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Ausbildung spitze

Jochen Kürten11. Mai 2012

Die digitalen Welten haben den Trickfilm verändert. Bei der Förderung gibt es in Deutschland noch Nachholbedarf. Bei der Ausbildung leistet man Herausragendes - sagt Ulrich Wegenast vom Stuttgarter Trickfilmfestival.

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Mann vor Computern bei einer Übung für einen Animationsfilm (Foto: Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart)
Bild: Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart

Deutsche Welle: Der Name "Trickfilmfestival" klingt ja fast schon ein wenig altertümlich, wenn man an die digitale Welten und an den Medienumbruch denkt. Haben Sie eigentlich schon mal darüber nachgedacht, das Festival anders zu nennen?

Ulrich Wegenast: Ich bin der Meinung, dass gerade das Thema und auch der Name "Trickfilm" international eine Besonderheit sind, so dass wir unbedingt an dem Namen festhalten wollen. Auch wenn das ein bisschen altertümlich klingt. Es ist aber auch ein typisch deutscher Name, der im Ausland durchaus verstanden wird. Natürlich ist Trickfilm nicht mehr das, was es vor 20 oder 40 Jahren einmal war. Die Digitalisierung schreitet voran, es gibt immer neue Aspekte, es gibt Mischformen, Hybridformen, es gibt etliche Genres. Wir haben ja auch den englischen Untertitel "Festival of Animated Film", so dass relativ verständlich ist, um was es geht.

Gab es in der Vergangenheit eigentlich irgendein Jahr, einen Zeitraum, an dem sich das Festival sichtbar verändert hat? An dem Sie gesagt haben, die digitale Welt müssen wir jetzt mit einbeziehen? Oder war das ein schleichender Prozess?

Ulrich Wegenast, Leiter des Stuttgarter Trickfilmfestivals (Foto: Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart) Ulrich Wegenast (Künstlerischer Geschäftsführer). Foto: Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart
Ulrich WegenastBild: Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart

Es war einerseits ein schleichender Prozess. Es gab immer wieder kleinere Etappen, wo wir gesehen haben, jetzt ist ein nächster Sprung erreicht. Das Thema Stereoskopie, 3D-Film, hat natürlich in den letzten Jahren ganz stark zugenommen bei den Vorführungen. Dann auch das Thema Online, Online-Distribution. Wie kann man das in dem Festival integrieren? Das war die Frage. Das ist ein Aspekt, den wir seit 1996 verfolgen. Aber in den vergangenen drei Jahren haben wir da einen Durchbruch erlebt. Auch das Thema "Games und Animation", das, was wir unter Transmedia verstehen, war so ein Thema. Da gibt es Erzählformen, die sich entwickelt haben, auf ganz unterschiedlichen Plattformen, auf Endgeräten, interaktiv oder eben linear. Da ist etwas zusammengewachsen, das hat sich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren in der ganzen Branche extrem rasant entwickelt.

Leinwand auf der Wiese vor dem Stuttgarter Schloss (Foto: Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart)
Digital produzieren - gemeinsam guckenBild: Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart

Aber es gibt auch noch den guten, alten, klassischen Zeichentrickfilm, der eben gezeichnet wird und den sie auch hier auf dem Festival zeigen...

Für uns ist es wichtig, dass wir den Handmade-Film weiter im Programm haben. Natürlich sind auch diese Filme im Prinzip alle digital produziert. Wenn heute gezeichnet wird, auf auch Papier, wird es natürlich sofort digitalisiert. Es gibt auch eine richtige Renaissance des Puppentrickfilms, der inzwischen aber natürlich auch digital gestützt wird. Da haben wir sehr viele, sehr gute Beispiele auf dem Festival. Es ist nicht mal Nostalgie (der Filmemacher), sondern schon ein Wunsch, etwas Haptisches zu haben bei den vielen virtuellen Welten. Auch der Aspekt des Human Touch spielt dabei eine Rolle. Gerade beim künstlerischen Kurzfilm ist dieser Aspekt des Handwerklichen sehr wichtig. Wir sehen auch, dass das im großen Kino beim Langfilm wieder eine Rolle spielt. Es ist schön, dass diese unterschiedlichen Ansätze, künstlerisch, auch technologisch, sich hier verbinden und vermischen.

Welche Rolle spielt Deutschland dabei, gerade auch als Produktionsstandort für animierte Filme?

Deutschland spielt eine durchwachsene Rolle. Es gibt sehr erfolgreiche Entwicklungen, gerade wenn man auf die Oscars schaut, insbesondere beim animierten Kurzfilm. Da sind in den vergangenen Jahren oft deutsche Produktionsfirmen ausgezeichnet worden. Auch bei den Standorten tut sich was, neben Baden-Württemberg ist hier Berlin-Brandenburg ganz stark, auch Sachsen.

Szene aus dem Trickfilm "Luminaris" von Juan Pablo Zaramella. (Foto: Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart)
Szene aus dem in Stuttgart gezeigten Trickfilm "Luminaris" von Juan Pablo ZaramellaBild: Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart

Bei der Ausbildung sind wir Weltspitze. Das ist herausragend. Bei der Förderung haben wir noch ein bisschen Nachholbedarf - im Vergleich zu Frankreich etwa. Die öffentlich-rechtlichen und die privaten Sender sind wichtige Auftraggeber. Deshalb müssen sie noch mehr Bewusstsein dafür entwickeln, dass es darum geht Themen aufzugreifen, die auch kulturell etwas mit Deutschland zu tun haben. Es sollte nicht nur darum gehen, irgendeine x-beliebige Ware einzukaufen. Das ist ein Appell an den Animationsstandort Deutschland! Wir können diesen Standort nur gemeinsam entwickeln, die Sender, die Produzenten, die Künstler und eben das Trickfilmfestival und die FMX-Konferenz.

Inwiefern hat die digitale Revolution, was Games und Computer betrifft, beim Film auch Inhalte verändert?

Durch die Digitalisierung und vor allem durch die sozialen Netzwerke hat sich eine andere Erzählform entwickelt. Zum einen eine knappere Erzählweise, eine kondensierte Erzählform. Gerade im Internet ist es doch so, dass man gerne viral animierte Clips (Webvideos) anschaut. Da haben sich die Sehgewohnheiten gewandelt. Oft sind diese an Computerspiele angelehnt. Wir haben ja auch schon Beispiele, wo aus Games große Spielfilme entwickelt wurden. Es ist nicht mehr so, dass man rein linear denkt, wenn man Storys entwickelt. Man hat das heute immer im Hinterkopf. Ein Kurzfilm wird zur Serie, der wiederum wird zum Langfilm und der zum Spiel. Und das Spiel wird möglicherweise zum Film. Da ist schon eine andere Form des Erzählens notwenig, vielleicht sogar im positiven Sinne, eine offenere Erzählform.