Der Wert eines Handtuchs: eine andere Packliste fürs Leben
25. Mai 2024Wissen sie, was ein Polizist/eine Polizistin so alles am Einsatzgürtel mit sich führt? Ich kann es ihnen einmal aufzählen. Es ist eine Liste voller Vorbereitung auf das Unvorhersehbare: Handschuhe für den direkten Kontakt, Pfefferspray und Schlagstock zur Selbstverteidigung, Handschellen für Festnahmen, Durchsuchungsbeutel für Beweismittel, eine Taschenlampe und nicht zu vergessen die Dienstwaffe mit einem Ersatzmagazin. Der Einsatzgürtel, ein Sammelsurium an Schutzmaßnahmen, wiegt mittlerweile über fünf Kilo. Diese Ausrüstung ist notwendig geworden, denn die Aufgaben der Polizei werden zunehmend gefährlicher und anspruchsvoller. Mit Hilfe dieser Einsatzmittel soll gewährleistet werden, dass sie auf die unterschiedlichsten Einsatzlagen schnell und effizient reagieren können, um sich und andere gut zu beschützen. Das ist nicht schön, aber leider Realität.
Doch was tragen wir selbst mit uns, um unser Leben zu meistern, um den Herausforderungen, die uns das Leben stellt, gewachsen zu sein? Was haben sie an ihrem Einsatzgürtel so alles dabei?
Wir neigen eher dazu, unseren Einsatzgürtel aufzurüsten, um uns gegen jegliches Risiko abzusichern, dem wir auf unserer Lebensreise begegnen könnten. Wir schließen Versicherungen ab, häufen Geld an und umgeben uns mit Dingen, von denen wir glauben, dass sie uns Sicherheit und Glück bringen.
Am internationalen Tag des Handtuchs, der jedes Jahr am 25. Mai gefeiert wird, wird eine andere Perspektive vorgeschlagen: Vielleicht reicht für unsere Reise ein einfaches Handtuch aus.
Dieser Handtuch-Tag ist eine Reminiszenz an den bekannten Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams (1952–2001). Darin wird für einen Trip durchs Weltall in einem Reiseführer die Mitnahme eines Handtuchs empfohlen. Denn ein Handtuch ist mehr als nur ein Stück Stoff – es ist vielseitig einsetzbar und in den unterschiedlichsten Situationen hilfreich. Es kann als Waffe dienen oder als Signalgeber, als Unterlage für ein intergalaktisches Picknick oder als Trostspender. Ein Handtuch allein kann genügen, um die Herausforderungen einer interstellaren Reise zu meistern, den Rest bekommt man unterwegs dazu.
Ähnlich einfach gestaltet sich die Anleitung, die Jesus seinen Jüngern gab, als er sie aussandte, um das Reich Gottes zu verkünden. So ermutigt er sie im 9. Kapitel des Lukasevangeliums ohne große Vorräte und ohne materielle Sicherheiten aufzubrechen: „Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd.“
Zweimal also die Botschaft, mit wenig auszukommen, mit leichtem Gepäck zu reisen – vielleicht sogar nur mit einem Handtuch.
Was aber ist das "Handtuch" eines Christen? Was sollte das sein, mit dem wir uns auf unsere Lebensreise machen? Was hält uns warm, wenn uns kalter Wind entgegen bläst? Was lässt uns ruhig schlafen, wenn es Turbulenzen gibt? Und was hilft uns, wenn uns das Leben im Regen stehen lässt?
Die Antwort Jesu lautet: Es sind nicht materielle Güter, die uns auf unserer Lebensreise weiterhelfen, vielmehr sind es Gottvertrauen, Glaube, Hoffnung und Liebe. Es ist das Vertrauen an einen Gott, der das Weltgeschick und mein Lebensschicksal in seinen Händen hält. Es ist der Glaube, dass dieser Gott die Untiefen und Schlaglöcher unseres Lebens kennt und sie mit seinem Tod und seiner Auferstehung überwunden hat. Es ist die Hoffnung, dass dieser Gott ein vergebender Gott ist. Dass wir unsere Verfehlungen nicht ewig mit uns herumtragen müssen und ein Neuanfang immer möglich ist. Und es ist die Liebe, die er uns schenkt und die wir in Nächstenliebe und Barmherzigkeit anderen weitergeben sollen. All das ist unser "Handtuch" auf unserem Weg durch das Leben. Es ist das, was uns letztendlich Wärme, Schutz und Zuversicht schenkt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen inspirierenden Tag des Handtuchs, voller Gelassenheit und innerer Stärke, der sie einlädt ihren Einsatzgürtel immer wieder mal abzulegen.
Matthias Zöller, Jahrgang 1968, hat Katholische Theologie und Sozialpädagogik in Benediktbeuern und Würzburg studiert. Er arbeitet seit über 25 Jahren als Pastoralreferent für das Bistum Würzburg. Nach 14 Jahren in der kirchlichen Jugendarbeit (KjG/BDKJ) ist er seit 2017 als Polizeiseelsorger für das Polizeipräsidium Unterfranken tätig. Auf seinem Instagram-Kanal @polizeiseelsorger_zoeller gibt er Einblicke in seine Arbeit und Impulse und Tipps für Polizistinnen und Polizisten.