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Deutsche Bischöfe für Luftschläge gegen IS

Stefan Dege23. September 2014

Millionen Menschen sind auf der Flucht vor den Kämpfern des "Islamischen Staates". So halten Deutschlands katholische Bischöfe eine militärische Bekämpfung der Terrormiliz im Irak und in Syrien für unausweichlich.

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Irak Gewalt gegen Christen
Bild: AFP/Getty Images

Ein begrenzter Einsatz von Gewalt sei vertretbar, solange eine andere plausible Strategie nicht erkennbar sei, betonten die Bischöfe am Dienstag bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda. "Der Angreifer muss aufgehalten werden", forderte der Vorsitzende der Weltkirche-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Ludwig Schick.

Mehr als eine Solidaritätsadresse war es denn auch, was Schick an die Öffentlichkeit richtete, als er gemeinsam mit dem chaldäisch-katholischen Erzbischof von Mossul, Nona, ein verheerendes Bild von der humanitären Lage im Nordirak zeichnete: 120.000 Christen seien aus ihrer Heimat in die Kirchen der Städte und Dörfer Kurdistans geflüchtet. Dort seien gegenwärtig alle Gotteshäuser mit Tausenden von Menschen überfüllt, ebenso wie Hallen, Parks, Schulen und Rohbauten. Es fehle an Lebensmitteln, winterfesten Unterkünften und medizinischer Versorgung.

Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Foto: dpa
Der Bamberger Erzbischof Ludwig SchickBild: picture alliance/dpa

Flüchtlingen droht ein harter Winter

Die katholische Kirche bleibt nach den Worten Schicks bei ihrer der grundlegenden Überzeugung, dass "Frieden im Allgemeinen und auch Frieden im Mittleren Osten nicht das Ergebnis eines Waffengangs" sein könne. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR sind allein in den vergangenen vier Tagen 138.000 Nordsyrer in der Türkei angekommen.

Der chaldäisch-katholische Erzbischofs von Mossul, Emil Schimoun Nona, mahnte "erträgliche Lebensverhältnisse für alle Menschen" im Syrien und Irak an. "Nur wenn die Systeme der allgemeinen Unterdrückung und der Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen überwunden werden", so Nona, "können Fanatismus und eine wachsende Neigung zur Gewalt besiegt und friedliche Gemeinwesen aufgebaut werden." Nötig sei auch eine starke, konfessionsübergreifende Regierung.

Christen im Irak. Foto: AHMAD AL-RUBAYE/AFP
Vor dem Exodus - Christen im IrakBild: Ahmad Al-Rubaye/AFP/Getty Images

Deutsche Bischöfe gegen christlichen Milizen

Erzbischof Schick forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, sich bei den militärischen wie nichtmilitärischen Einsätzen an den Belangen der Flüchtlinge zu orientieren: "Die humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge ist ein Gebot der Stunde." Den Flüchtlingen stehe ein unwirtlicher Winter bevor. Schick wandte sich gegen Vorschläge, christliche Milizen zum Kampf gegen die IS-Armee aufzustellen.

Nona wiederum wies Medienberichte zurück, wonach irakische Kirchenführer die Luftangriffe gegen die IS-Truppen ablehnten. Die Kritik richte sich nur dagegen, dass die Luftschläge allein nicht ausreichten und dass sie international legitimiert sein sollten.

Emil Shimoun Nona, Erzbischof von Mossul. Foto: Katholische Militärseelsorge / Jörg Volpers
Emil Shimoun Nona, der Erzbischof von MossulBild: Katholische Militärseelsorge/Jörg Volpers

Dagegen hatte der Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche im Irak, Louis Raphaël Sako, die Befürchtung geäußert, durch die Luftschläge gegen die IS müssten noch mehr Unschuldige sterben – Christen wie Muslime: "Bomben sind blind. Sie sehen nicht, wer in den Häusern lebt. Sie zerstören Häuser, Brunnen und andere Infrastruktur. Unschuldige werden sterben, und der Widerstand gegen die Bombardements wird dem IS neue Anhänger zutreiben. Arabische Staaten müssen einen dauerhaften Ausweg finden. Das Ziel muss eine tolerante Gesellschaft sein, in der Glaubensgemeinschaften friedlich miteinander leben können", wird Sako in einem Beitrag für den Deutschlandfunk zitiert.

sd/kk (dpa/epd/KNA)