Menschenrechtspreis für syrische Weißhelme
1. Dezember 2016"Es ist unser aller Pflicht, Menschen in Not zu helfen", sagte der italienische Arzt Pietro Bartolo, einer der Preisträger. Auf der Insel Lampedusa, wo er wohnt, hat er die Not täglich vor Augen: Immer wieder wagen sich Flüchtlinge in wackeligen Booten über das Mittelmeer. Viele ertrinken, andere kommen mit schweren Verletzungen auf Lampedusa an. Ihnen hilft Bartolo, so gut er kann. Aber er stelle auch viele Totenscheine aus, berichtete der Mediziner. Daher nahm er seinen Preis mit einem Appell entgegen: "Lasst uns die Flüchtlinge abholen. Sie kommen ja sowieso. Dann muss niemand mehr im Mittelmeer ertrinken", sagte Bartolo im Weltsaal des Auswärtigen Amts.
Preisträger aus vier Kontinenten
Neben dem Arzt aus Lampedusa erhielten vierzehn weitere Menschenrechtsaktivisten den erstmals vergebenen Preis. So die Anwältin Sarah Belal, die in Pakistan gegen die Todesstrafe kämpft. 423 Todesurteile wurden seit Dezember 2014 vollsteckt, als das Moratorium gegen die Todesstrafe in Pakistan aufgehoben wurde. Maria da Penha aus Brasilien setzt sich für den Schutz von Frauen gegen häusliche Gewalt ein - schwere Misshandlungen und Mordversuche ihres Mannes brachten sie selbst in den Rollstuhl.
Die Anwältin Jacqueline Moudeina aus dem Tschad trug maßgeblich dazu bei, dass der frühere Diktator Hissène Habré vor Gericht gestellt und 2016 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Die Kanadierin Beverly K. Jacobs macht sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung stark, vor allem für Frauen und Mädchen. Einen Sonderpreis bekamen die syrischen Weißhelme, eine Gruppe von 3000 Freiwilligen, die Menschen im syrischen Bürgerkrieg retten und dabei oft ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. "Die Weißhelme verteidigen die Menschlichkeit in einem totalen Krieg, dessen Opfer Zivilisten sind", sagte der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault. "Wenn Zivilisten massakriert werden, dürfen wir nicht schweigen."
In China inhaftiert
Außenminister Frank-Walter Steinmeier lobte den Mut, das Mitgefühl und die Beharrlichkeit der Preisträger im Einsatz für andere. "Sie machen uns Mut, dass wir für die Rechte unserer Mitmenschen kämpfen müssen, dass Wegschauen keine Haltung ist." Die chinesische Menschenrechtsaktivistin Wang Qiaoling, die persönlich nicht zur Preisverleihung nach Berlin kommen konnte, meldete sich per Videobotschaft. "Ihre Aufmerksamkeit ist eine große Unterstützung für uns", betonte Wang Qiaoling.
Ihr Mann, der chinesische Menschenrechtsanwalt Li Heping, sitzt seit fünfzehn Monaten in Untersuchungshaft. Anlässlich der Preisverleihung forderten die Außenminister Steinmeier und Ayrault seine Freilassung: In der chinesischen Verfassung sei der Grundsatz verankert, dass Rechtsanwälte ihre Mandanten ungehindert verteidigen dürfen. Daher "rufen wir die chinesische Regierung auf, Li Heping unverzüglich freizulassen".