Deutsche Exporteure weiter optimistisch
10. März 2015Damit könnte sich die Summe der Ausfuhren auf bis zu 1185 Milliarden Euro belaufen. Die Einfuhren könnten 2015 um bis zu vier Prozent auf 954 Milliarden Euro zulegen, wie der BGA am Dienstag in Berlin weiter mitteilte. Der von internationalen Handelspartnern kritisierte Außenhandelsüberschuss werde damit auf 231 Milliarden Euro weiter steigen.
Allerdings entwickeln sich die Zielmärkte und -regionen für die deutschen Exporteure völlig unterschiedlich. Grund zum Optimismus geben zum Beispiel die USA. Keiner anderen großen Industrienation wird in diesem Jahr ein stärkeres Wirtschaftswachstum zugetraut. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet ein Plus von 3,6 Prozent - nach 2,4 Prozent im vergangenen Jahr.
Die Mutmacher
Die steigende Beschäftigung und die Entlastung der konsumfreudigen Verbraucher durch sinkende Energiepreise dürften die weltgrößte Volkswirtschaft weiter ankurbeln. Beflügelt werden dürften die Geschäfte der deutschen Unternehmen zusätzlich vom schwachen Euro, wodurch sie ihre Produkte in den USA entweder billiger anbieten und so der Konkurrenz Marktanteile abjagen oder ihre Gewinnmarge steigern können.
Auch wenn die Zeiten eines Wachstums im zweistelligen Prozentbereich vorbei sind, bleibt die Volksrepublik China doch ein lohnender Markt für die deutschen Unternehmen. "Ein wichtiger Schlüssel zu profitablem Wachstum liegt für uns in China", sagt etwa Daimler-Chef Dieter Zetsche. Seit Jahren ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wichtigster Absatzmarkt für die Autobauer und viele andere Branchen. Das Jahr begann verheißungsvoll: Mercedes Benz etwa steigerte seinen China-Absatz im Januar um 14,5 Prozent.
Auch in der Eurozone sieht es zunehmend weniger düster aus. Das Geschäft auf dem wichtigsten Absatzmarkt entwickelt sich wegen der Schuldenkrise seit Jahren schleppend. Allerdings geht es in einigen Ländern wie Spanien und Portugal wieder spürbar aufwärts, was sich auch in der Exportstatistik niederschlägt: Die deutschen Ausfuhren in diese beiden Länder stiegen im vergangenen Jahr um jeweils rund zehn Prozent. Die Europäische Zentralbank erwartet jetzt immerhin 1,5 Prozent Wachstum für das Bruttoinlandsprodukt der Euro-Zone im laufenden Jahr. Noch im Dezember war sie nur von 1,0 Prozent ausgegangen.
Die Sorgenkinder
Zu den Sorgenkindern gehören Schwellenländer wie zum Bespiel Russland. Die Wirtschaft rechnet mit milliardenschweren Einbußen. Die Exporte dürften 2015 um fast 15 Prozent oder knapp vier Milliarden Euro einbrechen, so der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). "Davon werden insbesondere Spitzenexportbranchen wie die Automobilindustrie oder der Maschinenbau betroffen sein", sagt DIHK-Experte Volker Treier.
Bereits 2014 waren die Ausfuhren um knapp ein Fünftel gefallen. Ein Grund ist der Kursverfall des Rubel. "Damit gehen enorme Kaufkraftverluste russischer Abnehmer einher", sagt Treier. "Zudem entfaltet sich die Wirkung der dritten Sanktionsstufe der EU gegen Russland erst in diesem Jahr voll." Bislang habe der Warenaustausch zu einem großen Teil noch auf Verträgen basiert, die vor Verhängung dieser Sanktionen im Zuge der Ukraine-Krise geschlossen worden seien.
Auch die Ölstaaten machen Sorgen. Der sinkende Ölpreis drückt die Exporte dorthin. Sie könnten in diesem Jahr um zehn bis 15 Prozent fallen, prognostiziert die Deutsche Bank in einer Studie. 2014 setzten die deutschen Unternehmen in den zwölf Opec-Staaten sowie Russland, Norwegen und Kasachstan immerhin Waren im Wert von 73 Milliarden Euro um, was einem Anteil von rund 6,4 Prozent an den gesamten Ausfuhren entspricht. Angesichts fehlender Milliarden aus dem Ölgeschäft schieben viele Förderstaaten Investitionen auf, auch Unternehmen zögern und bestellen weniger Maschinen und andere Waren "Made in Germany".
Auch Südamerika - lange Zeit eine boomende Region - steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. In Ländern wie Argentinien und Venezuela dürfte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr schrumpfen, in Brasilien gerade einmal um 0,5 Prozent wachsen, sagen Ökonomen voraus. Grund dafür sind sinkende Rohstoffpreise, aber auch eine wachsende Staatsverschuldung. "Es gibt mehr Risiken als Chancen", sagt etwa der Chefvolkswirt der Banco Brasil Plural, Mario Mesquita.
wen/zdh (rtrd, dpa)