Der weibliche Blick auf Bolsonaro
Laut Hochrechnungen hat Brasilien Jair Bolsonaro, der für frauenverachtende Sprüche bekannt ist, zum Präsidenten gewählt. Was halten Brasilianerinnen von ihm?
"Bolsonaro ist die beste Option"
Geschäftsfrau Patricia Nunes unterstützt Jair Bolsonaro. "Ich denke, Bolsonaro ist nicht nur die beste Option für brasilianische Frauen, sondern für das ganze Land", ist die 39-Jährige überzeugt. "Ich glaube nicht, dass er die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen befeuert. Feminismus ist kein Kampf mehr für Frauenrechte, sondern wird zu einem Kampf zwischen Männern und Frauen."
"Niemals Bolsonaro!"
Fotografin Marina Alves ist gegen Kandidat Bolsonaro. "Ich will und hoffe, dass der nächste Präsident das Recht auf Leben, Freiheit und Demokratie garantiert!", fordert die 32-Jährige. "Das heißt: Nein Bolsonaro, niemals Bolsonaro! Unser Präsident sollte jemand sein, der die fundamentalen Menschenrechte respektiert, die wir mit politischem Kampf und Kunst gewonnen haben!"
"Mann mit Werten"
Anders sieht es die 50-jährige Rose Nascimento aus Rio de Janeiro. "Ich bin wirklich besorgt wegen der Gewalt", sagt die Geschäftsfrau. "Ich habe neun Kinder und ich bin Großmutter. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie ihr Leben in dieser unsicheren Stadt sein wird. Ich hoffe, Bolsonaro wird etwas dagegen tun." Er sei ein "Mann, der die Familienwerte respektiert".
"Nicht rückwärts gehen"
Mohara Valle ist 28 Jahre alt und setzt sich für die Rechte schwarzer Frauen ein. Sie hat Angst, dass Minderheitenrechte unter Bolsonaro leiden könnten. "Wir wollen nicht rückwärts gehen", so Valle. "Wir müssen für mehr Politik kämpfen, die uns nicht nur leben, sondern gut leben lässt mit den vollen Rechten für unsere eigenen Körper."
"Familie, die Nation und Gott"
Krankenschwester Larissa Lombardi wird für Bolsonaro stimmen. "Ich habe zwölf Jahre in Venezuela gelebt. Ich möchte nicht, dass meine Tochter in einem Land aufwächst, das keine gute Verwaltung hat", so Lombardi. "Bolsonaro wird dank seiner militärischen Ausbildung die Werte, die die Armee lehrt, retten: Familie, die Nation und Gott."
"Bessere Gesundheitsversorgung"
Adriana Ribas ist nicht für Bolsonaro. Die 28-Jährige studiert Internationale Beziehungen und hat ein besonderes Anliegen: "Wir müssen dringend Abtreibung als ein Thema der öffentlichen Gesundheit anerkennen. Frauen müssen bisher illegal abtreiben, weil der Staat keine sichere und qualitative Unterstützung anbietet. Ich hoffe auf eine Politik, die Frauen unterstützt."
"Investition in Bildung"
Die 46-jährige Anwältin Claudia Brun weiß, wen sie wählen wird: Jair Bolsonaro. "Ich hoffe, er wird die Korruption beenden und in Bildung, Gesundheit und Sicherheit investieren."
"Respektvoll"
Übersetzerin Anna Nystrom kann sich vorstellen, Fernando Haddad von der linken Arbeiterpartei zu wählen. "Ich hoffe, der neue Präsident ist vor allem respektvoll - und dass er Frauen vor Gewalt schützt. Das ist immer noch ein Problem in Brasilien", so die 55-Jährige. "Und ich hoffe, er ist ein Verfechter der gleichen Rechte für Frauen und Männer."