Deutsche Ex-Kolonie Bougainville stimmt für Unabhängigkeit
11. Dezember 2019In einer Volksabstimmung auf der Pazifikinsel Bougainville hat es eine klare Mehrheit für die Trennung von Papua-Neuguinea gegeben. Dies teilte die Wahlkommission in der Hauptstadt Buka mit. Demzufolge stimmten in der bislang autonomen Provinz von mehr als 180.000 Wählern annähernd 98 Prozent für die Unabhängigkeit. Damit wird Bougainville nun mit einiger Wahrscheinlichkeit jüngster Staat der Welt.
Das Parlament von Papua-Neuguinea muss das Ergebnis des Referendums noch ratifizieren. Das Ausmaß des Sieges der Unabhängigkeits-Befürworter dürfte den Druck auf die Regierung in Port Moresby erhöhen, sich der Abspaltung der bislang als autonomes Gebiet zu Papua-Neuguinea gehörenden Insel nicht in den Weg zu stellen.
Der Chef der Referendums-Kommission, der frühere irische Regierungschef Bertie Ahern, forderte alle Beteiligten auf, das Ergebnis anzuerkennen. Dieses zeige "die Macht des Stiftes über die Waffen". Das Referendum sei eine Etappe auf dem Weg der Insel zu einer friedlichen Zukunft.
Das Unabhängigkeitsreferendum war 2001 im Rahmen eines Friedensabkommens zugesagt worden, mit dem ein Konflikt zwischen Rebellen auf Bougainville einerseits und dem Sicherheitsapparat von Papua-Neuguinea sowie ausländischen Söldnern andererseits beendet wurde. In dem ein Jahrzehnt andauernden Konflikt waren mehr als 15.000 Menschen getötet und tausende weitere vertrieben worden.
Wegen der geografischen Besonderheiten zog sich das Referendum über mehr als zwei Wochen hin. Die Region ist knapp 9000 Quadratkilometer groß. Sie besteht aus der Hauptinsel Bougainville, der nördlich gelegenen Insel Buka sowie mehreren kleineren Inselgruppen.
Benannt ist die Provinz nach dem französischen Abenteurer Louis Antoine de Bougainville. Von den 1880er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg war sie Teil von Deutsch-Neuguinea. Dann wurde sie von Australien besetzt, bis sie schließlich 1975 Teil von Papua-Neuguinea wurde.
Auf Bougainville gibt es größere Vorkommen an Kupfer und Gold. Die Bevölkerung ist jedoch sehr arm. Zudem leidet die Insel durch den Abbau der Rohstoffe an Umweltproblemen.
stu/AR (dpa, afp)