Der Popstar aus dem All
13. November 2014Im blauen Overall und mit leicht gerötetem Kopf betrat Alexander Gerst das Pressezentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Er sei gerade erst vom Laufband gestiegen, entschuldigte er sich bei den Journalisten für seine Gesichtsfarbe. Die Atmosphäre im überfüllten Pressezentrum glich eher der Autogrammstunde eines Rockstars, als der Zusammenfassung einer wissenschaftlichen Reise ins All. "Mir geht's gut", sagte er auf die Frage nach seinem Gesundheitszustand - und wie zur Demonstration lag vor ihm ein glänzender, roter Apfel.
Rückblick auf eine erfolgreiche Mission
Zahlreiche Menschen verfolgten Alexander Gersts "Blue Dot"-Mission über Facebook und Twitter. Gerst nutzte diese Plattformen, um sein ganz persönliches Bild von der Welt zu vermitteln. Auf die Frage nach einer Botschaft seiner Mission antwortete er: "Wenn man da oben auf den kleinen blauen Planeten runterschaut, und wenn man dann sieht, wie viel Schwarz da herum ist, dann wirkt es grotesk, dass sich Menschen bekriegen oder Wälder abbrennen, die wir zum Überleben brauchen." Immer wieder betonte er, "wie zerbrechlich unsere Erde ist". Überhaupt wandte Alexander Gerst den Blick häufig auf unsere Welt, anstatt in die Weiten des Alls zu schauen.
Die Abläufe auf der ISS, beim Start und bei der Landung auf der Erde, beschrieb Gerst so beiläufig, als wäre es das Normalste überhaupt. Dabei muss vor allem das Landemanöver für Alexander Gerst körperlich extrem anstrengend gewesen sein. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre konnten Alexander Gerst und seine Kollegen die auf den Körper einwirkenden Kräfte auf einer Anzeige verfolgen. Als die bereits bedenkliche Zahl 4,9 g abzulesen war "wollten wir auch noch die 5 g auf der Anzeige sehen", scherzte Alexander Gerst. Zur Veranschaulichung: Bei einer Belastung von 5 g drückt das fünffache des Eigengewichts auf den Körper - und in diesem Fall Alexander Gerst in seinen Sitz der Raumkapsel! Richtig zu atmen, fällt bei solchen Kräften schwer.
Die Zukunft als Astronaut
Auf der Pressekonferenz gibt er zu, seinen Beruf als Vulkanologe - den er als zweitbesten der Welt bezeichnet - "an den Nagel gehängt zu haben". Er wolle sich auch weiterhin voll und ganz auf die Raumfahrt konzentrieren. Gerst schloss nicht aus, ein weiteres Mal ins All zu fliegen. Sogar eine bemannte Mission zum Mars könne er sich vorstellen. Technisch sei ein solches Unterfangen seiner Ansicht nach ohnehin längst möglich. Die Umsetzung sei lediglich eine "Entscheidungsfrage".
Und auch bei einer möglichen Marsmission geht es ihm vor allem um die Erde: Auf dem Mars würde er erfahren wollen, was dort schiefgelaufen ist. Denn der rote Planet war nicht immer das wüste Ödland, das wir aus Bildern des Mars-Rovers Curiosity kennen, sondern der Erde sogar recht ähnlich. Es liege in der Natur des Menschen, Neues entdecken zu wollen, meint Gerst. Was für die Seefahrer das andere Ende des Meeres war, sei für die Astronauten unter anderem der Mars.
Doch bis Gerst sich auf neue Weltraum-Abenteuer einlassen kann, muss er sich erst mal irdischen Dingen widmen - wie zum Beispiel einem "Selfie" mit der Staatssekretärin für Luft- und Raumfahrt, Brigitte Zypries.