Der Trabi wird 60
7. November 2017Der Trabi hat viele Spitznamen: Rennpappe, Plastikbomber oder Sachsenporsche. An allen ist etwas dran. Das Auto beseht aus einem Duroplastgehäuse - was nichts anderes ist als Kunststoff. Blech war in der DDR Mangelware, deshalb bedienten sich die Autobauer eben an den Rohstoffen, die vorhanden waren. Sie formten den Trabi mithilfe einer Mixtur aus gepressten Baumwollfasern, Kunstharzen und Lumpen. Ein Vorteil: Das Auto konnte nicht komplett durchrosten - denn allzu viel Metall war nicht verbaut.
Innovation? Nein, danke!
An eine Weiterentwicklung dachten die ostdeutschen Ingenieure zwar, sie fertigten sogar Prototyen an, aber die DDR-Führung bremste die Autobauer aus. Neue, innovative Fahrzeuge durften nicht hergestellt werden, was dazu führte, dass die ostdeutsche Autoindustrie nicht mit der westlichen Schritt halten konnte. Der Trabi blieb eine dreckige, laute Abgasschleuder. Doch da es zu dem Kleinwagen kaum eine erschwingliche Alternative gab, wurde er in der DDR trotzdem gekauft. Mehr noch: Ihm wurde sehnlichst entgegengefiebert. Denn die Bauzeit zog sich. Wer ein Auto haben wollte, musste jahrelang darauf warten. Die Nachfrage überstieg das Angebot bei weitem. Zum Vergleich: Rund 16,4 Millionen Menschen lebten 1989 in der DDR, insgesamt wurden von 1959 bis 1991 aber nur rund drei Millionen Trabis gebaut.
1989: Trabi ist "Auto des Jahres"
Das vom TIME-Magazin 1989 zum "Auto des Jahres" gekürte Fahrzeug verschwand kurz nach der Wende schnell von Deutschlands Straßen. Im Westen gab es schnittigere, moderne Automobile, die Ost- und Westdeutsche mehr ansprachen als das kompakte, wenig komfortable, optisch und technisch altmodische Fahrzeug aus dem Osten. 1991 wurde die Produktion schließlich ganz eingestellt. Doch die Region blieb ein wichtiger Standort der deutschen Automobilindustrie. VW siedelte sich in Zwickau, Chemnitz und Eisenach an und baute dort den Golf und den ersten Polo. Opel produzierte ab 1992 ebenfalls Autos in Eisenach. Zahlreiche Zulieferbetriebe sind heute in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt zuhause. Die Automobilbranche gehört in diesen Bundesländern zu den wichtigsten Industriezweigen.
Beliebter Oldtimer
Mittlerweile hat auch der Trabi wieder seine Fans gefunden. Anfang des Jahres waren in Deutschland nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts rund 34.500 Trabis zugelassen. Jährlich finden Trabi-Treffen statt. Auch als Oldtimer ist der Trabi beliebt. Im ehemaligen Audi-Werk in Zwickau ist heute das August-Horch-Museum untergebracht, ein Automobilmuseum, in dem auch Trabi-Fans auf ihre Kosten kommen. Die weltweit einzige noch existierende Fertigungsanlage für die Herstellung von Duroplast - dem Material, das den Trabi einmalig machte - kann dort ab 10. November besichtigt werden. Ebenso wie einige Trabi-Prototypen, die in der DDR entwickelt wurden, aber nie in Serie gingen.
rey/suc (afp, dpa, mdr)