallah Massud der Nachrichtenagentur afp.
Verantwortung für Bengasi-Desaster übernommen
Am Mittwoch hatte die scheidende US-Außenministerin Hillary Clinton vor einem Senatsausschuss die Verantwortung für Fehler ihres Ministeriums im Zusammenhang mit dem verheerenden Angriff auf das amerikanische Konsulat in Bengasi im September vergangenen Jahres übernommen. Vor dem Senat in Washington hob Clinton zugleich die Bemühungen des State Departments hervor, die Sicherheitsvorkehrungen in den diplomatischen Vertretungen der USA zu verschärfen.
Es gebe keinen, der engagierter daran arbeite, die Probleme zu beheben, bekräftigte Clinton. "Ich bin entschlossen, das Außenministerium und unser Land sicherer und stärker zurückzulassen", sagte die 65-Jährige, die ihr Amt in Kürze abgibt.
Die allgemeine Terrorangst hat auch zugenommen, nachdem vor einer Woche im Nachbarland Algerien bei einem Überfall islamistischer Kämpfer auf eine Gasförderanlage rund 70 Menschen getötet wurden.
SC/haz (rtre, dpa, dapd)