Deutsche gehen "stiften"
21. Mai 2002Stiften in Deutschland lohnt sich. Und wer Geld für einen wohltätigen Zweck stiftet, dem gebührt auch schon mal Lob und Ehre: Bundespräsident Rau hat just dem Unternehmer Peter M. Schnell die Goldmedaille für besondere Verdienste um das Stiftungswesen überreicht. Schnell hatte vor zehn Jahren seine gesamten Anteile an der von ihm gegründeten Firma Software AG in eine gleichnamige Stiftung eingebracht. Und die ist mit einer jährlichen Ausgabe von 26 Millionen Euro somit einer der zehn größten Stiftungen bürgerlichen Rechts.
Run auf den guten Zweck
Deutschland hält nahezu einen Stiftungs-Rekord: Knapp 11.000 gibt es in der Bundesrepublik. Jedes Jahr werden nach Angaben des Bundesverbandes etwa 1.000 neue Stiftungen gegründet. 1991 waren es noch 201. Und die Idee Projekte und Menschen mit einem Fond aus einer Stiftung zu unterstützen, soll bald selbst besser unterstützt werden: Ende Mai 2002 wird der Bundesrat über den im Bundestag verabschiedeten Gesetzentwurf zur Modernisierung des Stiftungsrechts abstimmen. In dem neuen Gesetz werden unter anderem die Rahmenbedingungen verbessert, unter denen sich Stiftungen gründen dürfen.
Keine Almosen sondern Potentiale fördern
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat angesichts der Finanzmisere in den öffentlichen Haushalten vermögende Deutsche dazu aufgerufen, verstärkt gemeinnützige Stiftungen zu gründen: "Lassen Sie uns Probleme anpacken, anstatt auf den Staat zu warten", so Michael Göring von der Hamburger "Zeit"-Stiftung auf dem kürzlichen Jahrestreffen von Deutschlands Stiftungsverbänden. Und Schwachstellen gibt es viele. Die Software AG beispielweise engagiert sich in den Bereichen Erziehung und Bildung, Jugendhilfe, Behinderten- oder der Altenhilfe.
Stiften nicht Sache der Reichen
Das Gesamtvermögen der mehr als 11.000 Stiftungen in der Bundesrepublik wird auf rund 50 Milliarden Euro geschätzt. Die größte deutsche Stiftung ist nach Angaben des Bundesverbandes die Robert-Bosch-Stiftung mit einem Vermögen von rund fünf Milliarden Euro. Auf dem zweiten Platz liegt die Volkswagen-Stiftung mit rund zwei Milliarden Euro. Aber das soll nicht davon abhalten auch mit wenig Geld viel zu tun, meint der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, Christoph Mecking. Immer mehr Menschen in Deutschland werden zu Stiftern. Vielleicht auch weil Erblasser immer weniger "würdige" Erben finden: "Wenn sie alt sterben, haben ihre Kinder meist selbst schon Vermögen und sind mit der Gründung einer Stiftung einverstanden", begründet Mecking den Stiftungs-Boom. Häufig werde eine Stiftung von den Erben selbst aus steuerlichen Gründen errichtet. Bei der Einrichtung einer gemeinnützigen Stiftung werden die Erben nämlich von der Erbschaftssteuer befreit. So kann Sparen auch etwas Gutes für Andere bedeuten (pt)