Deutsche Exporte stagnieren
9. Juni 2016Ökonomen hatten hingegen statt einer Stagnation sogar einen Rückgang um 0,6 Prozent vorhergesagt. Im März hatte es mit 1,9 Prozent das kräftigste Plus seit einem halben Jahr gegeben. Die Unternehmen setzten Waren im Wert von 104,3 Milliarden Euro im Ausland ab. Das sind 3,8 Prozent mehr als im April 2015. Die Exporte in die EU-Länder legten um 7,3 Prozent zu. Im Geschäft mit den nicht zur Euro-Zone gehörenden EU-Staaten - wie etwa Polen und Großbritannien - gab es dabei ein Wachstum von 9,8 Prozent. Die Nachfrage aus der Währungsunion zog um 5,8 Prozent an. Die Ausfuhren in die Staaten außerhalb der Europäischen Union - wozu die weltgrößten Volkswirtschaften USA und China zählen - schrumpften dagegen um 0,7 Prozent.
Die Importe fielen um 0,2 Prozent schwächer aus als im Vormonat. Hier hatten Ökonomen einen Anstieg von 1,2 Prozent erwartet. Die Exporte übertrafen die Importe kalender- und saisonbereinigt um 24,0 Milliarden Euro.
"Motor läuft"
"Der Exportmotor läuft nur niedertourig", bemängelt Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag DIHK die neuesten Zahlen aus Wiesbaden. "Seit Monaten kommen die Ausfuhren nicht recht vom Fleck. Die für Deutschland so wichtigen Schwellenländer wie China, Russland oder Brasilien haben ihre Krise noch nicht überwunden. Im Handel mit den USA lässt der positive Wechselkurseffekt nach. Europa reißt es im Moment raus. Das allein reicht aber nicht aus, um den Exportmotor wieder richtig zum Laufen zu bringen."
Für Ralph Solveen von der Commerzbank sind die Zahlen dagegen "recht ordentlich ausgefallen. Das relativ hohe Niveau vom März wurde gehalten. Bei den Exporten sieht es für das zweite Quartal etwas positiver aus nach der schleppenden Entwicklung in den vorigen Quartalen. Aber das Umfeld für die Ausfuhren ist insgesamt nicht besonders gut - auch wegen des relativ starken Euro."
Das Glas halb voll oder halb leer
Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus ist für die Zukunft optimistischer als die meisten seiner Kollegen: "Der Welthandel lief im ersten Quartal ausgesprochen schwach. Jetzt beginnt er sich zu stabilisieren. Das hilft den deutschen Exporteuren. Die Dynamik ist aber insgesamt noch gering. Für eine nachhaltige Belebung wäre wichtig, dass wieder mehr Impulse aus den Schwellenländern kommen."
Für Thomas Gitzel von der VR Bank sind die Zeiten des deutschen Exportbooms sind erst einmal vorbei. "Die Ausfuhren zeigen derzeit eher ein trübes Bild. Die schleppende Exportentwicklung ist aber nicht etwa Ausdruck einer verringerten Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte als vielmehr Abbild des dahinsiechenden Welthandels. Auch andere Exportschwergewichte wie etwa China tun sich derzeit mit ihren Exporten schwer. Solange die Weltwirtschaft nicht nennenswert in Fahrt kommt, wird sich an der gegenwärtigen Lage kaum etwas ändern."
wen/zdh (dpa, rtrd, destatis)