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Deutsche Bank spart sich aus der Krise

Andreas Framke Reuters
26. Oktober 2017

Energisches Sparen und weniger Ausgaben für Rechtsstreitigkeiten: Beim größten privaten Geldinstitut Deutschlands sinken die Kosten kräftig - und kompensieren so das maue Handelsgeschäft.

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Deutsche Bank - Symbolbild
Bild: picture-alliance/dpa/D. Kalker

John Cryan versucht erneut den Befreiungsschlag: Nach heftiger Kritik einiger Großaktionäre nicht zuletzt an seiner Person präsentierte der Deutsche-Bank-Chef am Donnerstag für das Sommerquartal einen überraschend hohen Gewinn. Zwar brachen die Erträge der Investmentbank und im Wertpapierhandel abermals ein, dafür sorgten aber geringere Kosten für Rechtsstreitigkeiten und der laufende Personal- und Filialabbau für mehr Geld in der Kasse. Deshalb schlug Cryan optimistischere Töne an als zuletzt: "Wir sind überzeugt, dass die Früchte unserer Arbeit in den kommenden Quartalen und Jahren Schritt für Schritt sichtbarer werden", erklärte er. Der Umbau im Privatkundengeschäft und der Börsengang der Vermögensverwaltung werden konkret.

An der Börse wurde Cryans Botschaft allerdings ignoriert: Die Deutsche-Bank-Aktie fiel um gut zwei Prozent auf 14,20 Euro und war damit einer der größten Dax-Verlierer. "Der Gewinnschub ist eine reine Kostengeschichte, operativ läuft es gar nicht gut", sagte ein Händler in Frankfurt. "Die Marke Deutsche Bank scheint nicht mehr zu ziehen."

Weniger Geld für Skandale

Das Vorsteuerergebnis stieg im dritten Quartal trotz eines zehnprozentigen Ertragsrückgangs auf 933 Millionen Euro - ein Plus von 51 Prozent. Unter dem Strich standen 649 Millionen Euro zu Buche - mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr. Ein Grund war, dass die Bank weniger Geld für Skandale der Vergangenheit ausgeben musste. Die größten Rechtsstreitigkeiten sind mittlerweile zu den Akten gelegt. Erst am Mittwoch war ein weiterer Vergleich in der Affäre um manipulierte Referenzzinssätze bekannt geworden, für den das Institut 220 Millionen Dollar berappt.

Cryan deutete in einem Brief an die Belegschaft an, dass bei vielen Kunden das Vertrauen in die Deutsche Bank zurückkehrt. "Wir waren selten zuvor in einem Quartal so erfolgreich darin, uns künftiges Geschäft zu sichern", schrieb der Brite, dem einige zuletzt nur noch Monate gegeben hatten, bis die Geduld von Ankerinvestoren wie dem Emirat Katar oder der chinesischen HNA-Gruppe reißt. Am Donnerstag tagte auch der Aufsichtsrat in Frankfurt und beriet über das Zahlenwerk.

Schwächer als die Konkurrenz

Im prestigeträchtigen und hochmargigen Investmentbanking machte sich die von Cryan wahrgenommene neue Lust der Kunden auf seine Bank in den vergangenen Monaten noch nicht bemerkbar. Die Erträge fielen um 23 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Im wichtigen Handel mit Anleihen und Währungen brachen die Erträge wegen der Zurückhaltung vieler großer Anleger sogar um 36 Prozent ein.

Große US-Konkurrenten wie Goldman Sachs oder Morgan Stanley hatten hier zwar ebenfalls Federn lassen müssen, allerdings weniger als die Deutsche Bank, die noch vor wenigen Jahren das Geschäft dominiert hatte. Helmut Hipper, Fondsmanager bei Union Investment, einem der 20 größten Aktionäre, bemängelte: "Die anderen Bereiche der Bank sehen stabiler aus. Eine Trendwende ist kurzfristig nicht zu erwarten."

Hoffnung auf einen Bonus

Insgesamt gelang es Cryan, die Kosten im Quartal um 14 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro zu drücken. Dazu trug nicht zuletzt der weitere Abbau von Personal und die Schließung von Filialen sowie der Rückzug aus einigen Märkten bei. Insgesamt hat die Deutsche Bank heute 4000 Mitarbeiter weniger als noch vor einem Jahr. Die verbleibende Mannschaft kann darauf hoffen, nach der erzwungenen Pause im vergangenen Geschäftsjahr nun wieder einen Bonus zu bekommen. Die Bank habe für die variable Vergütung mehr Geld zurückgelegt, schrieb Cryan in seinem Mitarbeiterbrief. Ob es für 2017 nach den harten Sanierungsjahren auch eine Dividende geben wird, hatte die Bank zuletzt noch offen gelassen.

In der Privat- und Firmenkundenbank steht nun die Integration der Postbank an. Ein Eckpunktepapier mit den Gewerkschaften und die lange erwartete Tarifeinigung bei der Postbank machen den Weg dafür frei. Für die Mannschaft im Privatkundengeschäft gibt es nun einen Kündigungsschutz bis Mitte 2021 - allerdings ist der geplante Stellenabbau damit nicht vom Tisch, er soll lediglich möglichst sozialverträglich laufen und auf freiwilligen Lösungen basieren. Die Gespräche beginnen in Kürze. Zahlen nannte die Deutsche Bank noch nicht.

Der ebenfalls konkret werdende Börsengang der Vermögensverwaltung bedeutet das Ende der Marke Sal. Oppenheim. Die 2009 im Zuge der Karstadt-Quelle-Krise übernommene Privatbank wird zerschlagen. Ihr Filetstück - die quantitative Aktienanlage - wird der "Deutschen Asset Management" zugeschlagen. Diese wird damit für den Börsengang, der rund zwei Milliarden Euro in Cryans Kasse spülen soll, hübsch gemacht. Das Listing wird im Frühjahr erwartet.