23. Januar 2009
Es steht nun fest, dass vier europäische Touristen - darunter eine Deutsche - in der Nähe der Grenze zwischen Niger und Mali entführt worden sind. Dies bestätigte am Freitag (23.01.2009) ein Reiseveranstalter aus Heidelberg. Das Auswärtige Amt in Berlin richtete einen Krisenstab ein. Zuvor hatte bereits die Schweiz die Entführung zweier Staatsbürger bestätigt. Das vierte Entführungsopfer soll aus Großbritannien stammen. Bei der Deutschen handelt es sich um eine 75-jährige Frau aus Darmstadt in Hessen.
Nach Angaben des Gouverneurs der nordost-malischen Region Gao, Amadou Baba Touré, waren die Europäer am Donnerstag (22.01.2009) auf dem Rückweg vom Kulturfestival Anderamboukane in Mali verschleppt worden. Laut Touré wurden die Touristen im Niger entführt, in einer Ortschaft rund 60 Kilometer von der Grenze zu Mali entfernt. Nach übereinstimmenden Angaben aus Mali fuhren die Touristen und ihre afrikanischen Begleiter in einem Konvoi von drei Fahrzeugen von Mali nach Niger. "Der Fahrer des ersten Wagens konnte flüchten, obwohl auf sein Auto geschossen wurde. Aber in diesem Auto befand sich kein Tourist", sagte der Gouverneur. Bei den anderen beiden Autos wurden wahrscheinlich die Reifen zerschossen, die darin sitzenden Touristen wurden verschleppt. Der geflohene Fahrer soll nach Mali zurückgekehrt sein und die Behörden informiert haben.
Zusammenhang mit einer anderen Entführung möglich
Die Entführung könnte nach Einschätzung von malischen Sicherheitskreisen mit der Verschleppung zweier kanadischer UN-Mitarbeiter zusammenhängen. Der kanadische UN-Sondergesandte für den Niger, Robert Fowler, und sein ebenfalls für die UN tätiger Landsmann Louis Gay waren zusammen mit einem Fahrer Mitte Dezember im Niger verschleppt worden. Seitdem fehlt von ihnen jede Spur. Nigers Präsident Mamadou Tandja hatte vor zehn Tagen "terroristische Gruppen" für die Entführung verantwortlich gemacht.
Im Grenzgebiet zwischen dem Niger und Mali gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Zusammenstöße zwischen Tuareg-Rebellen und den Armeen beider Staaten. Das Nomadenvolk beansprucht für sich ein Gebiet in der Grenzregion. Die deutsche "Gesellschaft für bedrohte Völker" warnte allerdings nach der jüngsten Entführung vor einer vorschnellen Verurteilung des Tuareg-Volkes.
Reisewarnung des Auswärtigen Amtes
Auf der Webseite des Auswärtigen Amtes wird ausdrücklich vor Reisen in die betroffene Region gewarnt. Neben den Tuareg-Rebellen geht auch Gefahr von Banditen und Schmugglern aus. Eine weitere Bedrohung in der entlegenen Region in der Sahara sind auch algerische Extremisten, die jenseits der Grenze zu Algerien ihre Rückzugslager haben. Den Tätern ging es meist um Lösegeld, es gab jedoch auch Entführungen mit politischem Hintergrund.
Die deutsch-malischen Beziehungen bezeichnet das Auswärtige Amt als gut und vertrauenvoll und weist darauf hin, dass die Bundesrepublik der erste Staat war, der 1960 die unabhängige Republik Mali anerkannt hatte. Die Bundesregierung darf daher bei der Bemühung um die Freilassung der Geiseln davon ausgehen, von der malischen Regierung aktiv unterstützt zu werden. (la)