Der RAF-Terror und seine Toten
Sie wollten die Welt verbessern und zogen dafür eine Blutspur durch Deutschland: Vor 30 Jahren ermordeten RAF-Terroristen den Deutsche Bank-Chef Alfred Herrhausen - eines von 34 Opfern der Linksextremisten.
Bombe auf einem Kinderfahrrad
Am frühen Morgen des 30. Novembers 1989 verlässt Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen sein Haus in Bad Homburg. Begleitet von Sicherheitsleuten in zwei weiteren Limousinen will er sich ins nahe Frankfurt am Main fahren lassen. Plötzlich zerreißt eine Explosion die morgendliche Ruhe. Mehrere Kilo Sprengstoff, deponiert auf einem Kinderfahrrad an der Strecke, sind detoniert.
Herrhausen als Ziel des RAF-Hasses
Die Bombe tötet den Spitzenmanager Herrhausen (im Bild), sein Fahrer überlebt verletzt. Zu dem Attentat bekennt sich die RAF. Die Terroristen haben es auf hochrangige Vertreter von Staat und Gesellschaft abgesehen: Juristen, Bankiers und Politiker. In der Ideologie der Linksextremisten sind sie Symbolfiguren, die einen "gerechten Staat ohne Unterdrückung und Ausbeutung" behindern.
Erstes Mordopfer bei Polizeikontrolle
Spurensicherung: Ende Oktober 1971 wird der Zivilfahnder Norbert Schmid in Hamburg nach einer Personenkontrolle zweier RAF-Mitglieder erschossen. Der 32-jährige ist das erste Mordopfer der Rote-Armee-Fraktion, die 1970 unter anderen von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof gegründet wurde. Anfangs ging es um Brandstiftung, von nun an macht die RAF auch vor Mord nicht halt.
Auch USA im Fadenkreuz des Terrors
Der Terror beschränkt sich nicht auf Stellvertreter des deutschen Staates. Die USA ziehen ebenfalls den Hass der RAF auf sich. Mit zwei Autobomben verübt ein Kommando am 24. Mai 1972 einen Anschlag auf das europäische Hauptquartier der US-Armee in Heidelberg. Drei Soldaten werden getötet. Wenige Tage zuvor war bereits ein Soldat bei einem ähnlichen Attentat in Frankfurt ermordet worden.
Attentat auf deutsche Botschaft
Selbst im Ausland setzt die RAF ihren Schrecken fort: Am 24. April 1975 überfallen sechs Terroristen die deutsche Botschaft in Stockholm und nehmen 27 Geiseln. Während der Geiselnahme werden die Botschaftsattachés Andreas von Mirbach und Heinz Hillegaart von den Terroristen erschossen.
Tödliche Schüsse vom Motorrad
An einem Feiertag in Karlsruhe im April 1977 taucht neben dem Dienstwagen des damaligen Generalbundesanwalts Siegfried Buback ein Motorrad auf. Vom Rücksitz feuert eine vermummte Person mit einem automatischen Gewehr in das Fahrzeug. Der Generalbundesanwalt, der mächtigste deutsche Ankläger, sein Fahrer und ein Beamter haben keine Chance zu überleben. Die Täter flüchten unerkannt.
Zäsur in der deutschen Geschichte
Unter großer öffentlicher Teilnahme werden Generalbundesanwalt Buback und die beiden anderen Opfer beerdigt. Die drei Särge sind bei der Trauerfeier mit dem Bundesadler bedeckt in einer Kirche aufgebahrt. Der Anschlag auf Buback gilt als Auftakt des Terrorjahres 1977, das im sogenannten Deutschen Herbst gipfelt, eine der schwersten Krisen in der Geschichte der Bundesrepublik.
Opferzugang über die Familie
Am 30. Juli 1977 dringt ein RAF-Kommando in das Haus von Jürgen Ponto ein, des Vorstandssprechers der Dresdner Bank. Die RAF will ihn als Geisel nehmen. Als Ponto sich wehrt, wird er erschossen. Ponto geriet in den Fokus der RAF als eine Terroristin über die Freundschaft ihrer Familie zu den Pontos berichtete und ihnen damit Zugang zum Opfer bot.
Für Inszenierung missbraucht
Ein Foto, das um die Welt geht: Am 5. September 1977 entführen RAF-Terroristen in Köln Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. Sie erschießen seinen Fahrer und drei Sicherheitsbeamte. Die Terroristen inszenieren später mit dem Gefangenen Videobotschaften, um öffentlichen Druck aufzubauen. Bei Schleyers Entführung geht es damit auch um die Frage: Darf sich ein Staat erpressen lassen?
Ermordung nach gescheiterter Geiselnahme
Im Oktober 1977 scheitert der Versuch palästinensischer Terroristen mit der Entführung einer Lufthansa-Maschine, RAF-Mitglieder aus der Haft freizupressen. Die Elite-Einheit GSG 9 hatte die in Mogadischu stehende Boeing erfolgreich gestürmt. Als Reaktion begehen inhaftierte RAF-Führungsmitglieder Selbstmord. Schleyer wird daraufhin am 18. Oktober mit einem Kopfschuss förmlich hingerichtet.
Im Visier des Scharfschützens
Nach Deutsche-Bank-Chef Herrhausen wird Detlev Karsten Rohwedder zum nächsten prominenten Opfer der Extremisten: Am 1. April 1991 erschießt ein Scharfschütze der RAF den Vorstandsvorsitzenden der Treuhandanstalt in seinem Haus in Düsseldorf - aus 63 Metern Entfernung. Der Täter konnte bis heute nicht ermittelt werden. Rohwedders Ermordung gehört zu den ungeklärten RAF-Verbrechen.
Der Tod am Gleisbett
27. Juni 1993: Während der geplanten Festnahme der RAF-Mitglieder Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld auf dem Bahnhof von Bad Kleinen kommt es zu einem Schusswechsel, bei dem der GSG 9-Polizeikommissar Michael Newrzella ums Leben kommt. Der genaue Vorgang konnte nie vollständig aufgeklärt werden. Fest seht, Newrezella ist das letzte Opfer des Terrors der RAF. 1998 erklärt sie ihre Selbstauflösung.