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Der Schönling ist Weltfußballer

Jan-Hendrik Raffler13. Januar 2014

Der beste Fußballer der Welt heißt: Cristiano Ronaldo. Der Portugiese erhält damit wie schon 2008 die größte Anerkennung für einen Fußballer. Er ist eben nicht nur ein Schönling, sondern auch ein begnadeter Sportler.

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Cristiano Ronaldo bei der Preisverleihung zu Tränen gerührt
Bild: Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images

Als sein Name fiel, schloss er kurz die Augen und konnte danach die Tränen nicht zurückhalten. Voller Emotionen hielt Cristiano Ronaldo dann seine Dankesrede, an der Hand seinen Sohn. Die Konkurrenz war mit dem Argentinier und Dauerkonkurrenten Lionel Messi und Europas Fußballer des Jahres, Franck Ribéry, sehr groß gewesen, umso mehr freute sich Ronaldo über die Auszeichnung. "Es ist schwierig zu beschreiben, was ich gerade fühle. Es ist großartig, diesen Ballon d'Or gewonnen zu haben. Es ist ein sehr emotionaler Moment für mich", sagte er noch immer unter Tränen.

Harter Einstand

Als Cristiano Ronaldo mit zwölf Jahren von seiner Heimatinsel Madeira, wo er für den Club Nacional Funchal gespielt hatte, in die Kaderschmiede des Hauptstadtclubs Sporting Lissabon wechselte, wurde er von den anderen Jugendlichen wegen seines starken Dialekts zunächst gehänselt. Dann aber überzeugte er alle Kritiker durch Leistung. Mit 17 Jahren debütierte er in Sportings erster Mannschaft. Schon bei seinem zweiten Ligaspiel steuerte er zwei Treffer zum 3:0-Sieg gegen Moreirense bei. Schnell gab es Anfragen aus dem Ausland, doch der FC Liverpool, einer der interessiertesten Anwärter auf eine Verpflichtung, zögerte, da er Ronaldo etwas mehr Zeit geben wollte, sich zu entwickeln.

Dieses Zögern nutzte ausgerechnet Manchester United, Liverpools Erzrivale in der englischen Premier League. Bei einem Freundschaftsspiel gegen Manchester United im Jahr 2003 war Cristiano Ronaldo ManU-Coach Alex Ferguson so positiv aufgefallen, dass der ihn nach Manchester lotste, wo der junge Portugiese endgültig zum Star wurde. In sechs Jahren holte er unter anderem drei Meistertitel und die Champions League und wurde zum Fußballer des Jahres 2008 gewählt.

Gefürchtet: Ronaldos Freistöße

Dabei entwickelte sich der 1,85 Meter große Modellathlet zum nahezu kompletten Angreifer. Schnell und trickreich am Ball erzielte Ronaldo seine Tore wahlweise nach explosiven Antritten, wuchtigen Kopfbällen oder - und das mit Vorliebe - durch sein Markenzeichen: direkte Freistöße aus der Distanz. Beine breit auseinander, Brust raus und böse gucken - ehe er die Freistöße über die Mauer zirkelt.

Cristiano Ronaldo beim Freistoß
Unverkennbar: Ronaldo vor seinem FreistoßBild: Getty Images

2009 verpflichtete ihn Real Madrid. Die Spanier zahlten 93 Millionen Euro Ablöse. Er war nun ein Königlicher und der teuerste Spieler der Welt. Bei seiner Präsentation im Bernabeu-Stadion wurde Cristiano Ronaldo von 80.000 Fans begeistert empfangen. Der Gefeierte revanchierte sich artig mit den Worten: "Für mich ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Ich spiele für Real Madrid!" Die Vorschusslorbeeren der Real Fans waren nicht umsonst: In seiner ersten Saison traf Ronaldo über 20 Mal ins gegnerische Netz.

Obwohl Cristiano Ronaldo durch seine starken Dribblings und seine Kaltschnäuzigkeit vorm gegnerischen Tor seinesgleichen sucht, ist er auch bekannt dafür, oft die Nerven zu verlieren. So sah er vor allem in seiner jungen Profikarriere zahlreiche Gelbe und Rote Karten, weil er sein Temperament nicht immer im Griff hatte.

Posterboy und Werbeikone

Ronaldo ist erfolgreich, attraktiv und er ist selbstverliebt. Es sind diese drei Eigenschaften, die den Offensivspieler für die Öffentlichkeit so interessant machen. Stets perfekt gestylt und mit teuren Brillanten im Ohr ist er zur Werbeikone geworden. Bei Nike, dem größten Sportartikelhersteller der Welt, ist Ronaldo das Zugpferd. Viele Frauen kennen ihn nicht etwa wegen seiner Leistung auf dem Fußballplatz, sondern weil er ihnen mit seinem Popeye-Körper täglich in Unterhose von irgendwelchen Werbetafeln zugrinst. Doch immer wieder beweist Ronaldo, dass er nicht nur ein Schönling ist, sondern vor allem ein unfassbar erfolgeicher Fußballspieler. Nicht nur auf Vereinsebene, sondern auch in der Nationalmannschaft.

Fußball WM 2014 Qualifikationsspiel Schweden - Portugal Jubel Ronaldo
Nationalheld Ronaldo schießt seine Portugiesen zur WM nach BrasilienBild: Jonathan NackstrandAFP/Getty Images

Das System seiner Portugiesen ist eigentlich nur darauf angelegt, den Ball in Tornähe zu dem 28-Jährigen zu bringen. Denn dann ist gegen den zweifachen Weltfußballer (2008, 2013) kein Kraut gewachsen. Er ist schon jetzt Rekordtorschütze seines Landes (47 Treffer) und mit seinen 109 Länderspielen wird es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis er irgendwann Luis Figo (127) überholt haben wird. Spätestens nach der beeindruckenden Show in den Play-off-Spielen, in denen er seine Farben quasi im Alleingang zur WM nach Brasilien schoss, ist "CR7" endgültig zum Volkshelden aufgestiegen. Ganz so, wie es sich für einen Weltfußballer gehört.