Autobauer wollen in China wachsen
21. April 2015Die Aussichten für den größten Automarkt der Welt in China haben sich zur internationalen Automesse in Shanghai besonders für deutsche Hersteller eingetrübt. Während Marktführer Volkswagen in China im ersten Quartal nur noch einen Zuwachs von zwei Prozent verbuchen konnte, beschreiben Experten die Aussichten für den Gesamtmarkt in diesem Jahr als "nicht so rosig". Der Wettbewerb werde härter, auch steige der Preisdruck, sagte Cui Dongshu, Chefökonom von Chinas Vereinigung der Personenwagenindustrie. Nach seiner Einschätzung wird der Oberklassemarkt, wo besonders die deutschen Hersteller vertreten sind, in diesem Jahr mit nur noch sieben oder acht Prozent erstmals langsamer wachsen als der Gesamtmarkt. Auch beim deutschen Branchenverband VDA geht man nur noch von "konservativ geschätzten" sechs Prozent Wachstum aus. Bisher hatten Experten mehr als zehn Prozent Wachstum vorhergesagt.
Chinesen verlangen nach anderen Modellen
Von der neuen Situation profitierten besonders chinesische Hersteller mit günstigeren Modellen, ihr Marktanteil habe sich spürbar verbessert. Das Wachstum verlagere sich zudem von den wohlhabenden Städten im Osten nach Zentral- und Westchina, wo die Kunden "praktische Autos" suchten - mit Platz, bequemen Sitzen und Straßentauglichkeit. Deutsche Marken wie Volkswagen hätten kein ausreichendes Angebot dafür. "Deswegen ist ihr Geschäft auch so eingebrochen", sagt Cui Dongshu. VW-China-Vorstand Jochem Heizmann räumte hier Nachholbedarf ein: "Das Wachstum kommt besonders stark aus Segmenten, in denen wir nicht vertreten sind."
Neue SUV-Modelle sollen Absatz beleben
Auch die anderen deutschen Hersteller wollen auf die Entwicklung reagieren und planen eine Umstellung ihrer Modellpalette. Während bei Daimler die Produktion des Kompakt-SUV GLA anläuft, ist es beim Rivalen BMW "sehr wahrscheinlich", dass in Kürze mindestens ein weiteres Modell in Geländewagen-Optik aus dem chinesischen Werk rollen wird, so ein Sprecher des Münchener Unternehmens. Auch Kunden mit mehr Geld wollten mehr und mehr selbst hinter dem Steuer sitzen und sich nicht mehr chauffieren lassen. Damit steige die Nachfrage nach SUV-Modellen stärker als die nach klassischen Limousinen.
Geschäft verlagert sich von den Metropolen in die Mittelstädte
Hersteller Audi gab sich unverändert optimistisch und setzt auf das Kompaktsegment. Auch das langsamere Wachstum auf dem größten Automarkt der Welt bedeute nicht, "dass sich Oberklassewagen schlecht verkaufen", so Audi-China-Chef Dietmar Voggenreiter. Die Kaufkraft verlagere sich aber eher in das Mittelklasse- und Kompaktwagensegment, das zu einem der Wachstumstreiber geworden sei. Als weiterer Trend zeige sich die Verlagerung von den Top-50-Metropolen in die Städte der zweiten Ebene, die zunehmend wichtiger würden. In China gibt es rund 125 Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern. Langfristig geht die Branche von einem großen Potential aus. Während in Deutschland gut 540 PKW auf 1.000 Einwohner kommen, der VDA, sind es in China bislang nur 52 PKW
bru/hb (dp / AFP)