Deutsche Autobauer geben in den USA Gas
9. Januar 2012VW und Daimler sehen sich auf dem wichtigen US-Markt auf der Überholspur. Sie wollen die Verkäufe in diesem Jahr ankurbeln und bereiten sich mit dem Ausbau ihrer Fertigung vor Ort auf eine weiter steigende Nachfrage vor. Die Konzerne machten ihre Pläne kurz vor der Auto Show in Detroit öffentlich. Die wichtigste nordamerikanische Automesse öffnete am Montag (09.01.2012) mit einem Pressetag ihre Pforten.
VW will nach eigenen Angaben seine Verkäufe in den USA in diesem Jahr auf mehr als 500.000 Wagen steigern. Im vergangenen Jahr lieferte der Konzern auf dem US-Markt knapp 450.000 Fahrzeuge aus. Das waren 23 Prozent mehr als 2010. Das Absatzplus ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg von VW an die Weltspitze, denn die USA bleiben einer der lukrativsten Märkte. VW-Chef Martin Winterkorn teilte in Detroit mit, der Gesamtkonzern habe 2011 weltweit erstmals mehr als acht Millionen Fahrzeuge verkauft.
VW will General Motors ausstechen
Volkswagen war in den USA lange nur schwach vertreten, während asiatische Hersteller wie Toyota dort auftrumpfen konnten. Bis spätestens 2018 will VW der weltweit größte Autokonzern sein. Derzeit sind die Wolfsburger Nummer zwei hinter General Motors.
Neben VW sind auch die anderen deutschen Autobauer in den USA stark vertreten. Daimler konnte in den USA inklusive seiner Kleinstwagen-Tochter Smart 267.000 Wagen verkaufen. Noch vor Daimler rangiert BMW. Zusammen mit der Kleinwagen-Marke Mini verkauften die Bayern 305.000 Wagen - ein Plus von 15 Prozent.
Erfolge vor allem in der Oberklasse
Es ist vor allem das so genannte Premiumsegment, in dem die deutschen Autokonzerne erfolgreich sind. Die zum BMW-Konzern gehörende Luxusmarke Rolls-Royce konnte - der weltweiten Wirtschaftskrise zum Trotz - im vergangenen Jahr so viele Autos verkaufen wie nie zuvor. Mit 3538 abgesetzten Wagen lag das Plus im Vergleich zum Vorjahr bei 31 Prozent, teilte Torsten Müller-Ötvös, Chef der britischen BMW-Tochter, in London mit. Bisher hatte 32 Jahre lang die Höchstmarke aus dem Jahr 1978 gegolten.
Auch für Rolls-Royce zählen die USA zu den bedeutendsten Absatzmärkten. Mehr als 1.000 der Edelkarossen gingen an amerikanische Käufer - ähnlich viele wurden laut Müller-Ötvös übrigens in China verkauft. Vor allem das etwas kleinere und weniger auffällige Ghost-Modell, das es für rund 250 000 Euro gebe, habe zum Aufschwung beigetragen. Es spreche jüngere Leute in der Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen und vor allem auch Frauen an.
Auch Audi plant Produktion in Nordamerika
Um die Führungsrolle weiter auszubauen, plant die VW-Tochter Audi eine Produktion in Nordamerika. Volkswagen selbst hatte im vergangenen Jahr schon ein eigenes Werk im US-Bundesstaat Tennessee eröffnet. Daimler hat bereits seit 1997 ein PKW-Werk in den USA und zwar am Standort Tuscaloosa im Bundessstaat Alabama. Seit 2010 gibt es eine enge Zusammenarbeit mit Renault-Nissan. Beide Konzerne beliefern sich gegenseitig mit Motoren, die in den USA gemeinsam gefertigt werden. Auch bei Elektroautos gibt es eine Kooperation.
Die Autoshow in Detroit ist bis zum 22. Januar geöffnet. Im vergangenen Jahr waren rund 730.000 Besucher gekommen. Detroit bleibt damit die wichtigste Automesse auf dem nordamerikanischen Kontinent. Klar ist allerdings auch: Das Geschehen hat sich nach Asien verlagert. Dort ist der Stammsitz von Toyota und Hyundai- den schärfsten Rivalen von VW und General Motors im Kampf um die weltweite Vorrangstellung.
Autor: Hans Ziegler / Stephan Stickelmann (afp, dpa, rtr, dapd)
Redaktion: Reinhard Kleber