1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutsche-Bank-Chefs treten zurück

7. Juni 2015

Betrugsvorwürfe, Skandale und eine Spitze, die sich uneinig ist: Die Deutsche Bank macht mit immer neuen Schlagzeilen von sich Reden. Nun platzt die nächste Bombe: die Co-Chefs Fitschen und Jain treten zurück.

https://p.dw.com/p/1FczA
Deutsche Bank Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/K. Pfaffenbach

Die Co-Chefs der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen und Anshu Jain, haben überraschend ihren Rücktritt angekündigt. Fitschen werde nach der nächsten Hauptversammlung im Mai 2016 gehen, Jain zum Ende des Monats, teilte die Deutsche Bank mit. Der Aufsichtsrat habe Jain allerdings gebeten, bis Januar 2016 als Berater der Bank zur Verfügung zu stehen.

Cryan soll Deutsche Bank auf Kurs bringen

Nachfolger soll der frühere UBS-Finanzchef John Cryan werden. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank kündigte an, Cyran werde zum 1. Juli 2015 Co-Vorstandsvorsitzender. Nach dem Ausscheiden von Fitschen solle er alleiniger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank werden. "Unsere Zukunft hängt davon ab, wie gut wir unsere Strategie umsetzen, unsere Kunden überzeugen und die Komplexität reduzieren", sagte Cyran zu seiner neuen Aufgabe. Der 54-jährige Brite ist seit 2013 Mitglied des Aufsichtsrats und hat die Funktion des Vorsitzenden des Prüfungsausschusses inne. Von 2008 bis 2011 war er Finanzvorstand der UBS.

"Zu diesem Zeitpunkt die richtige Entscheidung"

Jain erklärte seinen Entschluss: Nach der Aufstellung der neuen Strategie der Deutschen Bank sei es "zu diesem Zeitpunkt die richtige Entscheidung für die Bank und für mich, eine neue Führung zu etablieren." Künftig will die Deutsche Bank ihr Privatkundengeschäft einschränken und sich von der Postbank trennen.

Aufsichtsratschef Paul Achleitner dankte den beiden Co-Chefs: "Ihre Entscheidung, ihr Amt früher als geplant niederzulegen, zeigt auf eine beeindruckende Weise ihre Einstellung, die Interessen der Bank vor ihre eigenen zu stellen".

"Auf dem richtigen Weg"?

Fitschen und Jain standen schon länger unter Druck: Bei der Hauptversammlung Mitte Mai in Frankfurt räumten sie selbst ein, dass ihre bisherige Amtszeit seit Juni 2012 keine reine Erfolgsgeschichte gewesen sei. Der Abbau von Altlasten sei teurer und dauere länger als gedacht. Zudem habe das Management die neuen Vorgaben der Aufseher weltweit unterschätzt. Beide Co-Chefs bekräftigten dennoch, sie fühlten sich auf "dem richtigen Weg".

Die Aktionäre der Deutschen Bank überzeugte das nicht, sie straften das Führungsduo ab. Nur 61 Prozent der Anwesenden stimmten dort für eine Entlastung der zuletzt heftig in der Kritik stehenden Vorstandsvorsitzenden. Üblich sind mindestens 90 Prozent. Besonders große Vorwürfe musste sich der langjährigen Chef-Investmentbanker Jain gefallen lassen. Großinvestoren wie Kleinanleger werfen ihm vor, eine Mitschuld daran zu tragen, dass die Bank durch teure Rechtsstreitigkeiten belastet wird.

Rechtsstreitigkeiten und Rekordstrafen

Immer wieder wird die Deutsche Bank von den Skandalen der Vergangenheit eingeholt. Derzeit schlägt sich der Konzern mit mehreren tausend kleineren und größeren Fällen herum. Für drohende juristische Niederlagen hatte die Bank bislang 3,2 Milliarden Euro auf die Seite gelegt - und der Vorstand hatte nicht ausgeschlossen, dass noch etwas dazu kommen könnte. "Die Belastung durch Rechtsstreitigkeiten ist nach wie vor zu hoch", hatte Co-Chef Jürgen Fitschen im Januar gesagt.

Zuletzt musste sie im Libor-Skandal um die Manipulation von Zinssätzen einen teuren Vergleich mit britischen und amerikanischen Behörden eingehen. Sie zahlte eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden US-Dollar.

nin/hf (dpa, rtr)