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Erdogan in Berlin

2. November 2011

Mit einem Festakt in Berlin würdigten die deutsche und die türkische Regierung den 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens. Der türkische Ministerpräsident Erdogan richtete dabei erneut kritische Worte an Deutschland.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel und der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan (Foto: dapd)
Bild: dapd
Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht am Mittwoch (02.11.11) im Auswärtigen Amt in Berlin auf dem Festakt zum 50. Jahretag des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens für Gastarbeiter (Foto: dapd)
Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht auf dem Festakt in BerlinBild: dapd

"Durch sie ist unser Leben reicher und vielfältiger geworden", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die 2,5 Millionen Türken in Deutschland. Als Deutschland und die Türkei 1961 das Anwerbeabkommen schlossen, war eine dauerhafte Einwanderung der sogenannten Gastarbeiter nicht vorgesehen. Inzwischen sind die "türkischstämmigen Bewohner Deutschlands", wie Merkel sie etwas steif nannte, ein Teil der deutschen Gesellschaft.

"Deutschland ist für die Türken keine fremde Heimat mehr", betonte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan beim Festakt zum 50. Jahrestag des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens in Berlin. Er verwies darauf, dass mehr als 70.000 türkische Betriebe in Deutschland 350.000 Arbeitsplätze geschaffen hätten, auch für deutsche Mitarbeiter.

Kritik an Deutschland

Es war kein Zufall, dass Erdogan die Rolle der Türken in Deutschland so herausstellte. Schon vor Beginn der Feierlichkeiten hatte der Ministerpräsident in einem Zeitungsinterview beklagt, Deutschland würdige die Leistungen der Türken nicht genug. Dass Familienangehörige in der Türkei erst Deutsch lernen müssen, bevor sie nach Deutschland nachziehen dürfen, hält Erdogan für "eine Verletzung der Menschenrechte".

Bundeskanzlerin Angela Merkel (v.l.), Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan (CDU), der türkische Ministerpraesident Recep Tayyip Erdogan und seine Frau Emine am Mittwoch (02.11.11) in Berlin (Foto: dapd)
Bundeskanzlerin Merkel (v.li.) mit Niedersachsens Sozialministerin Özkan sowie Ministerpräsident Erdogan mit Frau EmineBild: dapd

Ein Vorwurf, den die Bundesregierung umgehend zurückwies. "Die deutsche Sprache zu beherrschen und zu erlernen ist zwingend für eine gelungene Integration", betonte die Bundeskanzlerin. Ein Gedanke, den auch durch die niedersächsische Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) immer wieder mit Hinweis auf ihren eigenen Werdegang betont: Sie war als kleines Kind mit ihren Eltern aus der Türkei nach Deutschland gekommen.

Und so mischten sich in die Würdigung der Gemeinsamkeiten einige Missklänge. Für Erdogan ist es ein Stein des Anstoßes, dass in Deutschland geborene Türken sich im Alter zwischen 18 und 23 Jahren für den deutschen oder den türkischen Pass entscheiden müssen. "Wir leben in einer Welt, in der die doppelte Staatsbürgerschaft Normalität ist, auch innerhalb der Europäischen Union."

Für Bundeskanzlerin Merkel ist die doppelte Staatsbürgerschaft hingegen nicht erstrebenswert. Sie sieht gute Gründe, sich für einen Pass zu entscheiden - etwa, dass man nicht in den Armeen zweier verschiedener Nationen dienen könne.

Mehr Hilfe beim EU-Beitritt

Auch der von der Türkei angestrebte EU-Beitritt kam bei Erdogans Berlin-Besuch zur Sprache. Seit geraumer Zeit stagnieren die Beitrittsverhandlungen - vor allem wegen ungelöster Fragen im Zypern-Konflikt.

Symbolbild EU - Türkei
Die Türkei will in die EU - ein Weg mit Hindernissen

Die Christdemokraten, die Partei von Angela Merkel, stehen einem EU-Beitritt der Türkei eher skeptisch gegenüber. Daher tritt die Bundeskanzlerin in Brüssel auch nicht als Fürsprecherin des türkischen Anliegens auf.

Genau das aber forderte Erdogan: Die besonderen deutsch-türkischen Beziehungen müssten auch zu einer besonders großen Unterstützung Deutschlands in den Beitrittsverhandlungen führen. Merkel kommentierte diesen Wunsch nicht weiter. Bevor sie sich wieder der Rettung des Euros zuwandte, sagte sie lediglich, die derzeitige Krise der Gemeinschaftswährung habe keinerlei Einfluss auf die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei.


Autorin: Nina Werkhäuser
Redaktion: Sabine Kinkartz/Hartmut Lüning