Deutsche Dressur-Equipe brilliert in Tokio
27. Juli 2021Vor vier Monaten war wohl niemand weiter von einer Goldmedaille entfernt als sie - gesundheitlich aber vor allem mental. Die deutsche Dressurreiterin Dorothee Schneider hatte sich Ende April bei einem Sturz vom Pferd einen Schlüsselbeinbruch zugezogen. Viel schlimmer aber als die Verletzung war jedoch der Grund für den Unfall: Als sie beim Turnier in Pforzheim bei Stuttgart als Drittplatzierte zur Ehrenrunde angaloppierte, brach ihre Stute Rock and Rose, genannt Rosi, plötzlich tot unter ihr zusammen. Ein sogenannter Sekundentod durch einen Riss in der Aorta, der Hauptschlagader.
Zwar war Rock and Rose nicht als Olympiapferd vorgesehen und Schneider konnte nach kürzer Verletzungspause bald wieder in den Sattel, doch saß der Schock tief. Umso schöner war es daher zu sehen, wie groß die Freude bei Schneider nach ihrem Ritt auf Showtime, ihrem Top-Pferd, im olympischen Dressurviereck von Tokio war. "Das musste ich natürlich erstmal erst einmal verarbeiten und verkraften und der Anlauf in dieses großartige Team war kurz", sagte sie nach der Siegerehrung im ARD-Interview. "Ich freue mich riesig, auch wenn ich diesen Unfall hatte. Aber ich bin ja genesen - auch mental. Daher ist die Freude riesig."
Mit einem starken und sicheren Auftritt hatte Schneider, die erste deutsche Starterin, ihre Equipe als auf Goldkurs geführt. "Ich habe viel riskiert. Ich hatte auch einen Fehler drin, aber insgesamt hatte ich Showtime viel besser in der Hand", sagte sie anschließend. "Er ist ein besonderes Pferd. Die Power, die er bringt, wenn er nach vorne geht - das ist ein Riesengefühl. Ich bin begeistert."
Von Bredow-Werndl erfüllt sich Kindheitstraum
Für Begeisterung sorgten anschließend auch die Auftritte von Isabell Werth auf Bella Rose und Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera. Werth legte mit ihrem Paradepferd eine fast fehlerfreie Darbietung hin, von Bredow-Werndl, die ihre ersten Olympischen Spiele erlebt, brachte die Goldmedaille als letzte Reiterin des Wettbewerbs ins Ziel.
"Es ist ein Kindheitstraum, überhaupt bei einer Olympiade zu reiten. Ein weiterer, Mannschaftsolympiasiegerin zu werden. Beide sind heute in Erfüllung gegangen", strahlte die 35-Jährige.
Werth vervollständigt Sammlung
Für Werth war das Mannschaftsgold von Tokio bereits der siebte Olympiasieg. Im Einzel könnte am Mittwoch der achte folgen, mit dem die 52-Jährige zur erfolgreichsten deutschen Sommer-Olympionikin, der Kanutin Birgit Fischer, aufschließen würde. Davon wollte sie zunächst aber nichts wissen:
"Jetzt genießen wir erstmal den heutigen Tag. Wir sind happy. Nach all den Vorschusslorbeeren und den ganzen Erwartungen ist es wichtig, das man es auch vernünftig zu Ende bringt.", sagte sie und freute sich über ihre Goldmedaille: "Das ist eine sehr schöne Medaille", lobte sie lachend das Design. "Schön, und schön schwer!" Schweres Edelmetall für einen Sieg, der von außen betrachtet ganz leicht aussah.