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Deutsche Filmgeschichte: Das Kino der DDR

12. September 2011

Nach dem 2. Weltkrieg entstand im Osten Deutschlands eine völlig andere Filmkultur. Unter der staatlichen Produktionsfirma DEFA hatte das Kino Propagandaaufgaben. Es entstanden aber auch einige bemerkenswerte Filme.

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Szene mit Manfred Krug aus dem Film Spur der Steine (Foto: DEFA)
DEFA-Klassiker "Spur der Steine"Bild: DEFA

1946 wurde in der sowjetisch besetzten Zone die "Deutsche Film Aktien Gesellschaft" gegründet, kurz DEFA genannt. Sie war und blieb bis zu ihrer Auflösung 1990 der einzige offizielle Filmproduzent in Ost-Deutschland. Und sie war das Zentrum des Filmgeschehens in der DDR. Bereits 1946 wurde in der sowjetisch-besetzten Zone der erste deutsche Nachkriegsfilm gedreht: "Die Mörder sind unter uns" von Wolfgang Staudte, der neben Kurt Maetzig zu den Gründungsvätern der DEFA gehörte.

Szene aus dem Film Die Mörder sind unter uns (Foto: DEFA)
"Die Mörder sind unter uns"

Mit seinen Filmen "Ehe im Schatten" und "Rat der Götter" galt Maetzig als einer der namhaftesten Vertreter ostdeutscher Filmkultur. Hauptthemen dieser ersten Phase der DEFA war die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Wurzeln. Dazu gehörten Kinostreifen wie "Das Beil von Wandsbek" und die Heinrich Mann Roman-Verfilmung "Der Untertan". Bis Anfang der fünfziger Jahre entstanden Filme, die weitgehend frei waren von plakativen Parteirichtlinien und als Klassiker in die Filmgeschichte eingingen. Neben Erich Engels "Affäre Blum" und Slatan Dudows "Unser täglich Brot" galt das auch für "Rotation" aus dem Jahre 1949 von Wolfgang Staudte - eine beschwörend eindringliche Erzählung über den alltäglichen Faschismus und die Kraft des Widerstands.

Sozialistischer Realismus

Nach Gründung der DDR 1949 wurde das gesamte Filmwesen der staatlichen Leitung und Lenkung unterstellt. Zentral für die nun beginnende zweite DEFA-Schaffensphase waren die Darstellung des Sozialismus und die Selbstbehauptung gegenüber der BRD. In diese Zeit des Kalten Krieges gehörte dazu auch Kurt Maetzigs heroisches Personenkultepos "Ernst Thälmann - Sohn einer Klasse".

Der hundertjährige Kurt Maetzig (dpa)
Der hundertjährige Kurt MaetzigBild: picture alliance / dpa

Maetzig lieferte nicht mehr als eine Pflichtübung in stalinistischer Ästhetik und Propaganda ab. Thälmann, der charismatische Arbeiterführer aus der Weimarer Zeit, wurde kritiklos als Held des noch jungen Arbeiter- und Bauernstaates gefeiert. Filme, die sich kritischer mit der Gegenwart beschäftigten, waren "Eine Berliner Romanze" (1956) und "Berlin - Ecke Schönhauser" (1957), letzterer unverkennbar in der Tradition des italienischen Neorealismus. Beide stammten vom Regie-Drehbuchgespann Gerhard Klein und Wolfgang Kohlhaase. Beim Kinopublikum der DDR waren dagegen Musikfilme aus alten Ufa-Zeiten und leichte Unterhaltungskost aus dem Westen gefragt.

Filmverbote und SED-Einfluss

Viele Filmemacher reduzierten das Kino auf seine Rolle als Erziehungs- und Propagandainstrument im Dienste der Sozialistischen Einheitspartei (SED). Vor allem die herrschende SED verstärkte ihren Einfluss auf die Filmproduktion. Künstlerische Freiheiten waren nur noch im kleinen Rahmen möglich. Die Partei brauchte realistische Filme im Stil des Sozialistischen Realismus, wie es im Sprachgebrauch der SED hieß. Viele Regisseure konnten oder wollten unter diesen Bedingungen nicht arbeiten. Einige wanderten in den Westen ab, darunter auch Wolfgang Staudte, Paul Verhoeven und Falk Harnack, dessen legendärer Film "Das Beil von Wandsbek" verboten wurde.

Szene aus dem Film Spur des Falken (Foto: DEFA)
Indianerfilme à la DDR: "Spur des Falken"Bild: DEFA / Waltraut Pathenheimer

Die dritte Phase brachte sehr unterschiedliche Entwicklungen innerhalb des auf Einheitlichkeit ausgerichteten DDR-Films: So kam es neben der Produktion von Unterhaltungsfilmen, den Märchen- und politisch-korrekten Indianerfilmen, auch zu zeit- und gesellschaftskritischen Produktionen. Darunter "Die Spur der Steine" von Frank Beyer, der wegen vermeintlich antisozialistischer Tendenzen verboten wurde. Generell wurden Filme, die sich kritisch mit dem DDR-Alltag beschäftigten, aus dem Programm genommen. Das führte dazu, dass in der dritten Phase der DDR-Produktion vor allem Unterhaltungsfilme und unkritischen Filme produziert wurden wie "Heißer Sommer" oder "Das siebente Jahr".

Literaturverfilmungen

Charakteristisch für die vierte Phase der DDR-Filmproduktion sind Literaturverfilmungen wie "Lotte in Weimar", "Die Leiden des jungen W." und Gegenwartsfilme wie "Die Legende von Paul und Paula". Dafür gelang es der DEFA viele bedeutende Schriftsteller des Landes für die Filmarbeit zu interessieren. Die Romanverfilmung "Jakob der Lügner" von Frank Beyer erhielt 1974 als einziger DEFA-Film 1974 eine Oscar-Nominierung in der Kategorie "Bester ausländischer Film".

Szene aus dem Film Die Legende von Paul und Paula (Foto: DEFA)
Größter DDR-Publikumserfolg "Die Legende von Paul und Paula"Bild: DEFA

Ein typisches Genre der DEFA war der Kinderfilm. In aufwendigen Kulissen und Verkleidungen, mit teils subtilem Humor entwickelten Regisseure wie Rolf Losansky und Wolfgang Staudte Märchenfilme voll wundersamer Charaktere und liebevoll gestalteter Traumlandschaften. Der bis heute bekannteste und weltweit exportierte Kinderfilm war "Die Geschichte vom Kleinen Muck". In den 1980er Jahren führte nicht zuletzt die Öffnung des Filmmarktes der DDR für Westproduktionen zu einer Krise der DEFA. Mit dem Fall der Berliner Mauer 1989 und der Wiedervereinigung kam schließlich das Ende.

Erfolge vor der Wende

Nach Schätzungen umfasste das filmische Erbe der DDR etwa 950 Spiel- und Kurzspielfilme, 820 Animationsfilme sowie 5800 Dokumentarfilme und Wochenschauen, die zwischen 1946 und 1990 entstanden sind. Zu den DEFA-Klassikern gehören bis heute "Solo Sunny" von Konrad Wolf (1980) und die noch kurz vor dem Mauerfall fertig gestellte Schwulengeschichte "Coming out" von Heiner Carow.

Autor: Michael Marek
Redaktion: Jochen Kürten